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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Getier. Er fröstelte.
    Siiran schlang die Arme um seinen Hals und verbarg das Gesicht an seiner Schulter. »Bring mich zu unserer Lichtung«, flüsterte sie. »Lluis, Liebster. Wir werden für immer zusammen sein.«
    Ihre Stimme, das sanfte Kitzeln ihres Haars, die weiche Berührung ihrer Haut und ihr Duft vertrieben das wachsende Unbehagen. Sie gingen Hand in Hand weiter.
    Der Weg schlängelte sich unter hohen Bäumen. In der Ferne hämmerte ein Specht und irgendwo murmelte ein Bächlein.
    Ich müsste Hunger haben, dachte Lluigolf. Meine Füße sollten müde sein. Die Sonne steht immer noch im frühen Nachmittag, doch sie müsste längst untergegangen sein.
    Â»Siiran.«
    Sie blieb mit abgewandtem Gesicht stehen. »Herzliebster?«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang erstickt.
    Er berührte sacht ihre Schulter. »Siiri, sieh mich an. Das alles hier ist so seltsam.«
    Sein Schrei hallte durch den Wald, die Vögel verstummten plötzlich. Er war einige Schritte zurückgestolpert und fühlte, wie seine Beine unter ihm nachzugeben drohten.
    Â»Liebster?«, fragte Siiran. Ihre sanfte Stimme drang dumpf über das faulende Fleisch ihrer Lippen. In ihren Augen wimmelten Maden. Lluigolf sah mit vor Entsetzen hervorquellenden Augen auf den Albtraum, der in Siirans Kleidern, Siirans Gestalt vor ihm stand. Warum hatte er den Gestank nicht früher bemerkt? Und warum wachte er jetzt nicht auf?
    Er warf sich herum und rannte davon. Und hinter sich hörte er die weichen, schleppenden Schritte seiner toten Geliebten.

    Sein Herz raste, und das Blut wummerte schwer und dumpf in seinem Kopf. Er konnte die Füße kaum noch heben, schwere Gewichte zogen ihn zu Boden. Er rang nach Luft, seine Lungen drohten zu bersten, und vor seinen Augen flimmerten helle Lichter.
    Die Hand, die seine Stirn und seinen Hals berührte, war kalt. Eine Stimme sprach, aber das Rauschen in seinen Ohren verzerrte sie zur Unkenntlichkeit.
    Warum lief er mit geschlossenen Augen durch den Wald?
    Voller Mühe, denn auch an seinen Lidern schienen Sandsäcke zu hängen, öffnete er die Augen einen Spalt. Ein grämliches, graubärtiges Gesicht sah durch runde Brillengläser auf ihn hinab.
    Â»Er ist wach«, verkündete der Fremde und trat zurück. »Ich weiß nicht, warum er jetzt aufgewacht ist, aber ich habe ja auch nicht herausfinden können, warum er ohne Bewusstsein war. Also frag mich nicht. Wenn ich sonst noch irgendwelche untergeordneten Tätigkeiten für dich ausführen kann – ein bisschen den Boden fegen oder Feuer machen –, zögere nicht, mich bei der Arbeit zu stören. Nimm bloß keine Rücksicht auf mich.« Seine Schritte entfernten sich, und bevor die Tür zuschlug, hörte Lluigolf ihn noch murmeln: »Aber was rede ich – das tut hier ja ohnehin niemand!«
    Lluis drehte den Kopf und blinzelte. Aufmerksame blaue Augen in einem scharfgeschnittenen Hundegesicht erwiderten seinen Blick, und fast hätte er aufgeschrien.
    Â»So«, sagte der Ork. »Du bist wieder bei uns.« Er half Lluigolf, sich aufzusetzen. »Langsam.« Der Griff seiner Hände bewies erschreckende Kraft.
    Lluis sah sich um. Der endlose Wald war fort, unter ihm knisterte der Strohsack, er war wieder in seiner Zelle. Alles war unverändert, nur eine grobe Wolldecke, die vorher nicht dagewesen war, lag jetzt über seinen Beinen.
    Ihm wurde bewusst, dass der Ork ihn immer noch unverwandt ansah. »Wir kennen uns«, sagte der Wächter.
    Lluigolf runzelte die Stirn. Irgendwo in seinem Kopf flüsterte eine zarte Stimme Liebster , und er unterdrückte ein Schaudern. Was für ein furchtbarer Traum!
    Â»Ich weiß nicht …«, begann er und riss die Augen auf, als ihm einfiel, worauf der Ork anspielte.
    Der Wächter nickte, ohne seine aufmerksamen Augen von Lluigolfs Gesicht zu wenden. Eine lange, blassrote Zunge zuckte hervor und leckte kurz über seine Nase. »Du bist hier eingedrungen«, sagte er.
    Lluigolf wartete, aber es folgte nichts mehr. Anscheinend stellte dieser Ork nicht gerne Fragen.
    Â»Ich wollte jemanden besuchen.« In seinem Kopf rasten die Gedanken. Dies war offensichtlich der Rudelführer, auf den er tagelang gewartet hatte.
    Â»Du wolltest jemanden besuchen. Hier im Schloss.«
    Schloss? Lluigolf schluckte schwer. Verflucht, Hadmut hatte ihn ausgerechnet ins Stadtschloss des Markgrafen

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