Die Seele der Elben
sogar in Weidenheim. Andererseits â¦
Ein bellender Wortwechsel vor der Tür riss ihn aus seinen Grübeleien. Zwei uniformierte bullige Orks stürmten in seine Zelle und rissen ihn von seinem Strohsack. Sie zerrten ihn in den Gang und eine Treppe hinauf, dann stand er im Hof und blinzelte geblendet ins schmerzhaft helle Tageslicht. Schemenhaft erkannte er den mächtigen Umriss des Rudelführers, der ihn missbilligend musterte.
Die Orks brachten ihn quer über den Hof in ein kahles Gelass, in dessen Ecken Stroh lag und in dem es nach Stallmist roch. Schweigend drückten sie ihn auf einen roh behauenen Holzblock nieder. Lluigolf betrachtete die verdächtigen dunklen Flecken und Spritzer auf dem Boden rund um den Block und schauderte.
Die beiden Wächter hielten ihn nicht fest und ihre Mienen waren stumpfsinnig, aber er wusste, dass der schwerfällige Eindruck täuschte.
Der Rudelführer trat ein und schloss die Tür hinter sich. Lluigolf straffte die Schultern.
»So, Junge«, sagte Groszbarrt. Er blieb vor Lluigolf stehen, der sah, dass der Ork einen Ledergurt zwischen beiden Händen spannte. Seine Miene war unbewegt und lieà nicht erkennen, was er vorhatte.
»Ich denke, wir müssen noch einmal miteinander reden«, fuhr der Rudelführer fort. Lluis starrte gebannt auf den Gurt und leckte sich über die plötzlich trockenen Lippen. »Junge.«
Lluis sah auf und erwiderte den Blick der hellen Augen, die ihn kalt und ohne Lidschlag fixierten.
»Du wolltest etwas sagen.«
Lluis schüttelte den Kopf. Der Rudelführer nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
»Hilla«, sagte er.
Lluis schluckte.
»Hilla, das Küchenmädchen, du erinnerst dich. Die du hier besuchen wolltest.« Groszbarrts Stimme und Miene waren neutral, fast freundlich.
»Ja?«, krächzte Lluis.
Groszbarrt sah ihn nur an. Der Lederriemen wanderte von der einen in die andere Hand, nicht bedrohlich, aber doch unübersehbar.
»Nun, vielleicht â¦Â« Lluisâ Gedanken überschlugen sich. »Vielleicht habe ich ihren Namen falsch verstanden?«
Der Ork öffnete die Lippen zu einem Lächeln â das jedoch wirkte durchaus bedrohlich. Lluigolf spürte, wie die beiden Ork-Wächter neben ihm sich strafften.
»Ich denke, wir können deinem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen.« Der Riemen klatschte in die Handfläche. Lluigolfs Bewacher zogen ihn hoch, drehten ihn wie eine Puppe in der Luft und legten ihn unsanft über den Holzbock. Lluis trat aus, und ein Grunzen verriet ihm, dass er einen der Wächter getroffen hatte, aber der schraubstockfeste Griff der Hände lockerte sich nicht um Haaresbreite.
Lluis schloss ergeben die Augen. Jemand zerrte seine Jacke von den Schultern, dann das Hemd, er lag, die Arme schmerzhaft verrenkt und bis zur Taille nackt, auf dem rauen Holzblock.
Die Erwartung des ersten Schlages lieà seine Nerven vibrieren. Er stellte sich vor, wie das Leder auf seine Haut traf und brennend hineinbiss, und wünschte sich beinahe, der Ork möge endlich beginnen, damit die eingebildete Qual von einem echten Schmerz abgelöst würde.
»Das Küchenmädchen«, sagte der Rudelführer. »Niemand weià von diesem Mädchen. Keins der Mädchen kennt einen Jungen wie dich.« Das Leder pfiff durch die Luft und Lluis hielt den Atem an. Aber Groszbarrt lieà ihn weiter zappeln. »Ich glaube, dass du mich belügst. Ich glaube, dass du Ãbles im Schilde führst.« Wieder sauste das Leder bösartig durch die Luft und klatschte auf den Stiefel des Rudelführers.
»Jemand schickt dich«, sagte der Rudelführer. Das Leder sauste herab und landete knallend auf dem Holzblock, dicht neben Lluigolfs Kopf. Er unterdrückte einen Schrei, der laute Knall hatte sein Ohr ertauben lassen. Der Ork, der seinen linken Arm festhielt, lachte knurrend.
»Jemand schickt dich«, wiederholte Groszbarrt. Lluis spannte die Muskeln und biss die Zähne zusammen. Er wusste, der nächste Schlag würde seinen Rücken treffen.
Der Riemen sang durch die Luft, und der Knall, mit dem er auftraf, war genauso ohrenbetäubend wie der letzte. Lluigolf stieà hart die Luft aus und sog sie keuchend wieder ein. Der Ork-Wächter lachte erneut, und diesmal stimmte der andere Ork keckernd mit ein.
»Bewacht die Tür«, sagte der Rudelführer. »Ich möchte alleine
Weitere Kostenlose Bücher