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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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verbrannt, sondern sich in ihrer panischen Angst eingebildet, heißes Metall versenge sie. Allerdings blutete ihr anderer Fuß vom Tritt gegen die Ziegel.
    Kahlan atmete tief durch. Sie durfte auf keinen Fall in Panik geraten, ermahnte sie sich, oder sie wäre nicht mehr imstande, sich selber zu helfen. Niemand sonst konnte sie hier rausholen. Sie durfte nicht den Verstand verlieren und mußte die Nerven behalten, wenn sie aus dem Haus für die Toten entkommen wollte.
    Noch einmal holte sie Luft. Sie brauchte nur die Tür zu erreichen, dann konnte sie das Haus verlassen und wäre in Sicherheit.
    Sich Zoll um Zoll auf dem Bauch vorwärts schiebend, tastete sie den Lehmboden ab. Das Stroh war feucht, ob vom Regen oder von den ekelhaften Flüssigkeiten, die von den Plattformen herunterliefen, vermochte sie nicht zu sagen. Die Schlammenschen hatten Achtung vor den Toten, redete sie sich ein. Sie würden hier kein verschmutztes Stroh liegen lassen, es war bestimmt sauber. Nur warum stank es dann so?
    Dank einer übermenschlichen Willensanstrengung gelang es Kahlan, die über sie hinweghuschenden Käfer nicht zu beachten. Als ihre Konzentration, die Ruhe zu bewahren, abzuschweifen begann, vernahm sie ein schwaches Wimmern, das aus ihrer eigenen Kehle stammte. Das Gesicht an den Boden gedrückt, sah sie den nächsten Blitz unter der Tür aufleuchten. Es war nicht mehr weit.
    Sie wußte nicht, wohin das Huhn verschwunden war. Stumm betete sie, es möge zu Juni zurückgekehrt sein, um ihm die Augen auszupicken.
    Beim nächsten Blitz erkannte sie jedoch, daß das Huhn zwischen ihr und dem Spalt unter der Tür stand. Das Biest war kaum mehr als einen Fuß von ihrem Gesicht entfernt!
    Ganz langsam schob Kahlan ihre zitternde, hohle Hand vor die Stirn, um die Augen zu bedecken. Sie wußte, jeden Augenblick konnte das Hühnermonster ihr wie Juni die Augen auspicken; allein die bildhafte Vorstellung ließ sie aufstöhnen, die Vorstellung von Blut, das aus ihren leeren, von ausgefransten Rändern umsäumten Augenhöhlen strömte.
    Sie würde erblinden, hilflos sein, nie wieder sehen, wie Richard sie aus seinen grauen Augen anlächelte.
    Ein Käfer hatte sich in ihrem Haar verfangen und versuchte, sich zappelnd aus dem Gewirr zu befreien. Kahlan streifte ihn mit der Hand, ohne ihn herunterzubekommen.
    Plötzlich hackte etwas gegen ihren Kopf, und sie stieß einen Schrei aus. Der Käfer war verschwunden; das Huhn hatte ihn ihr vom Kopf gepickt; ihre Kopfhaut brannte nach dem kräftigen Hieb.
    »Danke«, zwang sie sich zu dem Huhn zu sagen. »Vielen Dank. Ich weiß das sehr zu schätzen.«
    Sie kreischte, als der Schnabel erneut zustieß und sie am Arm erwischte. Der Grund war ein Käfer. Das Huhn hatte nicht sie in den Arm gepickt, sondern einen Käfer verschlungen.
    »Tut mir leid, daß ich geschrien habe«, stammelte sie, und ihre Stimme bebte. »Du hast mich erschreckt, das ist alles. Nochmals vielen Dank.«
    Der Schnabel erwischte sie heftig an der Schädeloberseite, diesmal saß dort allerdings kein Käfer. Kahlan wußte nicht, ob das Huhn geglaubt hatte, dort säße ein weiteres Opfer, oder ob es sie absichtlich hatte in den Kopf picken wollen. Das Brennen war überaus unangenehm.
    Sie schob ihre Hand wieder vor die Augen. »Bitte, tu das nicht. Es tut weh.«
    Der Schnabel packte die Vene auf dem Rücken der vor ihren Augen liegenden Hand. Das Huhn zerrte daran, als wollte es einen Wurm aus dem Boden ziehen.
    Es war ein Befehl: Sie sollte die Hand von den Augen nehmen.
    Der Schnabel zupfte einmal heftig an ihrer Haut, die Bedeutung des beharrlichen Gezerres war unmißverständlich. Nimm die Hand fort, jetzt sofort, besagte es, oder es wird dir leid tun.
    Niemand wußte, zu was das Huhn fähig wäre, wenn sie es verärgerte. Über ihr lag Juni, tot – und warnte sie vor dem, was möglich war.
    Wenn es ihr tatsächlich die Augen auspickte, redete sie sich ein, bliebe ihr nichts anderes übrig, als es zu packen und ihm den Hals umzudrehen. Wenn sie schnell war, konnte es vielleicht nur ein einziges Mal zupicken, dann bliebe ihr wenigstens noch ein Auge. Anschließend würde sie mit ihm kämpfen müssen, jedoch nur, wenn das Huhn es auf ihre Augen abgesehen hatte.
    Instinktiv wußte sie, daß ein solches Vorgehen das Törichtste, Gefährlichste wäre, was sie tun konnte. Sowohl der Vogelmann als auch Richard hatten behauptet, dies sei kein Huhn. Sie zweifelte längst nicht mehr daran, aber womöglich blieb ihr keine Wahl.
    Wenn sie

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