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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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seinen toten Beschützer lange genug angesehen und schloß sich ihr an. Er legte ihr einen Arm um die Hüfte und bat sie, ihnen sein Beileid auszusprechen. Kahlan tat dies.
    Kurz darauf winkten Zedd und Ann die beiden heimlich zur Seite. Lächelnd bedeuteten sie den beiden Frauen, mit ihrer Arbeit fortzufahren.
    »Deine Vermutung war richtig«, raunte Zedd, »sein Genick ist nicht gebrochen, auch konnte ich bei ihm keine Kopfverletzung entdecken. Ich würde sagen, er ist ertrunken.«
    »Und wie könnte das deiner Meinung nach geschehen sein?« Richards Ton enthielt einen winzigen Funken Sarkasmus.
    Zedd drückte Richards Schulter. »Du warst einmal krank und hast das Bewußtsein verloren. Erinnerst du dich noch? Daran war nichts Unheimliches. Hast du dir den Schädel eingeschlagen? Nein. Du bist auf dem Boden zusammengebrochen, wo ich dich gefunden habe. Erinnerst du dich? So einfach könnte es diesmal auch gewesen sein.«
    »Aber Juni wies keinerlei Anzeichen für…«
    Alles drehte sich um, als die alte Heilerin Nissel, ein kleines Bündel in den Armen haltend, zur Tür hereingewatschelt kam. Sie hielt kurz inne, als sie die vielen Menschen in dem winzigen Raum erblickte, dann wandte sie sich einer anderen Plattform für die Toten zu. Zärtlich legte sie das Bündel auf den kalten Ziegeln ab. Kahlan schlug sich die Hand vors Herz, als sie sah, wie Nissel ein neugeborenes Baby auswickelte.
    »Was ist geschehen?« erkundigte sich Kahlan.
    »Es war nicht das freudige Ereignis, das ich erwartet habe.« Nissels kummervoller Blick und Kahlans Augen trafen sich. »Das Kind kam tot zur Welt.«
    »Gütige Seelen«, meinte Kahlan leise, »das tut mir so leid.«
    Nissel zuckte mit den Achseln. »Ich habe die Mutter monatelang beobachtet. Alles schien auf ein freudiges Ereignis hinzudeuten. Ich habe keine Schwierigkeiten vorausgesehen, trotzdem wurde das Kind tot geboren.«
    »Wie geht es der Mutter?« fragte Kahlan.
    Nissel senkte den Blick zum Boden. »Im Augenblick weint sie sich das Herz heraus, aber bald wird es ihr wieder gutgehen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nicht alle Kinder sind stark genug, zu überleben. Die Frau wird andere bekommen.«
    Als das Gespräch beendet schien, beugte Richard sich vor. »Was hat sie gesagt?«
    Kahlan stampfte zweimal fest auf, um den Tausendfüßler abzuschütteln, der ihr Bein heraufkrabbelte. »Das Baby war einfach nicht kräftig genug und kam tot zur Welt.«
    Er blickte stirnrunzelnd zu dem traurigen Bündel hinüber. »Nicht kräftig genug…«
    Kahlan beobachtete, wie er den winzigen Körper anstarrte, reglos, blutleer, irgendwie unwirklich. Ein neugeborenes Kind war ein Wesen von grenzenloser Schönheit, dieses Wesen jedoch, dem die Seele fehlte, die seine Mutter ihm geschenkt hatte, damit es auf dieser Welt verweilen konnte, war blanke Häßlichkeit.
    Kahlan erkundigte sich, wann Juni begraben werden sollte. Eine der beiden Frauen blickte zu dem winzigen toten Leichnam hinüber. »Jetzt müssen wir noch einen weiteren Toten präparieren. Sie werden beide morgen ihrer ewigen Ruhe übergeben werden.«
    Beim Hinausgehen wandte Richard den Kopf und blickte hinauf in den sturzbachartigen Regen. Über ihm in der flachen Traufe hockte ein Huhn und plusterte sein Federkleid auf. Richards Blick verweilte einen Augenblick auf dem Tier.
    Die Gedankengänge, die seinem Gesicht so deutlich anzusehen waren, gingen über in Entschlossenheit.
    Richard spähte den Durchgang hinauf. Er pfiff und winkte mit einem Arm. Die Jäger, ihre Bewacher, kamen angetrabt. Als sie vor ihm standen, packte Richard mit seiner großen Hand Kahlans Arm. »Erklär ihnen, ich möchte, daß sie noch mehr Männer holen gehen. Sie sollen sämtliche Hühner zusammentreiben…«
    »Was?!« Kahlan riß ihren Arm los. »Darum werde ich sie nicht bitten, Richard. Sie werden denken, du hast den Verstand verloren!«
    Zedd schob seinen Kopf zwischen die beiden. »Was ist denn?«
    »Er will, daß die Männer sämtliche Hühner zusammentreiben, weil eines von ihnen über der Tür hockt.«
    »Als wir ankamen, war es noch nicht da. Ich habe selbst nachgesehen.«
    Zedd drehte sich um und blinzelte in den Regen. »Was für ein Huhn?«
    Kahlan und Richard sahen beide ebenfalls nach – das Huhn war verschwunden.
    »Wahrscheinlich hat es sich auf die Suche nach einem trockeneren Schlafplatz gemacht«, murrte Kahlan. »Oder einen, wo es ungestörter ist.«
    Zedd wischte sich den Regen aus den Augen. »Richard, ich will wissen,

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