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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Ordnung zu denken.«
    Richard entfuhr ein langer Seufzer. »Jetzt verstehe ich, was du meinst.«
    Er trank einen Schluck Wasser, während sie noch etwas Tava aß. Trotzdem erschien es ihm noch immer als Unrecht, daß eine Kultur mitsamt ihrer Geschichte und Tradition ausgelöscht wurde, auch wenn er bis zu einem gewissen Punkt verstand, worauf sie hinauswollte.
    »Die anderische Lebensart hörte also auf zu existieren. Du wolltest gerade etwas über das hakenische Rechtssystem sagen?«
    »Ungeachtet dessen, was wir jetzt über ihre Gründe für ihre Anwesenheit dort denken, sind die Hakenier ein Volk, bei dem Fairneß in hohem Ansehen steht. Tatsächlich sehen sie darin eine wesentliche Voraussetzung für eine gerechte und gedeihende Gesellschaft. Daher räumten die folgenden Generationen von Hakeniern den von ihnen eroberten Anderiern, die sie schließlich als gleichberechtigt ansahen, im Lauf der Zeit immer mehr Freiheiten ein. Diese nachfolgenden Generationen entwickelten mit der Zeit Ansichten, die den unseren ganz ähnlich sind, bis sie das, was ihre Vorfahren dem Volk der Anderier angetan hatten, schließlich als Schande empfanden.«
    Kahlan ließ den Blick über die Ebene schweifen. »Natürlich ist es einfacher, Schande zu empfinden, wenn die Schuldigen seit Jahrhunderten tot sind, vor allem, wenn einem ein solches In-Verruf-Bringen aus Nachlässigkeit einen höheren moralischen Standard verleiht, ohne daß man unter den damals gegebenen Umständen selber die Probe aufs Exempel machen mußte.
    Wie auch immer, das Festhalten an ihren Vorstellungen von Gerechtigkeit erwies sich als der Anfang vom Niedergang des hakenischen Volkes. Wegen der Eroberung waren die Hakenier den Anderiern, die nie aufhörten, insgeheim auf Rache zu sinnen, stets verhaßt geblieben.«
    Einer der Jäger, der Hafergrütze aufgekocht hatte, brachte ihnen ein warmes, dick mit breiiger, dampfender Hafergrütze belegtes Stück Tavabrot, das er in beiden Händen hielt. Die beiden waren froh über das warme Essen, und Kahlan bedankte sich bei ihm in seiner Sprache.
    »Wie konnte es dann geschehen«, meinte Richard, nachdem sie beide einen Teil der mit süßen, getrockneten Beeren versetzen Hafergrütze verspeist hatten, »daß das hakenische Rechtssystem sich aufgrund des anderischen Rechtsempfindens dahingehend auswirkte, sie bis in unsere Zeit zu regelrechten Sklaven zu machen. Das erscheint doch kaum möglich.«
    Ihm fiel auf, daß Du Chaillu, neben dem Feuer in eine Decke gehüllt, an der Hafergrütze nicht interessiert war. Cara hatte den Beutel mit den Kräutern im Tee ziehen lassen, hockte neben Du Chaillu und trug dafür Sorge, daß sie wenigstens einen kleinen Schluck aus der hölzernen Tasse trank.
    »Das Rechtssystem war nicht der Grund für den Niedergang der Hakenier, Richard, sondern lediglich ein Schritt auf dem Weg nach unten – eine der ungeschminkten Tatsachen der Geschichte. Ich erzähle dir nur von den herausragenden Ereignissen, den Folgen. Kulturelle Verschiebungen wie diese sind im Laufe der Zeit ganz unvermeidlich.
    Aufgrund der gerechten Gesetze gelang den Anderiern ein gesellschaftlicher Aufstieg, der sie schließlich befähigte, die Macht zu ergreifen. Anderier unterscheiden sich in ihrem Hunger nach Macht nicht von anderen Menschen.«
    »Die Hakenier waren ein herrschendes Volk. Wie konnten sich diese Verhältnisse völlig ins Gegenteil verkehren?« Richard schüttelte den Kopf. Es fiel ihm schwer, der Darstellung der Zauberer Glauben zu schenken.
    »In der Zwischenzeit war viel geschehen.« Kahlan leckte sich Hafergrütze von einem Finger. »Als die Anderier schließlich Zugang zu den gerechten Gesetzen bekamen, wurden diese für sie zu einem spitzen Werkzeug. Sofort nach ihrer Eingliederung in die Gesellschaft nutzten die Anderier ihre Freiheiten zur Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung. Anfangs äußerte sich dies in der Teilhaberschaft an Geschäften, in der Beteiligung an den Handelsorganisationen, aus denen schließlich die Gilden hervorgingen, in der Mitgliedschaft in kleinen, örtlichen Ratsversammlungen und ähnlichem. Das Ganze vollzog sich Schritt für Schritt.
    Zieh bitte keine falschen Schlüsse, auch die Anderier waren harte Arbeiter. Da die Gesetze für alle gerecht waren, konnten sie plötzlich durch Arbeit dieselben Dinge erreichen wie die Hakenier. Sie hatten Erfolg und wurden geachtet. Am wichtigsten war jedoch, sie wurden zu Geldverleihern. Wie sich herausstellte, hatten die Anderier

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