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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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rauhen Plattform tastete, schürfte sie sich das Fleisch von den Fingern.
    Ganz sicher hatte es nur einen Laut von sich gegeben, der wie das Wort ›Mutter‹ klang. Sie war die Mutter Konfessor und daran gewöhnt, das Wort ›Mutter‹ zu hören. Wahrscheinlich hatte sie einfach Angst und sich das alles nur eingebildet.
    Der nächste Schrei entfuhr ihr, als ihr etwas in den Knöchel biß. Während sie auf einen Käfer eindrosch, der ihr in einen Ärmel krabbelte, stieß sie versehentlich die Kerze zu Boden; sie landete mit leisem Klirren auf der Erde.
    Im Nu versank der Raum in tiefster Dunkelheit.
    Sie wirbelte herum und versuchte wie von Sinnen etwas herunterzuschubsen, das sich zwischen ihren Schulterblättern in ihr Haar hinaufschlängelte. Nach dem Gewicht und dem Quieken zu urteilen, mußte es sich um eine Maus handeln; gnädigerweise wurde sie durch ihr Winden und Drehen heruntergeschleudert.
    Kahlan erstarrte. Sie horchte, ob das Huhn sich von der Stelle gerührt hatte, ob es auf den Lehmboden gesprungen war. Bis auf das schnelle Rauschen des Pulses in ihren Ohren war es jedoch totenstill im Raum.
    Sie begann Richtung Tür zu schleichen; während sie sich durch das faulige Stroh tastete, wünschte sie sich, sie hätte ihre Stiefel angezogen. Der Gestank raubte ihr fast den Atem, und sie zweifelte, ob sie sich jemals wieder sauber fühlen würde. Doch das war egal, solange sie nur lebend hier herauskam.
    Das Hühnerwesen gab im Dunkeln ein leises, gackerndes Hühnerlachen von sich.
    Es kam nicht von der Stelle, wo sie das Huhn vermutet hatte, plötzlich befand es sich hinter ihr.
    »Bitte, ich habe nichts Böses im Sinn«, rief sie in die Dunkelheit. »Ich will nicht respektlos sein. Wenn du einverstanden bist, überlasse ich dich jetzt deinen Angelegenheiten.«
    Sie machte einen weiteren schlurfenden Schritt in Richtung Tür und bewegte sich dabei vorsichtig, langsam, für den Fall, daß das Huhn ihr im Weg hockte. Sie wollte es nicht anstoßen und seinen Zorn wecken; auf keinen Fall durfte sie es unterschätzen.
    Unzählige Male hatte Kahlan sich voller Ungestüm scheinbar unbesiegbaren Feinden entgegengeworfen. Sie war sich der Wirkung eines entschiedenen, brutalen Angriffs durchaus bewußt, irgendwie war ihr aber auch jenseits allen Zweifels klar, daß dieser Gegner sie, wenn er wollte, ebenso mühelos töten konnte, wie sie einem Huhn den Hals umzudrehen vermochte. Wenn sie auf einen Kampf drängte, würde sie ihn womöglich verlieren.
    Sie stieß mit der Schulter gegen die Mauer. Blind nach der Tür tastend, ließ sie eine Hand über die verputzten Schlammziegel gleiten. Sie war nicht da. Sie tastete die Wand in alle Richtungen ab. Da war keine Tür.
    Verrückt! Sie war durch die Tür hereingekommen, also mußte es eine Tür geben. Das hühnerähnliche Etwas gab ein leises Gackern von sich.
    Schniefend unterdrückte Kahlan ihre Tränen der Angst, drehte sich um und preßte ihren Rücken gegen die Wand. Bestimmt hatte sie beim Herunterschleudern der Maus durch die Drehung die Orientierung verloren. Sie hatte sich gedreht, das war alles. Die Tür hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    Aber in welcher Richtung lag dann die Tür?
    Die Augen so weit wie möglich aufgerissen, versuchte sie in der undurchdringlichen Dunkelheit etwas zu erkennen. Ein neuer Schrecken fraß sich bohrend in ihre Gedanken: Was, wenn das Huhn ihr die Augen auspickte? Was, wenn es gerade das besonders gerne tat? Einem die Augen auspicken.
    Sie vernahm ihr eigenes, von panischer Angst erfülltes Schluchzen. Regen sickerte durch das Grasdach; als es ihr auf den Kopf tropfte, zuckte sie zusammen. Wieder blitzte es. Kahlan sah, wie die Helligkeit durch die Wand zu ihrer Linken drang. Dort war die Tür! Licht drang an den Seiten der Tür herein. Plötzlich donnerte es scheppernd.
    Wie von Sinnen rannte sie zur Tür. In der Dunkelheit stieß sie mit der Hüfte gegen den Rand einer Plattform, an der gemauerten Ecke schrammte sie sich die Zehen auf. Reflexartig griff sie nach dem stechenden Schmerz. Auf ihrem anderen Fuß hüpfend, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, trat sie auf einen harten Gegenstand. Ein glühendheißer Schmerz durchzog brennend ihren Fuß. Sie versuchte, sich irgendwo festzuhalten, und schreckte zurück, als sie die steife, kleine Leiche unter ihrer Hand spürte. Krachend schlug sie hin.
    Leise fluchend stellte sie fest, daß sie auf den heißen Kerzenhalter getreten war. Sie hatte sich nicht wirklich daran

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