Die Seele des Feuers - 10
Männer für mich gewesen seid und euch so beherzt für die anderische Kultur eingesetzt habt, wollte ich euch warnen, damit ihr wenigstens eine Chance habt zu entkommen. Ich überlasse euch meine gesamten Ersparnisse, damit ihr fliehen könnt.«
»Eure Ersparnisse?« Snip schüttelte den Kopf. »Aber nein, Sir, Eure Ersparnisse können wir unmöglich annehmen, Meister Campbell. Ihr habt eine Frau und…«
»Ich bestehe darauf. Falls nötig, werde ich es euch befehlen. Ich werde nur dann nachts ruhig schlafen können, wenn ich weiß, dass ich euch wenigstens auf diese bescheidene Weise helfen konnte. Ich tue alles in meiner Macht Stehende, um meine Männer zu unterstützen. Dies ist das Mindeste, was ich für euch zwei tapferen Burschen tun kann.«
Er deutete auf den Lederbeutel. »Nehmt es. Teilt es zwischen euch auf. Benutzt es, um weit von hier fortzukommen. Fangt ein neues Leben an.«
»Ein neues Leben?«
»Ganz recht«, sagte Meister Campbell. »Ihr könntet euch sogar Schwerter davon kaufen.«
Morley blinzelte erstaunt. »Schwerter?«
»Natürlich. Dort liegt genug, dass jeder von euch sich ein Dutzend Schwerter kaufen könnte. Wenn ihr in ein anderes Land geht, wird euch niemand für Hakenier halten, so wie hier. An vielen Orten wärt ihr freie Männer und könntet euch Schwerter beschaffen. Fangt ein neues Leben an. Eine neue Arbeit, alles. Mit einer solchen Summe könntet ihr nette Frauen kennen lernen und ihnen den Hof machen, wie es sich gehört.«
»Aber wir haben Fairfield doch noch nie verlassen«, wandte Morley, den Tränen nahe, ein.
Dalton Campbell legte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich zu ihnen vor. »Wenn ihr hierbleibt, werdet ihr hingerichtet. Den Wachen sind eure Namen bekannt, zweifellos suchen sie bereits nach euch, während wir uns hier unterhalten. Vermutlich sind sie euch dicht auf den Fersen. Ich bete zum Schöpfer, dass sie euch nicht haben hier heraufkommen sehen. Nehmt das Geld und flieht, wenn ihr weiterleben wollt. Fangt ein ganz neues Leben an.«
Snip riskierte einen schnellen Blick über seine Schulter. Er sah oder hörte niemanden, trotzdem konnte man sie jeden Augenblick eingeholt haben. Er wusste nicht, was er tun sollte, eins aber wusste er: Sie mussten Dalton Campbeils Rat befolgen und fliehen.
Snip nahm den Lederbeutel vom Schreibtisch. »Ihr seid der gütigste Mann, dem ich je begegnet bin, Meister Campbell. Ich hätte gerne den Rest meines Lebens für Euch gearbeitet. Vielen Dank für Eure Warnung, dass man uns auf den Fersen ist, und für den Vorsprung, den Ihr uns gebt.«
Dalton Campbell streckte die Hand aus. Snip hatte noch nie einem Anderier die Hand gegeben, aber es war ein gutes Gefühl. Er kam sich vor wie ein Mann. Dalton Campbell gab auch Morley die Hand.
»Viel Glück euch beiden. Ich würde euch raten, ein paar Pferde zu beschaffen. Ihr solltet sie kaufen und nicht stehlen, sonst bringt sie das auf eure Spur. Ich weiß, es wird nicht einfach werden, aber versucht ganz normal aufzutreten, um nicht den Argwohn der Leute zu erwecken.
Geht vorsichtig mit dem Geld um, werft es nicht für Prostituierte oder Rum zum Fenster hinaus, sonst ist es ausgegeben, bevor ihr euch verseht. Wenn es dazu kommt, wird man euch fassen, und ihr werdet nicht mehr lange genug leben, um an den Krankheiten zu sterben, die ihr euch bei den Prostituierten geholt habt.
Wenn ihr im Umgang mit dem Geld euren Verstand gebraucht und sparsam damit umgeht, wird es euch ein paar Jahre lang gute Dienste leisten, sodass ihr ein neues Leben anfangen könnt, wo immer es euch gefällt.«
Snip streckte den Arm vor und schüttelte ihm abermals die Hand. »Vielen Dank für all die guten Ratschläge, Meister Campbell. Wir werden Euren Rat befolgen. Wir werden uns Pferde kaufen und fliehen. Macht Euch um uns keine Sorgen. Morley und ich haben schon einmal auf der Straße gelebt. Wir wissen, wie wir vermeiden können, von Anderiern angegriffen zu werden, die uns etwas antun wollen.«
Dalton Campbell setzte ein Lächeln auf. »Da ist wohl etwas dran. Möge also der Schöpfer über euch wachen.«
Als Dalton auf das Fest zurückkehrte, fand er Teresa, auf seinem Platz sitzend, in eine angeregte Unterhaltung mit dem Minister vertieft vor. Ihr fröhlich helles Lachen übertönte das allgemeine Stimmengewirr, das Bertrands vergnügtes Lachen mit einem Bass unterlegte. Hildemara, Stein und die Kaufleute am anderen Tafelende waren in ihre eigene getuschelte Unterhaltung
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