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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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entscheiden, ob einer vielleicht eine Fluchtmöglichkeit bot, ob es bloß Sackgassen waren, in denen er festsäße, oder ob dort Wachen standen, die ihn in Ketten legen würden.
    Die beiden blieben auf dem Absatz unten stehen, es waren zwei Frauen, Anderierinnen. Sie unterhielten sich über das Fest am selben Abend, wer anwesend sein würde, wer nicht eingeladen war; wer doch. Obwohl ihre Worte kaum mehr als geflüstert waren, konnte er sie in seinem Zustand entgeisterter Bestürzung deutlich genug verstehen. Snip schlug das Herz bis zum Hals, während er in starrer Panik keuchend flehte, sie möchten die Treppe nicht bis ganz oben in den dritten Stock heraufkommen.
    Die beiden begannen eine Diskussion darüber, was sie anziehen wollten, um die Aufmerksamkeit des Ministers auf sich zu lenken. Snip konnte kaum glauben, daß er eine Unterhaltung darüber belauschte, wie dicht über ihren Brustwarzen sie ihren Ausschnitt zu tragen wagten. Das Bild, das dabei in seinem Kopf entstand, wäre bis zur Verblendung angenehm gewesen, säße er nicht – kurz davor, gefaßt zu werden – an einem Ort fest, wo er nichts verloren hatte, wo er etwas sah, das er nicht hätte sehen dürfen und das ihm einen Rausschmiß oder Schlimmeres eintragen konnte. Weit Schlimmeres.
    Eine der beiden Frauen schien verwegener zu sein als die andere. Die zweite erklärte, sie habe ebenfalls die Absicht aufzufallen, aber das sei auch alles. Die erste lachte amüsiert, sie wolle mehr als von dem Minister bemerkt werden, und die andere solle ganz unbesorgt sein, denn ihre Ehemänner würden belobigt werden, wenn sie zuließen, daß ihre Frauen die ganze Aufmerksamkeit des Ministers auf sich zögen.
    Snip drehte sich, um ein Auge auf die Tür des Ministers zu halten. Offenbar hatte bereits jemand die Aufmerksamkeit des Ministers erregt. Beata.
    Snip wagte vorsichtig einen Schritt nach links. Der Boden knarrte! Snips Ohren fühlten sich an, als würden sie immer größer. Weiter unten Gekicher über Ehemänner. Snip zog den Fuß zurück, Schweiß rann ihm in den Nacken.
    Die beiden Frauen unten gingen, ins Gespräch vertieft, weiter. Er hielt den Atem an, hörte eine Tür knarren. Eine der Frauen erwähnte den Ehemann der anderen – Dalton.
    Die Tür schloß sich hinter ihnen. Snip atmete auf.
    Unmittelbar vor ihm wurde die Tür aufgerissen.
    Der große Fremde hielt Beata am Oberarm gepackt. Sie kehrte Snip den Rücken zu, als sie aus dem Zimmer geworfen wurde. Der Mann versetzte ihr einen Stoß, als wiege sie nicht mehr als ein Federkissen. Sie landete mit einem dumpfen Schlag auf ihrem Hinterteil, nicht ahnend, daß Snip unmittelbar hinter ihr stand.
    Der Fremde blickte in seine weitaufgerissenen Augen, als ginge ihn das alles nichts an. Der dichte Haarschopf des Mannes hing ihm in verfilzten Strähnen bis auf die Schultern herab. Seine Kleidung war dunkel und mit ledernen Flicken, Riemen und Gürteln übersät. Der größte Teil seiner Waffen lag im Zimmer auf dem Fußboden. Allerdings wirkte er wie ein Mann, der sie nicht nötig hatte, wie ein Mann, der imstande wäre, nahezu jedem mit seinen schwieligen Händen den Hals umzudrehen.
    Als er sich wieder zum Zimmer umdrehte, mußte Snip zu seinem Entsetzen erkennen, daß der eigenartige Übermantel aus Skalps gemacht war. Deshalb sah er so aus, als wäre er mit Haarbüscheln übersät, denn er war mit Haarbüscheln übersät, mit menschlichen Haarbüscheln. In jeder Haarfarbe, von blond bis schwarz.
    Der Minister rief den Mann von jenseits des Türrahmens bei seinem Namen – »Stein« – und warf ihm ein handgroßes weißes Stoffknäuel zu. Stein fing es auf und zog daraufhin Beatas Unterhosen mit zwei fleischigen Fingern auseinander, um sie zu begutachten. Er warf sie ihr in den Schoß, während sie nach Atem ringend auf dem Boden hockte und sich größte Mühe gab, nicht in Tränen auszubrechen.
    Stein blickte Snip vollkommen ungerührt in die Augen und feixte. Sein Feixen schob den dichten Stoppelbart faltig zur Seite.
    Er zwinkerte Snip neckisch zu. Die Gleichgültigkeit des Mannes gegenüber der Tatsache, daß noch eine weitere Person anwesend war, die Zeuge des Geschehens wurde, versetzte Snip in Erstaunen. Der Minister spähte, sich die Hosen zuknöpfend, zur Tür heraus. Auch er feixte und zog beim Hinaustreten auf den Flur die Tür hinter sich zu.
    »Sollen wir jetzt der Bibliothek einen Besuch abstatten?«
    Stein machte eine einladende Geste.
    Beata saß mit hängendem Kopf da, während

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