Die Seele des Feuers - 10
Brummen. »Vielleicht mußte es ein Ei legen.«
»Es hat mich mit meinem Titel angesprochen.«
»Aha. Das hätte mich allerdings auch hellhörig gemacht.« Caras Tonfall wurde ernster, wenn nicht gar besorgt. »Hat es Euch wirklich ›Mutter Konfessor‹ genannt?«
Kahlan nickte, als sie die aufrichtige Besorgnis in Caras Gesicht sah. »Um die Wahrheit zu sagen, es wollte gerade ansetzen, kam aber nur bis zu dem Wort ›Mutter‹. Ich habe nicht höflich abgewartet, um mir auch noch den Rest anzuhören.«
Als die drei im Gänsemarsch zur Tür hereinkamen, erhob Nissel sich von dem Wildlederfell auf dem Fußboden vor der kleinen Feuerstelle. Sie war gerade damit beschäftigt, über dem kleinen Feuer einen Topf mit würzigen Kräutern zu erhitzen. Ein Stoß Tavafladen lag dicht neben der Feuerstelle zum Warmhalten auf einem Regal. Sie setzte das verhaltene, ihr eigene Lächeln auf, das zu besagen schien: Da ist etwas, das nur ich weiß.
»Guten Morgen, Mutter Konfessor. Hast du gut geschlafen?«
»Ja, vielen Dank. Was ist mit Zedd und Ann, Nissel?«
Nissels Lächeln erlosch, als sie zu dem schweren Fell hinüberblickte, das vor der Tür zum Hinterzimmer hing. »Ich weiß es nicht genau.«
»Also, was fehlt ihnen denn nun?« verlangte Richard zu wissen, nachdem Kahlan übersetzt hatte. »Woran sind sie erkrankt? An einem Fieber? Am Magen? Am Kopf? Was denn nun?« Er warf die Arme in die Höhe. »Ist ihnen der Kopf von den Schultern gefallen?«
Nissel sah Richard in die Augen, während Kahlan seine Fragen übersetzte. Ihr eigenartiges Lächeln kehrte zurück. »Er ist sehr ungeduldig, dein frischgebackener Ehemann.«
»Er ist um seinen Großvater besorgt. Er empfindet große Zuneigung für seinen älteren Anverwandten. Hast du eine Idee, was mit ihnen nicht in Ordnung sein könnte?«
Nissel drehte sich kurz um und rührte im Topf. Die alte Heilerin hatte manchmal etwas Merkwürdiges, sogar Verwirrendes an sich, zum Beispiel ihre Art, bei der Arbeit vor sich hin zu murmeln oder jemanden zur Ablenkung Steine auf dem Bauch balancieren zu lassen, wenn sie eine Wunde vernähte. Doch Kahlan wußte auch, daß sie über einen scharfen Verstand verfügte und ihr in dem, was sie tat, praktisch niemand das Wasser reichen konnte. In dieser gebeugten alten Frau verbarg sich ein langes Leben voller Erfahrungen und ein unermeßliches Wissen.
Nissel raffte ihren schlichten Schal mit einer Hand zusammen und ging schließlich vor der Huldigung in die Hocke, die noch immer in den Staub in der Mitte des Fußbodens gezeichnet war. Sie streckte eine Hand vor und zeichnete mit gekrümmtem Finger eine der geraden Linien nach, die strahlenförmig von der Mitte ausgingen – der Linie, die die Magie darstellte.
»Das hier, glaube ich.«
Kahlan und Richard wechselten einen besorgten Blick.
»Wahrscheinlich würdet Ihr es erheblich schneller herausfinden«, warf Cara ein, »wenn Ihr hineingehen und selber nachsehen würdet.«
Richard schickte einen zornigen Blick in Caras Richtung. »Wir wollten wissen, was uns erwartet, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
Kahlans Anspannung löste sich ein wenig. Cara würde sich ihnen gegenüber in einer so wichtigen Angelegenheit niemals respektlos verhalten, wenn sie tatsächlich der Ansicht wäre, hinter jenem Fellvorhang spielte sich ein Kampf auf Leben und Tod ab. Allerdings wußte Cara nicht viel über Magie, außer daß sie sie nicht mochte.
Sie fürchtete sich davor, genau wie die grimmigen d’Haranischen Soldaten. Ein ums andere Mal wiederholten sie die Beschwörungsformel, sie seien der Stahl gegen den Stahl, wohingegen Lord Rahl die Magie gegen die Magie sein müsse. Es war Teil jener Bande, über die die Bevölkerung D’Haras ihrem Lord Rahl verpflichtet war: sie beschützten ihn, und er beschützte sie. Fast schien es, als hielten sie es für ihre Pflicht, seinen Körper zu beschützen, damit er im Gegenzug ihre Seelen beschützen konnte.
Das Paradoxe daran war, die einzigartigen Bande zwischen den MordSith und ihrem Lord Rahl waren eine wechselseitige Beziehung, die dem Strafer – jenem grauenerregenden Folterwerkzeug, das eine Mord-Sith am Handgelenk trug – seine Kraft verlieh und, wichtiger noch, die die MordSith aufgrund ihrer uralten Verbindung zu Lord Rahl befähigte, die Magie eines mit der Gabe Gesegneten zu rauben. Vor ihrer Befreiung durch Richard war es nicht nur Aufgabe der Mord-Sith gewesen, ihren Lord Rahl zu beschützen, sondern auch seine Feinde, die über Magie
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