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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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fuhr dem Jungen zausend durch seinen dunklen, nassen Haarschopf. »Du hast Hühner gejagt? Ka chenota? Sie geneckt? In Wirklichkeit war es ganz anders, nicht wahr?«
    Statt Richards Frage zu dolmetschen, hockte sich Kahlan auf ihre Fußballen. »Richard, was hat das zu bedeuten?« Richard legte dem Jungen tröstend eine Hand auf den Rücken, während seine Mutter ihm das Blut abwischte, das ihm die Wange herunterlief. »Sieh dir die Kratzspuren an«, sagte Richard leise. »Die meisten verlaufen rings um den Hals.«
    Kahlan stieß einen tiefen, verärgerten Seufzer aus. »Er hat zweifellos versucht, es hochzuheben und an seinen Körper zu drücken. Daraufhin hat das Huhn einfach in panischer Angst versucht zu fliehen.«
    Widerstrebend mußte Richard zugeben, daß es so gewesen sein konnte. »Das ist kein großes Malheur«, verkündete Zedd von oben. »Laßt mich den Jungen ein wenig heilen, dann kommen wir endlich raus aus diesem verdammten Regen und können ins Haus gehen und etwas essen. Außerdem habe ich noch eine Menge Fragen zu stellen.«
    Richard hob, immer noch vor dem Jungen hockend, einen Finger, um sich Zedd vom Leib zu halten. Er sah Kahlan in die Augen. »Frag ihn bitte, ja?«
    »Dann erklär mir, warum.« Kahlan blieb standhaft. »Geht es um das, was der Vogelmann erzählt hat? Geht es tatsächlich darum? Der Mann war betrunken, Richard.«
    »Sieh über meine Schulter.«
    Kahlan spähte durch die Ströme des alles verwischenden Regens. Auf der anderen Seite des schmalen Durchganges, unter den tropfenden gräsernen Dachtraufen an der Ecke eines Gebäudes, war ein Huhn damit beschäftigt, sein Federkleid aufzuplustern. Es war, wie die meisten Hühner der Schlammenschen, ein weiteres Exemplar der Felsstreifenrasse.
    Kahlan war kalt, sie fühlte sich elend und war vollkommen durchnäßt; deshalb war sie kurz davor, die Geduld zu verlieren, als ihr und Richards wartender Blick sich abermals kreuzten.
    »Ein Huhn, das Schutz vor dem Regen sucht? Ist es das, was ich deiner Meinung nach sehen soll?«
    »Ich weiß, du denkst…«
    »Richard!« knurrte sie im Flüsterton. »Hör mir zu.«
    Sie hielt inne, weil sie nicht mit Richard streiten wollte, und redete sich ein, er wäre nur um ihre Sicherheit besorgt. Doch diese Sorge war völlig aus der Luft gegriffen. Kahlan zwang sich durchzuatmen. Sie packte ihn an der Schulter und massierte sie mit dem Daumen.
    »Richard, du fühlst dich nur deshalb schlecht, weil heute Juni gestorben ist. Schlecht fühle ich mich auch, aber deswegen ist daran noch nichts Unheilvolles. Vielleicht hat er sich beim Laufen überanstrengt, ich habe gehört, so etwas kommt bei jungen Menschen vor. Sieh endlich ein, daß Menschen manchmal sterben, ohne daß wir den Grund dafür kennen.«
    Richard sah zu den anderen hoch. Zedd und Ann taten, als bewunderten sie die Muskeln des jungen Ungi, um dem Wortgefecht zu entgehen, das verdächtig nach einem Zank zwischen Verliebten zu klingen begann. Cara stand in der Nähe und blickte prüfend in die Durchgänge. Einer der Jäger bot an, Ungi mit dem Schaft seines Speeres spielen zu lassen, um den Jungen von seiner Mutter abzulenken, die seine Wunden versorgte.
    Richard, der sich offenbar nur ungern streiten wollte, strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Ich glaube, es handelt sich um dasselbe Huhn, das ich aus dem Haus gescheucht habe«, meinte er schließlich leise. »Das im Fenster, das ich mit dem Stock getroffen habe.«
    Kahlan stöhnte vor Verzweiflung. »Richard, die meisten Hühner der Schlammenschen sehen genau aus wie dieses.« Sie blickte ein weiteres Mal zur Unterseite des Daches hinüber. »Außerdem ist es verschwunden.«
    Richard blickte über seine Schulter, um sich selbst zu überzeugen. Sein Blick wanderte suchend durch den Durchgang.
    »Frag den Jungen, ob er das Huhn geneckt und gescheucht hat.«
    Auch Ungis Mutter hatte, während sie unter dem schmalen Dach über der Tür seine Wunden versorgte, aufmerksam die Unterhaltung zu ihren Füßen verfolgt, die sie nicht verstand. Kahlan leckte sich den Regen von den Lippen. Wenn es Richard so viel bedeutete, entschied sie, konnte sie wenigstens für ihn nachfragen. Sie berührte den Jungen am Arm.
    »Ist es wahr, Ungi, daß du das Huhn gejagt hast? Hast du versucht, es zu fangen?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Es hat sich auf mich gestürzt.« Er machte eine krallende Bewegung. »Es hat mich angegriffen.«
    Die Mutter beugte sich vor und versetzte ihm einen Klaps auf den

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