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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hinzugefügt hatte, spürte er das überwältigende Verlangen, etwas zu sagen – ganz gleich, was –, nur um das Thema zu wechseln.
    »Glaubst du, Beata, man wird uns je von unseren ererbten Verbrechen freisprechen, damit wir ebenso reinen Herzens werden wie das Volk der Anderier?«
    Ihre glatte Stirn zuckte. »Wir sind Hakenier, wir können niemals so gut sein wie die Anderier. Unsere Seelen sind verdorben und nicht zu Reinheit fähig; ihre Seelen dagegen sind rein und nicht dafür geschaffen, verdorben zu sein. Wir können niemals vollkommen geläutert werden. Wir können lediglich darauf hoffen, unsere schändliche Natur zu beherrschen.«
    Snip war diese Antwort ebenso bekannt wie ihr. Vermutlich hielt sie ihn wegen seiner Frage für hoffnungslos unwissend. Er war nie gut darin gewesen, seine Gedanken auf eine Weise zu erklären, die verriet, was er wirklich meinte.
    Er hatte die Absicht, seine Schuld abzutragen – Absolution erteilt zu bekommen – und sich den Titel ›Sir‹ zu verdienen. Nicht vielen Hakeniern gelang es, dieses Vorrecht zu erlangen. Solange er das nicht schaffte, würde er nie tun können, was er wirklich wollte. Er ließ den Kopf hängen und überlegte, wie sich seine Frage besser formulieren ließe.
    »Aber ich meine … kennen wir nach all dieser Zeit nicht die Fehler im Verhalten unserer Vorfahren? Möchtest du nicht auch mehr Entscheidungen über dein Leben treffen können?«
    »Ich bin Hakenierin. Ich bin nicht würdig, über mein Schicksal zu entscheiden. Du solltest wissen, daß dieser Pfad in die Gottlosigkeit führt.«
    Er zupfte an der aufgerissenen Haut herum, wo sie den Splitter entfernt hatte. »Aber manche Hakenier dienen doch auf eine Weise, die zur Absolution führt. Du hast selbst einmal erzählt, du willst vielleicht zur Armee. Da will ich auch hin.«
    »Du bist ein hakenischer Mann. Es ist dir nicht gestattet, Waffen in die Hand zu nehmen. Auch das solltest du eigentlich wissen, Snip.«
    »Ich wollte damit ja gar nicht sagen … ich weiß, ich darf das nicht. Ich meinte bloß – ich weiß nicht.« Er stopfte seine Hände in die Gesäßtaschen. »Ich meinte bloß, ich würde es gerne können, weiter nichts, damit ich Gutes tun und mich bewähren könnte. Und denen helfen könnte, denen wir Leid zugefügt haben.«
    »Verstehe.« Sie deutete auf die Fenster im oberen Stockwerk. »Der Minister für Kultur höchstpersönlich hat das Gesetz erlassen, das den hakenischen Frauen erlaubt, gemeinsam mit anderischen Frauen in der Armee zu dienen. Dieses Gesetz besagt auch, daß alle Menschen diesen hakenischen Frauen gegenüber Respekt erweisen müssen. Das Mitgefühl des Ministers erstreckt sich auf alle Menschen. Die hakenischen Frauen stehen tief in seiner Schuld.«
    Snip merkte, daß er nicht deutlich machen konnte, was er wirklich meinte. »Aber möchtest du nicht heiraten und…«
    »Er hat auch das Gesetz erlassen, demzufolge man hakenischen Frauen Arbeit geben muß, damit wir in der Lage sind, uns eigenständig zu ernähren, ohne heiraten zu müssen und zu Sklaven der hakenischen Männer zu werden. Denn es liegt in ihrem Wesen, andere zu versklaven, und das würden sie, vorausgesetzt, sie erhalten durch die Ehe Gelegenheit dazu, sogar ihresgleichen antun. Minister Chanboor ist der Held aller hakenischen Frauen.
    Er sollte auch der Held der hakenischen Männer sein, denn er bringt euch Kultur, damit ihr eurem kriegerischen Wesen abschwören und in die Gemeinschaft der friedvollen Völker eintreten könnt. Vielleicht entscheide ich mich, der Armee beizutreten, denn sie bietet hakenischen Frauen eine Möglichkeit, sich Respekt zu verschaffen. So lautet das Gesetz. Das Gesetz von Minister Chanboor.«
    Snip kam sich vor wie bei einer Bußversammlung. »Ich respektiere dich doch, Beata, auch wenn du nicht in der Armee bist. Ich weiß, du wirst Gutes für die Menschen tun, ob du nun der Armee beitrittst oder nicht. Du bist ein guter Mensch.«
    Beata stockte das Herz. Sie zog eine Schulter zu einem leichten Achselzucken hoch. Der scharfe Unterton in ihrer Stimme wurde milder. »Du hast recht, der eigentliche Grund, weshalb ich eines Tages der Armee beitreten könnte, ist, daß ich den Menschen helfen und Gutes tun will. Ich möchte eben auch Gutes tun.«
    Snip beneidete sie. In der Armee würde sie Gemeinden helfen können, die mit Schwierigkeiten, angefangen von Flutkatastrophen bis hin zu Hungersnöten, zu kämpfen hatten. Die Armee half den Bedürftigen. Wer in der Armee war,

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