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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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war verschlossen, sie bemühte sich vergebens, darin zu lesen. Er schüttelte langsam den Kopf.
    Â»Vanandel«, sagte er endlich, »du musst mir helfen. Ich verstehe einige Dinge nicht.«
    Sie nickte abwartend.
    Er war sichtlich um Worte verlegen. »Du und dieser Bursche – ich weiß, dass ihr euch kennt.« Vanandel sagte nichts.
    Â»Ich habe ihn gesehen und mit ihm gesprochen, unten in der Stadt. Aber das weißt du ja, du warst schließlich dabei.«
    Vanandel verknotete die Hände im Schoß und nickte endlich.
    Groszbarrt seufzte. »Ich habe keine Ahnung, was dich mit ihm verbindet. Es geht mich nichts an. Aber ich bin in Sorge, weil dieser Junge wahrscheinlich ein übler Geselle ist. Ich bin in Sorge, dass er dich … kompromittiert. Oder in der Hand hat.«
    Vanandel stieß den Atem aus. »Groszbarrt«, sagte sie entschlossen, »Lluis ist kein übler Geselle. Und wenn jemand einen schlechten Einfluss hat, dann bin das wohl eher ich. Ich habe dort unten im Schweinekoben die eine oder andere Sache unternommen, die sicherlich nicht meines Vaters Billigung fände. Oder die deine.« Sie hielt die Luft an.
    Der Ork nickte langsam. »Ich habe dich gesehen«, wiederholte er. »Ich habe nicht sofort geglaubt, dass du es bist, aber du warst es.« Er breitete die Hände aus. »Ich habe meine Pflicht gegenüber meinem Herrn vernachlässigt, weil ich ihm nicht sofort Bericht erstattet habe. Und ich habe meine Pflicht doppelt und dreifach vernachlässigt, weil ich nicht sofort mit dir darüber gesprochen habe. Ich wollte dich nicht …« Er rieb sich müde das Gesicht. »Ich weiß nicht, was wir jetzt machen.«
    Vanandel schöpfte neue Hoffnung. Sie beugte sich vor und sagte eifrig: »Erst einmal machen wir gar nichts, Groszbarrt. Um Lluis kümmere ich mich, und dann sehen wir weiter. Mein Vater muss nichts davon erfahren, und wenn ich schaffe, was ich mir vorgenommen habe – und mit deiner Hilfe wird mir das sicher gelingen –, dann entgehe ich dieser Heirat und alles wird gut.« Solange der Schwindel nicht auffliegt, was er unweigerlich früher oder später tun wird, dachte Vanandel.
    Groszbarrt wirkte nicht glücklich. »Du wirst mir verraten, was du vorhast«, sagte er schließlich.
    Vanandel lächelte mit weitaus mehr Zuversicht, als sie selbst empfand. »Ich habe unten in der Stadt jemanden kennengelernt. Jemanden mit Einfluss. Er wird mir helfen, wenn ich von hier fortgehe.« Sie sah den Ork beschwörend an. »Das wird mir aber nicht gelingen, wenn du hinter mir her bist, sobald mein Verschwinden auffällt. Und mein Vater wird dich damit beauftragen, mich zu suchen. Du musst mir versprechen, nur zum Schein zu suchen – dann verspreche ich dir, dass ich dich immer über meinen Aufenthaltsort informiere und dir sage, wie es mir geht!« Sie lächelte schwach. »Meinetwegen lerne ich dafür auch Zwergenrunen.«
    Der Ork lächelte nicht. »Das kann ich nicht tun, Prinzessin«, sagte er gequält.
    Sie beugte sich vor. »Du hast gesagt, du würdest dein Leben für mich geben«, sagte sie leise. »War das nur leeres Gerede?«
    Er fuhr zurück, als hätte sie ihn geschlagen.
    Â»Das war die Wahrheit.« Er fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Dieser Mann, der dir helfen wird – er ist dein …«
    Â»Nein«, sagte sie scharf, weil sie wusste, was er sagen wollte. »Nein, das ist er nicht. Er ist so etwas wie ein Lehrer. Ich habe für ihn gearbeitet.«
    Â»Gearbeitet«, wiederholte er ungläubig.
    Sie wartete.
    Der Ork rang mit sich. Dann murmelte er: »Ich werde dich nicht verraten. Das kann ich dir versprechen – aber lass mir ein wenig Zeit. Ich muss darüber nachdenken, was es bedeutet, deinen Vater zu hintergehen.« Er sah sie flehend an. »Du verlangst viel, Prinzessin.«
    Â»Ich verlange weniger als dein Leben, Rudelführer«, erwiderte sie sanft.
    Â»Das ist wahr«, gab er bitter zurück. »Aber wir werden uns nicht mehr sehen – unabänderlicher, als wenn du nur mit deinem Gatten ziehst. Ein wenig werde ich also sterben.«
    Er war so bemüht, seinen Jammer nicht zu zeigen, und gleichzeitig so offensichtlich im Innersten getroffen, dass sie nicht anders konnte. Sie beugte sich über den Tisch und küsste ihn auf die Wange. »Danke für alles, Groszbarrt.«
    Er

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