Die Seele des Feuers - 10
eins kann ich dir versprechen, die toten Mädchen werden weitaus besser dran sein als die, die überlebt haben.«
Beata war so entsetzt, dass sie kein Wort herausbrachte. Die Hitzigkeit in der Stimme der Frau legte sich ein wenig.
»Na ja, es ist nicht allein deine Schuld. Schätze, du bist nicht alt genug, um es besser zu wissen und einige der Tatsachen des Lebens zu kennen. Man kann von dir nicht verlangen, dass du erkennst, was wahr ist und was nicht. Du glaubst bloß, es zu können.«
»Wieso seid Ihr eigentlich so versessen auf dieses Schwert?«
»Weil es Lord Rahl gehört. Er hat mich geschickt, es zu holen.«
»Wieso habt Ihr mir das Leben gerettet?«
Die Frau starrte sie an. Hinter diesen kalten, berechnenden blauen Augen schien es keine Furcht zu geben.
»Schätze, weil ich selber einmal ein törichtes junges Mädchen war, das in die Hände von bösen Männern geriet.«
»Was haben sie Euch denn angetan?«
Die Frau lächelte bitter. »Sie haben mich zu dem gemacht, was ich bin: zu einer Mord-Sith. So viel Glück wird dir nicht beschieden sein; diese Soldaten hier sind in dem, was sie tun, nicht annähernd so gut.«
Von den Mord-Sith hatte Beata noch nie etwas gehört. Die Aufmerksamkeit der beiden wurde erneut auf Estelles Schreie oben auf der Dominie Dirtch gelenkt.
»Ich muss dem Schwert hinterher. Ich schlage vor, du läufst weg.«
»Nehmt mich mit.«
»Nein. Helfen kannst du mir nicht, und ansonsten behinderst du mich nur.«
Beata wusste, wie erschreckend wahr das war. »Was soll ich denn tun?«
»Schaff deinen Hintern von hier fort, bevor diese Männer ihn in die Finger kriegen, oder es wird dir sehr viel mehr als Leid tun.«
»Bitte«, flehte Beata sie an, als ihr abermals die Tränen kamen, »helft Ihr mir, Estelle und Emmeline zu retten?«
Die Frau presste die Lippen aufeinander und dachte einen Augenblick nach.
»Die eine dort«, meinte die Frau schließlich und zeigte kalt berechnend auf Estelle. »Wenn ich von hier verschwinde, werde ich dir helfen, die eine mitzunehmen. Von da an müsst ihr selber sehen, wie ihr entkommen könnt.«
Beata sah den Mann lachen, sah, wie er Estelles Brust betatschte, während sie ihn abzuwehren versuchte. Beata wusste, wie Estelle dabei zumute sein musste.
»Aber Emmeline müssen wir auch mitnehmen.« Sie deutete nach hinten auf die Kasernen, in die man sie verschleppt hatte.
»Sie hat sich das Bein gebrochen. Du kannst sie nicht mitnehmen, sie wird sonst dafür sorgen, dass ihr alle geschnappt werdet.«
»Aber sie ist…«
»Vergiss es. Was willst du tun? Sie tragen? Hör auf, dich wie ein törichtes Kind zu benehmen. Denk nach. Willst du mit der einen entkommen, oder willst du mit Sicherheit gefasst werden, wenn du versuchst, beide mitzunehmen? Ich hab’s eilig. Entscheide dich.«
Beata hatte Mühe zu atmen und wünschte sich, die Schreie nicht hören zu können, die von den Kasernen herüberschallten. Unter keinen Umständen wollte sie dort drinnen bei diesen Männern landen. Sie hatte bereits einen Vorgeschmack bekommen, wie es mit nur einem von ihnen war.
»Also, dann die eine. Gehen wir«, meinte Beata entschieden.
»Gute Entscheidung, Kindchen.«
Beata war sich darüber im Klaren, dass die Frau sie ganz bewusst so nannte, um sie in ihre Schranken zu weisen, in der Hoffnung, das würde sie bei der Stange halten und ihr das Leben retten.
»So, und jetzt hör zu und tu genau, was ich dir sage. Ich bin mir nicht sicher, ob du es schaffst, aber es ist deine einzige Chance.«
Beata, die diesem Alptraum um jeden Preis entkommen wollte, nickte.
»Ich werde dort hinaufgehen, diesen Mann ausschalten und dann dafür sorgen, dass du wenigstens zwei Pferde hast. Ich schicke das Mädchen runter, während du dir die Pferde schnappst. Setz sie zu dir aufs Pferd, und dann nichts wie fort von hier – und haltet auf gar keinen Fall an.«
Die Frau zeigte vorbei an den Dominie Dirtch, hinaus in die Wildnis. »Reitet einfach immer geradeaus, fort von Anderith, zu einem anderen Ort in den Midlands.«
»Wie wollt Ihr verhindern, dass sie uns fassen?«
»Wer hat gesagt, dass ich das will? Ihr bekommt bloß die Pferde, und von da an rennt ihr beide um euer Leben. Ich kann höchstens versuchen, euch einen Vorsprung zu verschaffen.« Die Frau drohte Beata mit dem Finger. »Sollte sie es aus irgendeinem Grund nicht die Treppe hinunter oder auf das Pferd schaffen, lässt du sie zurück und fliehst allein.«
Beata, starr vor Angst, nickte. Sie wollte
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