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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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geeignet und sie hatte ihren Rucksack mit den Utensilien nicht bei sich gehabt. Womöglich spähte sie nur in Vibols Auftrag ein Anwesen aus, das sich für einen Einbruch eignete.
    Entmutigt wanderte er noch eine Weile umher und betrachtete die schönen Stadthäuser und großen Gärten, bevor er sich auf den langen Rückweg machte.

    Am nächsten Abend wagte er sich erneut an die Verfolgung. Sie waren spät unterwegs, denn heute hatte Hadmut sich zuerst mit Vibol getroffen, während Lluigolf vor dem Einäugigen auf sie gewartet hatte.
    In seiner Tasche knisterte der Brief in der schönen Handschrift, den sie ihm überbracht hatte. Er hatte ihn in seinem Zimmer gespannt geöffnet und die formvollendete Begrüßung gelesen. Der Brief fuhr fort: Unser geschätzter zwergischer Freund und ich fragen uns voller Bangen, ob du den unliebsamen Zwischenfall wohl gut überstanden haben magst. Wir haben uns an einigen Abenden in der von dir bevorzugten Lokalität eingefunden, aber auch der freundliche, wenn auch wortkarge Wirt konnte uns über deinen Verbleib nicht weiter aufklären. Dann schlug er einen Tag für ein erneutes Treffen im Einäugigen vor und schloss: Auf immer dein dir sehr ergebener – GARNESS
    Der kampferprobte Recke schrieb also nicht nur eine schwungvolle Handschrift, wenn er jemandem ein blaues Auge verpasste. Das war erstaunlich, ebenso erstaunlich wie die gefühlvolle Singstimme des Kämpen.
    Endlich erschien Hadmut, und das Spiel vom Vortag wiederholte sich. Dieses Mal verlor er sie schon früher aus den Augen, als sich eine prügelnde und schreiende Menge zwischen ihn und Hadmut schob. Als er den Aufruhr umrundet hatte, war von ihr nichts mehr zu sehen. Er ging noch weiter, den gleichen Weg, den er am Abend zuvor genommen hatte, in der Hoffnung, ihre Spur wieder aufnehmen zu können, aber das Glück schien ihm nicht gewogen.
    Er lief zurück durch die verwinkelten Gassen des Schweinekobens, passierte den Einäugigen und lief an der nächsten Ecke einem wahren Fels von Mensch in die Arme. »Du«, knurrte Lanto, Vibols rotbärtiger Leibwächter. »Er will mit dir sprechen.«
    Lluigolf rutschte das Herz in die Hose. Wenn die Kröte seine Ordonnanz nach ihm suchen ließ, verhieß das nichts Gutes.

    Vibol wartete wie gewöhnlich im Obergeschoss der Schenke auf ihn. Er saß da, die Hände auf dem Knauf seines Stockes gefaltet, als wolle er gerade aufbrechen, und betrachtete seine Fingernägel.
    Lanto schob Lluigolf in die Mitte des Raumes und schloss dann die Tür von außen. Vibol sah nicht auf, und Lluis trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er wagte es nicht, sich einen Stuhl heranzuziehen, und stand da wie ein Schuljunge, der eine Strafpredigt oder Schlimmeres erwartet.
    Endlich hob Vibol den Kopf. »Nun?«, sagte er nicht unfreundlich. »Was möchtest du mir berichten?«
    Lluis erzählte ihm von seinen vergeblichen Versuchen, Hadmut zu verfolgen. Die Kröte hörte ihm zu und schob unzufrieden die Unterlippe vor.
    Â»Du musst dir mehr Mühe geben«, sagte er. »Lass dich nicht abhängen. Kleb an ihren Fersen wie Pferdemist.«
    Â»Sie bemerkt mich, wenn ich ihr zu nahe komme«, wandte Lluis ein.
    Vibol stampfte mit seinem Stock auf. »Das ist mir gleich«, zischte er. Seine sonst so gelassene Miene war zornig, ein erschreckender Anblick. »Das Mädchen führt mich an der Nase herum, und das kann ich mir nicht bieten lassen! Wenn sie mit dem Pferdegesicht paktiert, muss ich das wissen. Du wirst beim nächsten Mal an ihr dran bleiben, verstanden? Spätestens in der nächsten Woche erwarte ich deinen Bericht.«
    Er stand auf, wartete, bis Lluigolf ihm die Tür geöffnet hatte, und hinkte hinaus. Lluis hörte, wie seine unregelmäßigen Schritte die Treppe hinabholperten und Lanto ihn unten empfing.
    Â»Geh nach Hause«, hörte er Vibol noch sagen. Dann klappte die Tür und schnitt das Stimmengewirr aus dem Gastraum ab.
    Lluigolf entließ den angehaltenen Atem und sank auf einen Stuhl. Also verdächtigte die Kröte Hadmut, sich mit dem Pferdegesicht eingelassen zu haben. Das war einer von Vibols Männern, der zu gierig geworden war und versucht hatte, die Kröte vom Thron zu stürzen. Das war ihm nicht gelungen, und er hatte aus der Residenz fliehen müssen, um Vibols Rache zu entgehen. Gerüchten zufolge war er aber

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