Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Bewusstseins in sein Inneres. Er spürte, wie sein Ich, seine ureigene innere Essenz, sich zu einer kleinen, angsterfüllten Kugel zusammenrollte und wimmernd nach einem Fluchtweg suchte.
    Etwas geschah. Wärme und Helligkeit brandeten gegen Finsternis und erstarrende Kälte, lösten den Bann, unter dem er sich befand. Er holte tief Luft und wandte all seine Kraft und seinen Willen gegen die Kräfte, die ihn umklammert hielten.
    Die drohenden Abgründe schrumpften zusammen, die Welt kehrte wieder, und ein Paar grauer Augen blinzelte verblüfft. Lluigolf ließ den vor Kälte dampfenden Stein aus seinen halb erfrorenen Fingern fallen und holte zu einem Hieb gegen seinen Peiniger aus. Seine geballte Faust schmetterte gegen ein unsichtbares Hindernis und etwas umklammerte sein Handgelenk und fixierte seinen Arm im Schlag.
    Â»Ho, ho, ruhig, junger Elbe«, murmelte der Magister. »Dir geschieht nichts Böses. Zumindest nicht im Augenblick.«
    Lluigolf biss die Zähne zusammen und riss seinen Arm aus der unsichtbaren Umklammerung. Er rieb sich das Handgelenk und starrte den Magister an. »Bei allen Dämonen!«, rief er wütend. »Was willst du von mir? Bist du übergeschnappt?«
    Â»Wie redest du denn mit mir, du Bengel?«, fuhr ihn der Magister an.
    Trurre räusperte sich. »Bitte, ihr Herren«, sagte er. »Es besteht kein Grund, sich anzubrüllen. Mein Magister will dir nichts Böses. Er ist nur manchmal etwas geistesabwesend und vergisst, um Erlaubnis zu fragen, ehe er sich in eine Untersuchung stürzt.«
    Beide hörten auf, sich wütend anzustarren und blickten verblüfft auf den Zwerg, der harmlos und ein wenig einfältig dreinblickte.
    Â»Also«, begann der Magister, und »Nun ja …«, sagte Lluigolf. Dann schwiegen beide und suchten nach Worten.
    Â»Also das ist doch …«, sagte der Magister. »Wenn du meinst, dass du das Handwerk besser beherrschst als dein Meister, dann bitte! Ich stehe dem nicht im Wege!« Er schloss die riesige Tasche mit einem Knall und stapfte aus dem Zimmer. Lluigolf hörte, wie er dem Wächter vor der Tür zurief: »Mein Famulus kümmert sich um den Gefangenen.«
    Riegel schnappten vor, er war fort. Lluigolf und Trurre blickten sich an. »Warum hast du getan, als würdest du mich nicht kennen?«, fragte Lluis leicht verschnupft.
    Â»Du wirst hier als äußerst dubioses Subjekt geführt, das unbefugt ins Schloss eingedrungen ist«, erwiderte Trurre. »Was meinst du, was passiert wäre, wenn ich laut ausposaunt hätte, dass ich dich kenne?« Er schnaubte. »Ich hätte schneller hier neben dir auf dem Strohsack gehockt, als du Hallo, Trurre hättest sagen können. Du kennst Groszbarrt und sein orrinverfluchtes Misstrauen nicht!«
    Â»Das ist der Rudelführer?«
    Trurre nickte und hockte sich neben Lluigolf. »Ein gerissener, heimtückischer, schlauer Kerl. Würde seiner eigenen Mutter nicht so weit trauen, wie er spucken kann.« Er runzelte die Stirn. »Falls er eine Mutter hat, heißt das. Ich bin mir da bei Orks nicht so sicher.«
    Beide dachten eine Weile darüber nach. Dann schüttelte Trurre sich und fragte: »Was wolltest du hier eigentlich? Du bist doch wohl kaum so blöd, ausgerechnet in das markgräfliche Schloss einzubrechen.«
    Â»Ich bin Hadmut gefolgt«, gestand Lluigolf.
    Trurre vergrub das Gesicht in den Händen. Unartikulierte Geräusche drangen durch seine Finger.
    Â»Was ist daran denn so komisch?«, fragte Lluigolf scharf.
    Der Zwerg hustete und schnaubte gleichzeitig, während er sich die Augen wischte. Dann stand er auf und grinste breit. »Ich werde sehen, was ich für dich tun kann«, sagte er. »Groszbarrt wird allerdings schwer davon zu überzeugen sein, dass er dich laufen lassen kann. Er hält dich bestimmt für einen Attentäter.« Er kicherte und klopfte gegen die Tür, damit die Wache ihm aufschloss.
    Â»Was für ein Handwerk lernst du eigentlich?«, fragte Lluigolf noch.
    Â»Oh, nichts Besonderes. Ich bin Magierlehrling«, antwortete der Zwerg und ging hinaus.
    Â»He, warte«, rief Lluigolf, aber die Tür hatte sich bereits geschlossen.
    Lluigolf fluchte eine Weile lang hingebungsvoll, dann hörte er auf, gegen die Tür zu treten und fiel auf sein Lager. Hatte Trurre ihn auf den Arm nehmen wollen? Es gab keine Zwergen-Magier, das wusste man

Weitere Kostenlose Bücher