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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zu ihm höflich zu sein, und seine Geschichten hörten sie sich auch nicht gerade gerne an. Snip nahm den Arm voll Apfelholz auf und begab sich Richtung Küche. Er selber fand die Geschichten, wie er sich betrank, ziemlich komisch, aber Mädchen interessierten sich nicht sonderlich dafür.
    Wenigstens mochte Morley seine Geschichten. Morley, und auch die anderen, die ein Strohlager in dem Zimmer hatten, in dem Snip schlief. Sie erzählten sich alle gerne gegenseitig Geschichten und betranken sich dabei. In der wenigen Freizeit außerhalb der Arbeit und der Bußversammlungen gab es sonst nicht viel zu tun.
    Immerhin aber hatten sie manchmal nach den Bußversammlungen, wenn ihre Arbeit erledigt war und sie nicht wieder zurückmußten, Gelegenheit, mit Mädchen zu sprechen. Für Snip jedoch – wie auch für die anderen – waren diese Bußversammlungen, auf denen sie all die entsetzlichen Dinge zu hören bekamen, ein bedrückendes Erlebnis. Manchmal, wenn es ihnen gelang, ein wenig Wein oder Bier zu stibitzen, betranken sie sich nach ihrer Rückkehr.
    Snip hatte bereits ein Dutzend Armladungen ins Haus geschleppt, als Meister Drummond ihn am Ärmel festhielt und ihm ein Stück Papier in die Hand drückte.
    Snip verbeugte sich, sagte »Ja, Sir« und zog los. Er konnte den Zettel nicht entziffern, aber da ein Fest anstand und er schon früher derartige Zettel überbracht hatte, nahm er an, bei den vollgeschriebenen Spalten handele es sich um Bestellungen, die die Küche geliefert bekommen wollte. Er war froh über den Botengang, denn er bedeutete keine echte Arbeit und bot ihm außerdem Gelegenheit, für eine Weile der Hitze und dem Lärm in der Küche zu entfliehen. Auch wenn er die Gerüche dort genoß und er gelegentlich einen kleinen Happen ergattern konnte – die verlockenden Speisen waren ausschließlich für die Gäste bestimmt, nicht fürs Personal. Manchmal aber wollte er einfach raus aus all dem Lärm und Durcheinander.
    Der alte Braumeister, dessen dunkles anderisches Haar bis auf einen spärlichen, weiß gewordenen Rest größtenteils ausgefallen war, überflog den Zettel grunzend, den Snip ihm reichte. Anstatt Snip wieder loszuschicken, verlangte der Brauer, er solle ihm ein paar schwere Säcke mit Hopfen ins Haus schleppen. Das war durchaus nichts Ungewöhnliches. Snip war nichts weiter als ein Küchenjunge, daher hatte ein jeder das Recht, ihm zu befehlen, Arbeiten für ihn zu erledigen. Er seufzte. Offenbar war dies der Preis für den gemütlichen Spaziergang, der hinter ihm lag, und für den, den er auf dem Rückweg noch vor sich hatte.
    Als er durch die Dienstbotentüren, wo ein großer Teil der Güter für das Anwesen angeliefert wurde, nach draußen ging, bemerkte er, daß auf der anderen Straßenseite noch immer Brownie mit dem Metzgerkarren stand. Zu seiner Erleichterung sah er nur zehn Säcke seitlich neben der Laderampe aufgestapelt liegen, die zur Brauerei hinuntergeschleppt werden sollten. Als er mit den Säcken fertig war, ließ man ihn gehen.
    Immer noch damit beschäftigt, wieder zu Atem zu kommen, schlenderte er durch die Dienstbotenflure zurück zur Küche. Er begegnete kaum jemandem, und die wenigen waren bis auf einen alles hakenische Dienstboten, so daß er nur einmal stehenbleiben mußte, um sich zu verbeugen. Schwere Schritte hallten ihm entgegen, als er die Treppenflucht zum Hauptstockwerk und der Küche hinaufstieg. Kurz vor der Tür hielt er inne.
    Er blickte den quadratischen Aufgang des Treppenschachtes hinauf bis in den dritten Stock. Die Flure waren menschenleer. Meister Drummond würde ihm glauben, wenn er ihm erklärte, der Brauer habe Säcke ins Haus geschleppt haben wollen. Immerhin war Meister Drummond mit den Vorbereitungen für das Fest am Abend beschäftigt und würde sich nicht die Mühe machen, nachzufragen, um wie viele Säcke es sich gehandelt hatte, und selbst wenn, würde er sich bestimmt nicht auch noch die Zeit nehmen, Snips Antwort nachzuprüfen.
    Snip rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf, fast noch bevor ihm recht klar war, daß er beschlossen hatte, sich kurz umzusehen. Wonach und aus welchem Grund, vermochte er nicht mit Sicherheit zu sagen.
    Er war erst ein paarmal im zweiten Stock gewesen, und nur ein einziges Mal im dritten, erst letzte Woche, um Dalton Campbell, dem neuen Adjutanten des Ministers, eine Abendmahlzeit hinaufzubringen, die dieser unten in der Küche bestellt hatte. Ein anderischer Gehilfe hatte Snip aufgetragen, das Tablett mit

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