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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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scheint zu Bruch zu gehen. Vermutlich wird Kaiser Jagang bei seinem Eintreffen überaus ungehalten sein.«
    »Dann können wir noch hoffen«, meinte Richard.
    Dalton lächelte. »Nun, ich habe noch zu tun, es sei denn, natürlich, Ihr wollt mich töten.«
    Richard lächelte den Mann an.
    »Eine weise Frau erzählte mir einmal, das Volk sei der willige Helfer jeder Gewaltherrschaft. Das Volk mache Menschen wie Euch erst möglich. Ich werde das Schlimmste tun, was für Euch und Euer Volk möglich ist – dasselbe, was auch mein Großvater Euch angetan hätte: Ich werde Euch den Folgen Eures eigenen Handelns überlassen.«
    Ann war auf so engem Raum zusammengepfercht, dass sie Angst hatte, für den Rest ihres Lebens zum Krüppel zu werden und nie wieder laufen zu können. Die Kiste, in der sie hockte, sprang, sobald der Karren über Kopfsteinpflaster rumpelte, entsetzlich hin und her, was ihr Elend noch verschlimmerte. Sie fühlte sich, als hätte jemand sie mit einem Knüppel durchgeprügelt.
    Wenn man sie nicht bald herausließ, würde sie ganz sicher den Verstand verlieren.
    Wie als Antwort auf ihr Gebet wurde der Karren endlich langsamer und blieb schließlich stehen. Ann sackte selig vor Erleichterung zusammen. Sie war den Tränen nahe, da sie unablässig schmerzhaft gegen die Seiten und den Kistenboden stieß und sich nicht mit Händen oder Füßen abstützen konnte.
    Sie hörte, wie sich jemand am Schließband zu schaffen machte, dann ging der Deckel auf und ließ die kühle Nachtluft herein. Ann füllte dankbar ihre Lungen und kostete sie aus wie ein duftendes Parfüm.
    Die Vorderseite der Kiste klappte auf die Ladefläche des Karrens. Dort stand Schwester Alessandra und spähte hinein. Ann sah sich um, konnte aber sonst niemanden entdecken. Sie befanden sich in einer engen Seitenstraße, die größtenteils verlassen schien. Eine alte Frau ging vorüber, sah aber nicht einmal in ihre Richtung.
    Ann runzelte die Stirn. »Alessandra, was wird hier gespielt?«
    Schwester Alessandra faltete die Hände wie zum Gebet. »Prälatin, bitte, ich möchte ins Licht zurückkehren.«
    Ann blinzelte. »Wo sind wir?«
    »In der Stadt, auf die der Kaiser zumarschiert ist. Sie nennt sich Fairfield. Ich habe den Fahrer ermutigt, mich den Karren lenken zu lassen.«
    »Ihn ermutigt. Wie das?«
    »Mit einem Knüppel.«
    Ann zog die Brauen hoch. »Verstehe.«
    »Und dann – meine Orientierung ist so schlecht – wurden wir von der übrigen Kolonne getrennt und – na ja, jetzt haben wir uns wohl verfahren.« »So ein Pech für uns.«
    »Damit bleibt mir wohl nur die Wahl, nach Soldaten aus Jagangs Armee zu suchen oder ins Licht zurückzukehren.«
    »Ist das dein Ernst, Alessandra?«
    Die Frau sah aus, als könnte sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Ihr war nicht länger nach Scherzen zumute. »Bitte, Prälatin, werdet Ihr mir helfen?«
    »Du brauchst mich nicht, Alessandra. Der Weg des Lichts führt mitten durch dein eigenes Herz.«
    Schwester Alessandra kniete hinter dem Karren nieder, während Ann, Hände und Füße in Ketten, noch immer in ihrer Kiste hockte.
    »Bitte, gütiger Schöpfer«, begann Alessandra.
    Ann lauschte, während die Frau ihr Herz ausschüttete. Zum Schluss küsste sie ihren Ringfinger. Ann hielt den Atem an und wartete, dass ein Blitz Alessandra erschlug, weil sie es gewagt hatte, den Hüter der Unterwelt zu hintergehen.
    Nichts geschah. Alessandra sah lächelnd hoch zu Ann.
    »Ich kann es spüren, Prälatin. Ich spüre, wie…«
    Mit einem würgenden Geräusch wurden ihr die Worte abgeschnitten, ihre Augen quollen hervor. Ann rutschte zu ihr hin. »Alessandra! Ist das Jagang? Befindet sich Jagang in deinem Verstand?«
    Alessandra nickte, so gut ihr dies möglich war.
    »Schwöre Richard die Treue! Schwöre sie in deinem Herzen! Das ist die einzige Möglichkeit, den Traumwandler aus deinem Verstand auszusperren!«
    Schwester Alessandra fiel zu Boden und wand sich in schmerzhaften Zuckungen, dabei murmelte sie Worte, die Ann nicht verstand.
    Endlich erschlaffte die Frau, erleichtert keuchend. Sie richtete sich auf und spähte in den Karren hinein.
    »Es ist gelungen! Es ist gelungen, Prälatin.« Sie fasste sich an den Kopf. »Jagang ist aus meinem Verstand gewichen. Oh, gelobt sei der Schöpfer. Lobet den Schöpfer.«
    »Wie wär’s, wenn du mir diese Dinger abnehmen und später weiterbeten würdest?«
    Schwester Alessandra eilte ihr zu Hilfe. Kurz darauf war Ann von ihren Fesseln befreit und geheilt.

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