Die Seele des Feuers - 10
ich habe die Gabe.«
Zedd winkte ermattet ab. »Nein, nein. So funktioniert das nicht. Es beginnt bei uns, bei mir noch eher als bei Ann.«
»Führe sie nicht in die Irre«, wandte Ann ein. »Dafür ist die Angelegenheit zu wichtig.« Ihre Stimme wurde ein wenig kräftiger, als sie fortfuhr. »Kahlans Kraft wird bald versiegen, Richard. Genau wie deine, obwohl du nicht so sehr auf sie angewiesen bist wie wir, daher wird es für dich keine so große Rolle spielen.«
»Kahlan wird ihre Konfessorenkraft verlieren«, bestätigte Zedd, »genau wie jeder andere, der über Magie verfügt. Wie jedes magische Wesen. Sie wird schutzlos sein und beschützt werden müssen.«
»Von schutzlos kann wohl kaum die Rede sein«, wandte Kahlan ein.
»Aber es muß doch eine Möglichkeit geben, dem entgegenzuwirken. Gestern abend hast du gesagt, du selber seist auch nicht ganz ohne Möglichkeiten.« Richard ballte die Faust. »Du hast gesagt, du könntest dem entgegenwirken. Du mußt doch irgend etwas tun können!«
Ann hob einen Arm und versetzte Zedd einen schwachen Klaps auf den Kopf. »Würdest du es ihm bitte erklären, alter Mann? Bevor der Junge wegen dir noch eine Herzattacke bekommt und er uns überhaupt keine Hilfe mehr ist.«
Richard beugte sich vor. »Kann ich helfen? Was kann ich tun? Sagt mir, was, und ich tue es.«
Zedd brachte ein mattes Lächeln zustande. »Ich konnte immer auf dich zählen, Richard. Immer.«
»Was können wir denn tun?« fragte dann auch Kahlan. »Ihr könnt euch auf uns beide verlassen.«
»Seht ihr, wir wissen zwar, was zu tun ist, können es aber nicht allein bewerkstelligen.«
»Dann helfen wir euch eben«, beharrte Richard. »Was benötigt ihr?« Zedd hatte Mühe, Luft zu bekommen. »In der Burg.«
Kahlan spürte, wie plötzlich Hoffnung aufkam. Die Sliph würde ihnen eine wochenlange Reise über Land ersparen. Durch die Sliph vermochten sie und Richard die Burg in weniger als einem Tag zu erreichen.
Zedd wirkte fast leblos, als sein Atem pfeifend entwich. Verzweifelt nahm Richard seine Schläfen zwischen Daumen und Zeigefinger und preßte dagegen, bis er wieder tief durchatmete. Schließlich ließ er die Hand auf Zedds Schulter sinken und rüttelte ihn leicht.
»Zedd? Was können wir tun, um zu helfen? Welche Bewandtnis hat es mit der Burg der Zauberer? Was befindet sich dort in der Burg, Zedd?«
Zedd bewegte die Zunge, um seinen Gaumen zu benetzen.
»Wasser.«
Kahlan legte Richard eine Hand auf die Schulter, fast so, als wollte sie verhindern, daß er aufsprang und sich an der Decke stieß. »Ich gehe es holen.«
An der Tür stieß sie mit Nissel zusammen, doch statt des Wassers, das Kahlan verlangt hatte, reichte sie ihr eine Tasse mit einer warmen Flüssigkeit. »Gib ihm das. Ich bin soeben damit fertig geworden. Es ist besser als Wasser, das wird ihm Kraft geben.«
»Danke, Nissel.«
Kahlan beeilte sich, Zedd die Tasse an die Lippen zu setzen, und er stürzte ein paar Schlucke hinunter. Danach hielt Kahlan auch Ann die Tasse hin, die sie zügig leerte. Über Kahlans Schulter gebeugt, reichte Nissel ihr ein Stück Tavabrot, das mit einer Art Honig bestrichen schien, der einen leichten Minzgeruch verströmte, so als sei er mit einem Heilmittel versetzt. Nissel flüsterte Kahlan zu, sie solle die beiden dazu bewegen, ein wenig davon zu essen.
»Hier, Zedd«, sagte sie, »iß ein Stück Tavabrot mit Honig.«
Mit hochgehaltener Hand verwehrte Zedd der dargebotenen Speise den Weg in seinen Mund. »Vielleicht später.«
Kahlan und Richard sahen sich aus den Augenwinkeln an. Es war so gut wie nie vorgekommen, daß Zedd die Nahrungsaufnahme verweigert hatte. Offenbar bezog Cara ihren Glauben, es sei nichts Ernstes, von der durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Nissel; die alte Heilerin behielt angesichts des Zustandes der beiden auf dem Boden Liegenden die Ruhe, Richards und Kahlans Besorgnis dagegen wurde mit jedem Augenblick größer.
»Zedd«, drängte Richard erneut, »was hat es mit der Burg auf sich?«
Zedd schlug die Augen auf. Kahlan fand, sie wirkten ein wenig strahlender, die haselnußbraune Farbe ein wenig klarer, weniger trübe. Matt ergriff er Richards Handgelenk.
»Ich glaube, der Tee hilft. Noch etwas.«
Kahlan wandte sich um zu der alten Frau. »Er sagt, der Tee hilft. Er möchte noch etwas.«
Nissel legte den Kopf in den Nacken und schnitt ein Gesicht. »Selbstverständlich hilft er. Weshalb, glaubt er, habe ich ihn wohl aufgesetzt?«
Sie schüttelte den
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