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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die ringsum in die Höhe ragten, war der Berg, auf dem sie nach ihren Pilzen suchte, eher klein und – abgesehen von der Nistklippe – angenehm gerundet, mit Pfaden, die, manchmal von Menschen, meist aber von Tieren gemacht, die sanften, bewaldeten Hänge einander kreuzend überzogen. Es war die Art von Wald, die ihren alt werdenden Muskeln und den zunehmend schmerzenden Knochen zupaß kam.
    Es hieß, von vielen der höheren Berge aus könne man das weit südlich gelegene Meer erkennen. Sie hatte schon oft gehört, es sei ein begeisternder Anblick. Viele kletterten alle ein, zwei Jahre dort hinauf, um die Herrlichkeit des Schöpfers an seinem Werk in Augenschein zu nehmen.
    Einige dieser Pfade führten den Benutzer an den schroffen Rändern der Klippen und Geröllhänge entlang. Manch einer hütete sogar Ziegen- oder Schafherden auf diesen steilen, felsigen Hängen. Doch abgesehen von einer Wanderung als kleines Kind, als ihr Vater, möge seine Seele ruhen, sie – aus welchem Grund, war ihr entfallen – bis nach Fairfield mitgenommen hatte, war sie nie dort oben gewesen. Roberta gab sich damit zufrieden, in der Nähe des Schwemmlandes zu bleiben. Im Gegensatz zu vielen anderen stieg Roberta nie in die höheren Berge hinauf, denn große Höhen machten ihr Angst.
    Weiter bergauf, im Hochland, gab es noch erheblich üblere Orte, so zum Beispiel das hoch oben gelegene Ödland, in dem die Kriegervögel nisteten.
    In dieser trostlosen, unbewohnten Gegend existierte nichts außer den im giftigen Sumpfwasser gedeihenden Pakapflanzen, weder ein Grashalm noch der Schößling irgendeines verkrüppelten Gestrüpps. Auch sonst gab es dort oben nichts, wie sie hatte berichten hören, nur die endlose Weite düsteren, steinigen, sandigen Bodens sowie ein paar ausgebleichte Knochen. Es sei eine fremde Welt, berichteten jene, die es mit eigenen Augen gesehen hatten, lautlos bis auf den Wind, der den dunklen, sandigen Staub zu Hügeln schichtete, die mit der Zeit ihre Lage änderten, immer in Bewegung, als seien sie auf der Suche nach etwas, ohne es jemals zu finden.
    Die tieferliegenden Berge – wie jene, auf denen sie nach Pilzen suchte – waren wundervolle, üppig bewachsene Orte, größtenteils runder und sanfter und bis auf die Nistklippe längst nicht so steil und felsig. Sie mochte es, wenn alles voller Bäume und Tiere war und alle möglichen Pflanzen gediehen. Die Wildwechsel, nach denen sie Ausschau hielt, blieben den schroffen Kanten, die ihr nicht behagten, fern und kamen der Nistklippe, wie sie genannt wurde, weil dort gern Falken nisteten, niemals wirklich nahe. Sie liebte die tiefen Wälder, in denen ihre Pilze wuchsen.
    Roberta sammelte Pilze, um sie auf dem Markt zu verkaufen; manche frisch, andere getrocknet, einige eingelegt, wieder andere auf unterschiedlichste Weise zubereitet. Die meisten Menschen nannten sie Pilzfrau und kannten sie auch unter keinem anderen Namen. Auf dem Markt verkauft, halfen die Pilze ihrer Familie, ein wenig Geld als Tauschmittel für die Dinge zu verdienen, die das Leben leichter machten: Nadel und Faden, etwas fertiges Tuch, Schnallen und Knöpfe, eine Lampe, Öl, Salz, Zucker, Zimt, Nüsse – Dinge, die ein sorgloseres Dasein ermöglichten. Ein sorgloseres Dasein für ihre Familie, und insbesondere für ihre vier noch lebenden Enkelkinder. Robertas Pilze verhalfen ihnen zu all jenen Dingen, die sie als Ergänzung dessen benötigten, was sie selber anbauten oder herstellten.
    Natürlich ließen sie sich auch gut essen. Am liebsten mochte sie die Pilze, die in den Wäldern oben auf dem Berg und nicht unten im Tal wuchsen. Die Pilze, die dort oben häufig von den tief hängenden Wolken heimgesucht wurden, gediehen in dem feuchten Klima überaus gut. Sie war stets der Ansicht gewesen, es gebe keine besseren Pilze als die von oben auf dem Gipfel, und viele Menschen suchten sie extra wegen dieser Bergpilze auf. Zudem hatte Roberta ihre geheimen Stellen, wo sie jedes Jahr die allerbesten Exemplare fand. Die großen Taschen ihrer Schürze waren, genau wie der Sack über ihrer Schulter, sichtlich voll und rund gefüllt.
    Wegen der frühen Jahreszeit hatte sie hauptsächlich ausgedehnte Haufen braungelber Austernpilze entdeckt. Ihre fleischigen, zarten Hüte waren am besten, wenn man sie in Ei wälzte und briet, sie würde sie daher frisch verkaufen. Sie hatte jedoch Glück gehabt und würde Pfifferlinge sowohl zum Trocknen als auch frisch anbieten können. Außerdem hatte sie eine

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