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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gegen die Berührung eines Konfessors gefeit; sie war ebenso allumfassend wie endgültig. Selbst der wahnsinnigste Mörder besaß eine Seele und war somit verwundbar.
    Gleichzeitig bildete ihre Kraft, ihre Magie, eine Waffe der Verteidigung; sie funktionierte jedoch nur bei Menschen.
    Gewiß nicht bei einem Huhn, und ganz bestimmt nicht bei einer fleischgewordenen Gottlosigkeit.
    Ihr Blick zuckte, die Entfernung abschätzend, hinüber zur Tür. Das Huhn machte einen Hüpfer auf sie zu; die Krallen aber dabei noch immer fest in Junis Arm geschlagen, beugte es sich in ihre Richtung. Ihre Beinmuskeln spannten sich an, bis sie zu zittern begannen.
    Das Huhn machte einen Schritt zurück, straffte den Körper und spritzte Juni Kot ins Gesicht.
    Dabei stieß es ein Gackern aus, das wie Lachen klang.
    Sie wünschte sich von ganzem Herzen, sich einreden zu können, sie sei albern und bilde sich bloß irgend etwas ein.
    Aber sie wußte es besser.
    Ebenso wie ihre Kraft bei der Zerstörung dieses Wesens wirkungslos wäre, so spürte sie auch, daß ihre scheinbare Größe und Stärke gegen dieses Etwas machtlos waren. Weit besser war es, entschied sie, sich einfach aus dem Staub zu machen.
    Sie wünschte sich nichts sehnlicher als das: zu verschwinden.
    Ein fetter brauner Käfer krabbelte ihren Arm hinauf. Als sie ihn herunterschlug, entfuhr ihr ein halb verschluckter Schrei. Schlurfend machte sie einen Schritt in Richtung Tür.
    Das Huhn sprang von Juni herunter und landete vor der Tür.
    Während das Huhn unablässig gackerte, versuchte Kahlan panikartig nachzudenken. Es pickte den Käfer auf, den Kahlan von ihrem Arm heruntergewischt hatte. Als es den Käfer hinuntergeschlungen hatte, drehte es sich um und blickte sie, den Kopf mal hier-, mal dorthin neigend, mit zitternden Kehllappen von unten herauf an.
    Kahlan musterte die Tür. Sie versuchte zu überlegen, wie sie am besten nach draußen gelangen konnte. Sollte sie das Huhn mit einem Fußtritt aus dem Weg räumen? Sollte sie versuchen, es von der Tür zu verscheuchen? Sollte sie es ignorieren und einfach an ihm vorbeigehen?
    Sie mußte daran denken, was Richard gesagt hatte. »Juni hat auf die Ehre dessen gespien, der dieses Huhn getötet hat. Kurz darauf ist Juni gestorben. Ich habe mit einem Stock nach dem Huhn im Fester geworfen, und kurz darauf hat es den kleinen Jungen angegriffen. Es war meine Schuld, daß Ungi von Krallen zerkratzt wurde. Ich möchte denselben Fehler nicht noch einmal machen.«
    Sie wollte diesen Fehler ebensowenig wiederholen. Womöglich flog ihr dieses Etwas ins Gesicht, kratzte ihr die Augen aus, riß ihr mit seinen Sporen die Schlagader seitlich am Hals auf oder ließ sie verbluten. Wer wußte schon, wie kräftig es in Wirklichkeit war, zu was es tatsächlich fähig sein mochte?
    Richard hatte mit Nachdruck darauf bestanden, daß alle sich den Hühnern gegenüber höflich verhielten. Plötzlich hing Kahlans Leben von Richards Worten ab. Eben noch hatte sie sie für töricht gehalten, jetzt wog sie aufgrund von Richards Worten ihre Möglichkeiten ab und traf ihre Entscheidungen.
    »O Richard«, flehte sie leise, »verzeih mir.«
    Dann spürte sie etwas auf ihren Zehen. In dem trüben Licht reichte ein schneller Blick nicht, um sich Gewißheit zu verschaffen, sie glaubte jedoch, Käfer über ihre Füße krabbeln zu sehen. Sie fühlte, wie ihr einer mit winzigen Bewegungen am Knöchel hoch und unter das Hosenbein huschte. Sie stapfte mit dem Fuß auf, der Käfer hielt fest.
    Sie bückte sich, um auf das Biest unter ihrem Hosenbein einzudreschen, doch sie schlug zu fest zu und zerquetschte es auf ihrer Haut.
    Mit einer hektischen Bewegung richtete sie sich auf und schlug blind nach den Biestern, die mittlerweile auch in ihrem Haar herumkrabbelten. Als ihr ein Tausendfüßler in den Handrücken biß, entfuhr ihr ein spitzer Schrei, sie schüttelte ihn ab. Als er auf den Boden fiel, pickte das Huhn ihn auf und schlang ihn hinunter.
    Plötzlich sprang das Huhn mit einem einzigen Flügelschlag zurück auf Juni. Seine Krallen arbeiteten in zügelloser Unmäßigkeit, während es sich langsam auf der Leiche drehte und sie ansah, sie eiskalt und interessiert aus einem schwarzen Auge betrachtete. Kahlan schob einen Fuß in Richtung Tür.
    »Mutter…«, krächzte das Huhn.
    Kahlan zuckte zusammen und schrie auf.
    Sie versuchte ihren Atem zu beruhigen; ihr Herz pochte so heftig, daß sie das Gefühl hatte, ihr Hals schwelle an. Als sie hinter sich nach der

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