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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Ecke der langen Theke gestellt hatten. Er lauschte eine Weile und entnahm ihrem Geplauder, dass sie allesamt Zöglinge eines Institutes waren, an dem Söhne der angeseheneren bürgerlichen Familien auf Verwaltungsaufgaben bei Hofe und auf den großen Gütern vorbereitet wurden. Eines der weniger beliebten Unterrichtsfächer war die Buchhaltung, und Lluigolf schmunzelte bei dem Gedanken, dass Hadmut sich darüber aufs Trefflichste mit diesen beiden jungen Herren hätte austauschen können. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wo sie dieses Wissen erworben haben mochte.
    Eine Gesprächspause nutzend, räusperte er sich höflich und wandte sich an den neben ihm Stehenden: »Verzeih mir meine Aufdringlichkeit, aber ich bin gerade erst in der Residenz eingetroffen. Du kannst mir sicher ein paar wertvolle Hinweise geben, was es hier Sehenswertes gibt?«
    Der junge Mann stellte sein Bier ab und sah seinen Nachbarn an. Der lehnte sich vor und musterte Lluigolf vom Kopf bis zu den Füßen. »Wo kommst du her?«, fragte er mit schwerer Zunge. »Du hörst dich an wie ein verdammtes Landei!«
    Lluigolf schluckte die Beleidigung und gab die Geschichte wieder, die Rutilo ihm eingetrichtert hatte. Die beiden jungen Männer lauschten nicht besonders interessiert und beschrieben ihm dann den Weg zu ein paar Plätzen in der Stadt. Ein Aussichtsturm in der Nordstadt war dabei, die Gärten des Stadtpalastes, die gelegentlich auch Besuchern offen standen, der große Markt, eine Reihe von Gasthäusern und natürlich der große Flusshafen mit seinen Speicherhäusern. Mit gedämpfter Stimme und nachdem er sich umgesehen hatte, ob auch kein fremdes Ohr lauschte, hatte sein Nachbar ihm auch noch die Adresse eines sehr empfehlenswerten und in seinem Gewerbe durchaus respektablen Hurenhauses genannt und ihm empfohlen, sich bei einem Besuch auf ihn, Bruno, zu berufen.
    Lluigolf machte sich einige Notizen, bedankte sich artig und gab den beiden jungen Männern ein kleines Bier aus. Seine Feuerprobe hatte er bestanden – bisher zweifelte niemand daran, dass er in diese Gesellschaft gehörte.
    Sie tranken ihr Bier und schwatzten über Nichtigkeiten. Brunos bezechter Freund ließ keine Gelegenheit aus, sich über Lluis und seine ländliche Sprechweise lustig zu machen. Lluis machte gute Miene zum bösen Spiel und nahm den Spottvogel genauer unter die Lupe. Da hing ein Schnupftuch halb aus der Jackentasche, die sich recht unschön beulte. Das wollte er einmal aus der Nähe betrachten. Er schob sich zwischen die beiden jungen Männer und klopfte ihnen auf die Schultern, wobei er sich angetrunken gebärdete. Er rief der Wirtin lautstark eine neue Bestellung für sich und seine neuen Freunde zu und hakte dabei den Spottvogel zutraulich unter. Der ließ es sich gefallen, bis das Bier vor seiner Nase stand, dann machte er sich mit einem rüden Scherz über besoffene Bauerntölpel frei.
    Lluigolf zog sich zurück, wobei er sich beleidigt gab, und setzte sich schließlich schmollend ans Ende der Theke. In seiner Jackentasche ruhte ein Beutelchen von verheißungsvoller Schwere.
    Kurz zog er in Erwägung, auch Bruno um seinen Beutel zu erleichtern, aber das ungute Gefühl, dass jemand ihn beobachtete, ließ ihn den Gedanken verwerfen.
    Er drehte sich um und lehnte sich lässig gegen die Theke. Rutilo saß still in seinem Stuhl und schien ein Nickerchen zu machen. Ganz sicher war nicht er es, von dem Lluigolf sich observiert fühlte. Er ließ langsam, wie absichtslos den Blick schweifen und fand schließlich, was er suchte. Aus der Ecke, in der die beiden Männer beim Kartenspiel saßen, beobachtete ihn ein Paar nussbrauner Augen mit einem gleichermaßen erstaunten wie amüsierten Blick.
    Lluigolf erwiderte den Blick, wobei sein Magen einen kleinen Salto schlug. Sein Gegenüber zwinkerte kurz und deutete mit dem Kopf zur Tür. Lluigolf nickte unbehaglich. Er sah zu, wie der andere den Gasthof verließ und ging dann eilig zu Rutilo. »Ich habe das hier genommen«, flüsterte er und ließ das Beutelchen in Rutilos Hand fallen. »Es hat sich angeboten. Aber ich bin entdeckt worden – jemand, der mich kennt. Er will mich draußen vor der Tür treffen.«
    Der Blick seines Lehrers war scharf und kalt. Er nickte, steckte das Beutelchen ein und drückte Lluigolf im Gegenzug etwas anderes in die Hand. »Ich weiß,

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