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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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geführt. Wieso hatte er das nicht erkannt?
    Â»J-ja«, stammelte er. »Eine Freundin. Eins der Küchenmädchen.« Er vertraute darauf, dass der Wächter schwerlich das gesamte Personal kennen konnte.
    Â»Das Küchenmädchen hat einen Namen.«
    Â»H… Hilla.«
    Der Ork leckte sich wieder über die Nase – eine irritierende Angewohnheit. »So«, sagte er. Nichts weiter. Er stand auf und blickte auf Lluigolf hinab. »Du warst lange ohne Bewusstsein«, sagte er. »Aber der Magister hat gesagt, du seiest nicht krank.« Er ging zur Tür und öffnete sie. »Ich komme wieder, wenn ich … Hilla befragt habe.«
    Lluigolf ließ sich auf seinen Strohsack zurücksinken und schloss erschöpft die Augen. Lange ohne Bewusstsein? Er hätte ihn fragen sollen, was er damit meinte. Und was würde nun werden – denn dass Hilla nicht existierte, wusste er genauso gut wie anscheinend auch der Kommandant der Orks. Wahrscheinlich würde das nächste Verhör folgen – ein nicht ganz so freundliches allerdings. Aber ganz gleich, was auch geschah, er würde Hadmut nicht verraten.

Wieder wartete er. Er fühlte sich schwach und klapprig, und wenn er aufstand, um die wenigen Schritte zu machen, die die Abmessungen der Zelle ihm erlaubten, zitterten ihm schon nach kurzer Zeit vor Anstrengung die Knie.
    Zwei Tage nach seinem Verhör durch den Rudelführer öffnete sich die Tür und der mürrische Graubart trat ein. »So«, sagte er und stürmte auf Lluigolf zu. Ehe Lluis etwas tun oder sagen konnte, hatte der Mann zwei Finger in seinen Mund geschoben und seine Kiefer aufgezwungen: »Sag Aaaah!«
    Lluigolf protestierte unartikuliert gegen die grobe Behandlung.
    Â»Aaaah«, wiederholte der Graubart ungeduldig.
    Lluis gehorchte notgedrungen, denn der andere machte den Eindruck, als würde er sonst bis zum nächsten Morgen da stehen bleiben.
    Der Graubärtige zog die Finger zurück, wischte sie an seiner Jacke sauber und zog Lluigolfs Unterlid herab und starrte ihm ins eine und dann ins andere Auge. Dann klopfte er ihm auf dem Brustkasten herum, legte das Ohr an Lluis’ Rücken, fühlte seinen Puls und brummte und murmelte währenddessen unzufrieden.
    Â»Kerngesund«, sagte er schließlich und ließ von Lluigolf ab, der erleichtert auf seinen Strohsack zurücksank. »Aber nicht ganz menschlich, was?« Ein scharfer Blick traf Lluigolf, der aber nicht zu Wort kam, denn der Mann wandte sich ab und rief zur Tür: »Wo bleibt eigentlich mein trödeliger Lehrling? Ich bin gestraft mit diesem jungen Burschen, gestraft!«
    Lluigolf erkannte verblüfft den jungen Burschen , der jetzt gemächlichen Schrittes hereinkam und ihn ohne ein Zeichen des Erkennens anblickte. »Ich bin schon hier, Magister Davydd«, sagte Trurre.
    Â»Steh nicht herum und halte Maulaffen feil, gib mir endlich meine Tasche«, fuhr der Graubart ihn an und entriss dem Zwerg eine abgewetzte Ledertasche vom Format eines kleinen Schrankes. Er öffnete sie und wühlte darin herum.
    Lluis warf Trurre einen beschwörenden Blick zu. Der Zwerg hob unmerklich die Schultern und ließ sie wieder sinken, sein Gesicht blieb unbewegt.
    Â»Da!«, rief der Magister aus. Er zog einen faustgroßen Stein aus der Tasche und hielt ihn Lluigolf hin, der geistesabwesend danach griff. War Trurre wahrhaftig der Lehrling eines Heilers? Das Handwerk erschien ihm ungefähr so passend für den Zwerg, als hätte er ihn mit einem Stickrahmen oder beim Blumenbinden erwischt.
    Â»Also bitte!«, holte ihn die zornige Stimme des Magisters aus seinen Gedanken. »Könntest du mir freundlicherweise ein Minimum deiner Aufmerksamkeit schenken? Ergebensten Dank!«
    Lluigolf blickte in die Augen des Magisters, die ihn über den Rand seiner Brille hinweg fixierten. Der Stein in Lluigolfs Händen erwärmte sich ein wenig und wurde dann schlagartig eiskalt. Seine Finger klebten daran fest. Lluigolf wollte den Blick vom Gesicht des anderen wenden, aber es gelang ihm nicht. Er stöhnte leise und hörte, wie Trurre sich unruhig bewegte.
    Die Augen wurden groß, größer, tellergroß. Sie füllten sein gesamtes Gesichtsfeld aus. Ihre Iriden waren von einem klaren, kalten Grau und die Pupillen tiefe, schwarze Löcher, die sein Innerstes aufzusaugen schienen.
    Erbarmungslose Kälte strömte von den Rändern seines

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