Die Seele der Elben
sogar an eine zufällige, wenn auch verblüffende Ãhnlichkeit geglaubt, wäre da nicht ihr überraschter Gesichtsausdruck gewesen.
»Bring ihn zurück in sein â in seine Zelle«, sagte sie. »Ich möchte nicht, dass irgendjemand versucht, Informationen aus ihm herauszuprügeln.«
Groszbarrt legte den Riemen sorgfältig zusammen. »Sie befehlen, Hoheit.«
Sie kniff die Lippen zusammen, und zwischen ihren dunklen Brauen entstand eine steile Falte. Das war Hadmut, wie sie leibte und lebte, daran bestand kein Zweifel.
»Ich denke darüber nach, Groszbarrt«, beschied sie dem Ork.
»Wenn Sie es wünschen, übergebe ich den Gefangenen Ihrem Bruder.«
Hadmut hob abwehrend die Hände. »Auf keinen Fall«, sagte sie scharf. »Ich kümmere mich persönlich um diese Angelegenheit, Rudelführer. Das ist ein Befehl!«
Der Ork salutierte und bedeutete Lluis, er möge aufstehen und seine Kleider richten. »Warte«, sagte Hadmut und trat an seine Seite. Lluigolf musterte sie unter niedergeschlagenen Lidern und sah ihre Verblüffung, als sie seinen Rücken betrachtete.
»Du hast ihn gar nicht geschlagen!«, sagte sie anklagend. »Aber ich habe doch den Schlag und seinen Schrei gehört.«
»Er hat sich nur erschreckt«, erwiderte Groszbarrt unbewegt.
Sie stieà ein empörtes Lachen aus. »Das ist doch â¦Â«
»Ich könnte die Prügel nachholen, Hoheit«, bot der Rudelführer an.
Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Warum habe ich das Gefühl, dass du mit mir spielst, Groszbarrt?«
Lluigolf stieà den Atem aus, als ihm ein Licht aufging. »Er weià Bescheid, er hat uns zusammen gesehen«, entfuhr es ihm.
Hadmut hob die Hand, als wollte sie ihn schlagen. »Was schwätzt du da, Kerl?«, sagte sie im allerhochmütigsten Tonfall. »Soll ich den Rudelführer anweisen, dir eine ordentliche Tracht Prügel für deine AnmaÃung zu verpassen?«
Lluis hatte den Ork beobachtet und schüttelte nur den Kopf. »Sieh dir doch nur sein Gesicht an, Hadâ¦Â« Er verstummte.
Der Ork bemühte sich um eine eiserne Miene, aber da war wieder das verräterische Glitzern in seinen Augen. Hadmut starrte ihn aufgebracht an. »Du!«, fauchte sie. »Sperr ihn wieder ein! Und dann möchte ich mir dir reden!«
Groszbarrt griff nach Lluigolfs Arm. »Warte«, sagte sie. »Wo bringst du ihn hin?«
Der Ork zögerte. Lluigolf konnte seine Gedanken förmlich riechen.
Die so verwandelte Hadmut anscheinend auch. »Ich habe nicht vor, ihn bei Nacht und Nebel laufen zu lassen«, sagte sie.
»Die ehemaligen Waffenkammern«, sagte der Rudelführer widerwillig.
Sie nickte ungnädig. »Ich warte in der Wachstube auf dich.«
Lluigolf versuchte beim Hinausgehen einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen und zu erraten, was sie vorhatte, aber sie hatte sich abgewandt und betrachtete kopfschüttelnd den Holzklotz.
»Ich höre«, sagte Vanandel und schloss energisch die Tür zur Wachstube hinter sich. »Was sollte dieses Theater, Rudelführer?«
Groszbarrt lehnte sich zurück und betrachtete angelegentlich seine hornigen Fingernägel. »Ich weià nicht, was Sie meinen, Prinzessin«, sagte er.
Vanandel rauschte zum Tisch und stützte sich mit beiden Fäusten auf die Platte. Sie starrte den Ork wütend an, der ohne zu blinzeln ihren Blick erwiderte. »Groszbarrt, ich habe es dir schon einmal gesagt: Spiel nicht mit mir! Du hast so getan, als würdest du Lluis foltern.« Ihre Augen weiteten sich, und der Rudelführer lächelte.
»Verflucht«, sagte Vanandel aus tiefstem Herzen und setzte sich.
Groszbarrt schüttelte sacht den Kopf. »Meine Lippen sind zusammengenäht«, sagte er.
»Igitt«, machte Vanandel, und beide lachten.
»Was willst du von mir, Groszbarrt?«
Der Ork legte den Kopf schief, was seine Ãhnlichkeit mit einem melancholischen Hund noch vergröÃerte.
Vanandel seufzte. »Schau mal, Groszbarrt. Du hast dieses Schauspiel zu einem Zeitpunkt aufgeführt, wo du wusstest, dass ich nach dir suchen würde. Du hast eine ordentliche Notiz auf deinem Tisch zurückgelassen, damit ich dich auch ja finde. Und dann hast du Lluis dazu gebracht, zu schreien, damit ich auch ganz sicher in dein kleines Schauspiel hereinplatze. Also, was sollte das Ganze?«
Das Gesicht des Orks
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