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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Boden versunken. Er hatte ihr seinen geheimsten Traum anvertraut, und sie hatte ihn ausgelacht. Betrübt ließ er das Kinn auf die Brust sinken. Sie hatte recht. Er war Hakenier, er konnte niemals darauf hoffen, sich als würdig zu erweisen.
    Gesenkten Blickes lud er den Karren weiter ab und sagte kein einziges Wort mehr. Er kam sich vor wie ein Narr, bei jedem Schritt machte er sich insgeheim Vorwürfe. Hätte er doch nur seine Träume für sich behalten. Am liebsten hätte er die Worte zurückgenommen.
    Bevor sie den letzten Rest aus dem Karren zogen, faßte Beata ihn am Arm und räusperte sich, als hätte sie die Absicht, noch etwas hinzuzufügen. Wieder senkte Snip den Blick zu Boden, bereit, sich anzuhören, was sie sonst noch über seine Torheit anzumerken hatte.
    »Tut mir leid, Snip. Meine gewissenlose hakenische Art hat mich irren und grausam sein lassen. Es war falsch von mir, derart grausame Dinge zu sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »War schon richtig, daß du gelacht hast.«
    »Hör zu, Snip … wir alle haben unerfüllbare Träume. Auch das ist Teil unserer verdorbenen Natur. Wir müssen lernen, besser zu sein als unsere niederen Träume.«
    Er wischte sich das Haar aus der Stirn und blickte in ihre graugrünen Augen. »Du hast auch Träume, Beata? Richtige Träume? Wünschst du dir etwas?«
    »Du meinst, so etwas wie dein törichter Wunsch, der Sucher der Wahrheit zu sein?« Er nickte. Schließlich wandte sie den Blick von seinen Augen ab. »Vermutlich ist es nur gerecht, damit du zur Abwechslung auch einmal mich auslachen kannst.«
    »Ich werde ganz bestimmt nicht lachen«, meinte er leise, sie dagegen blickte hinauf zu den kleinen, weißen Wölkchen, die über den strahlend blauen Himmel zogen, und schien ihn nicht zu hören.
    »Ich würde gerne lesen lernen.«
    Sie warf ihm verstohlen einen Blick zu, um zu sehen, ob er lachte. Er tat es nicht.
    »Davon habe ich auch schon geträumt.« Er sah sich um, ob jemand sie beobachtete. In der Nähe war niemand, also beugte er sich über die Rückwand des Karrens und zeichnete mit dem Finger Zeichen in den Staub.
    Ihre Neugier war stärker als ihr Argwohn. »Ist das Schrift?«
    »Es ist ein einzelnes Wort, ich habe es auswendig gelernt. Das einzige, das ich kenne, aber es ist ein Wort, und ich kann es lesen. Bei einem Fest hörte ich, wie ein Mann sagte, es stehe auf dem Schwert der Wahrheit.« Snip unterstrich das Wort im Staub. »Der Mann hat es oben in die Butter geritzt, um es einer Frau auf diesem Fest zu zeigen. Es ist das Wort ›Wahrheit‹.
    Er erzählte ihr, früher sei der, den man Sucher nannte, ein Mann von großem Ansehen gewesen, dessen Aufgabe es war, Gutes zu tun, jetzt jedoch seien Sucher im günstigsten Fall nichts weiter als gewöhnliche Verbrecher und schlimmstenfalls Meuchelmörder. So wie unsere Vorfahren.«
    »Wie alle Hakenier«, verbesserte sie. »Wie wir.«
    Er widersprach nicht, denn er wußte, sie hatte recht. »Das ist noch ein Grund, weshalb ich Sucher werden möchte. Ich würde dem Rang des Suchers seinen guten Namen zurückgeben, so wie es früher war, damit die Menschen der Wahrheit wieder vertrauen können. Ich würde den Menschen gerne beweisen, daß ein Hakenier imstande ist, ehrenhaft zu dienen. Damit würde ich doch Gutes tun, oder? Würde das nicht helfen, unsere Verbrechen wiedergutzumachen?«
    Sie rieb sich energisch die Arme und sah sich flüchtig prüfend um. »Es ist kindisch und dumm, zu träumen, man sei der Sucher.« Sie senkte in Anbetracht der Bedeutung ihrer Worte die Stimme. »Lesen lernen wäre ein Verbrechen. Besser, du unternimmst gar nicht erst den Versuch, noch mehr zu lernen.«
    Er seufzte. »Ich weiß, aber denkst du nie daran…«
    »Außerdem ist Magie widerwärtig. Einen magischen Gegenstand zu berühren, das wäre doch genauso schlimm wie ein Verbrechen.«
    Verstohlen blickte sie über ihre Schulter zur Ziegelfassade hinüber. Mit einer schnellen Handbewegung wischte sie das Wort im Staub des Karrenbodens aus. Er öffnete den Mund und wollte protestieren, doch sie kam ihm zuvor und schnitt ihm das Wort ab.
    »Wir sollten jetzt besser fertig werden.«
    Sie deutete mit einem Zucken ihrer Augen auf die oberen Fenster. Snip schaute hoch und spürte, wie ihm vor Entsetzen ein eisiges Kribbeln den Rücken hinunterlief. Der Minister für Kultur persönlich stand an einem der Fenster und beobachtete sie.
    Snip lud eine Trage Schaffleisch auf und begab sich zur Küchenspeisekammer. Beata folgte mit einer

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