Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
gutes Zeichen.
    Zedd streichelte Spinne über die Nase. »Du wartest hier, verstanden? Warte hier auf mich.«
    Die Stute warf den Kopf und wieherte zustimmend. Lächelnd kraulte Zedd ihr Ohr. Als Antwort drückte sie ihren Kopf gegen seine Brust und ließ ihn dort, als wollte sie ihm zu verstehen geben, es wäre ihr durchaus angenehm, wenn er ihr auch für den Rest des Nachmittags die Ohren kraulte.
    Benannt nach dem spinnenförmigen schwarzen Mal auf ihrem cremefarbenen Hinterteil, hatte Spinne sich trotz des hohen Preises als vortrefflicher Kauf erwiesen. Sie war jung, kräftig, schäumte geradezu über vor Temperament, genoss es dahinzutraben und mochte ab und zu auch einen feurigen Galopp. Sie hatte ihn in bemerkenswert kurzer Zeit nach Toscia gebracht.
    Seit seiner Ankunft hatte er gelernt, dass Toscia mittlerweile Anderith genannt wurde. Tatsächlich wäre Zedd um ein Haar von einem Mann vom Pferd gezogen worden, der ihn beschuldigte, er habe die alte Bezeichnung als Beleidigung benutzt. Glücklicherweise wusste Spinne nichts von der seltsamen Empfindlichkeit der Menschen gegen bloße Worte; sie war froh, auf und davon galoppieren zu können.
    Zedd, der seine Gabe nicht nutzen konnte, deshalb verwundbar war und überdies sein Alter spürte, hatte sich bereits mit einer langen und beschwerlichen Reise zu Fuß durch die Wildnis abgefunden gehabt. Der Magie des Zufalls hatte er es zu verdanken, dass ihm am dritten Tag nach Verlassen des Dorfes der Schlammenschen ein Mann über den Weg lief, der sich als reisender Händler herausstellte. Da er häufig zwischen seinen Kunden pendelte, war der Mann mit mehreren Pferden unterwegs. Er konnte es sich leisten, bis zum Erreichen seines Zieles auf sein Ersatztier zu verzichten, besonders zu dem Preis, den Zedd ihm bot, und hatte sich von Spinne getrennt.
    Die lange und überaus schwere Reise, mit der Zedd gerechnet hatte, erwies sich am Ende als bemerkenswert kurz und – solange er nicht über die Gründe nachdachte, die ihn nach Anderith geführt hatten – als ganz und gar nicht unerfreulich.
    An der Grenze hatte man Zedd, der sich in die Schlange der Wartenden eingereiht hatte, zwischen Karren, Kaufleuten und Händlern aller Art passieren lassen. In seinem eleganten kastanienbraunen und schwarzen Gewand, mit den Silberbrokatstulpen und dem Goldbrokatstreifen an Kragen und Vorderseite sowie der goldenen Schnalle an dem roten Samtgürtel war es ihm nicht schwer gefallen, sich als Kaufmann auszugeben. Den Beamten an der Grenze erzählte er, er besäße weiter nördlich Obstgärten und sei auf dem Weg nach Fairfield, um Lieferverträge auszuhandeln.
    Nach dem Aussehen der Soldaten zu schließen, denen er an der Grenze begegnete, setzten die Menschen in Anderith zu großes Vertrauen in die Dominie Dirtch. Es war lange her, seit er das ehemals Toscia genannte Land besucht hatte, damals jedoch wurde die Grenze von einer starken und gut ausgebildeten Armee gesichert, wie man sie sich besser kaum wünschen konnte. Inzwischen war die Armee so weit heruntergekommen, dass sie gegenwärtig nicht mehr darstellte als das wertlose Abschreckungsmittel naiven Selbstvertrauens.
    Zedd sah, dass Spinne die Ohren auf das unbewohnt aussehende Haus am unteren Ende der Gasse richtete. Alle Muskeln des Tieres waren aufs Äußerste angespannt. Womöglich war ein Pferd in gewissen Dingen genauso gut, wie dies Teile seiner Magie gewesen wären. Der Gedanke behagte ihm nicht. Er wollte seine Magie zurück.
    Nachdem er Spinne einen beruhigenden Klaps versetzt und sie abermals gebeten hatte, dort zu warten, begab Zedd sich die schmale Gasse hinunter. Hohe, mit Schindeln verkleidete Mauern zu beiden Seiten hielten den größten Teil des Lichtes fern. Ungeachtet dessen gedieh neben dem schmalen Fußweg eine Vielzahl von Kräutern. Viele der Kräuter, die Zedd dort wachsen sah, waren überaus lichtscheu, einige von ihnen zudem äußerst selten; normalerweise gaben sie im Licht ein Zischen von sich, jetzt jedoch wirkten sie angegriffen.
    Zedd war peinlich darauf bedacht, auf jede der drei zur Tür hinaufführenden Stufen zu treten und ja keine auszulassen. Derart routinemäßige Versuche, unbemerkt zu bleiben, waren fehl am Platz, wenn dies tatsächlich der erhoffte Ort war. Ein flüchtiger Blick durch den Spalt im Vorhang verriet ihm, dass es drinnen stockdunkel war. Nirgendwo Augen, die ihn abschätzend gemustert hätten. Dennoch nahm er – wenn schon nicht mit Hilfe von Magie, dann doch zumindest

Weitere Kostenlose Bücher