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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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später wiedergeben, vielleicht freute sie sich, sie zurückzubekommen, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht sollte er sie dort liegenlassen, wo er sie gefunden hatte, statt jemandem, schon gar nicht Beata, erklären zu müssen, wie sie in seine Hände gekommen war. Womöglich würde sie wissen wollen, was ihm einfalle, hier heraufzukommen. Sie war eingeladen worden, nicht er. Womöglich glaubte sie, er spionierte ihr nach.
    Er war gerade im Begriff, sich zu bücken, um die Nadel wieder an ihren Platz zu legen, als er in dem unter einer der großen Türen vor ihm hindurchfallenden Licht eine Schattenbewegung wahrnahm. Er neigte den Kopf zur Seite, glaubte, Beatas Stimme zu hören, war aber nicht sicher. Dann vernahm er gedämpftes Lachen.
    Snip schaute abermals nach rechts und links. Niemand zu sehen. Schließlich ging er ja keinen Flur entlang; er trat bloß kurz ans andere Ende des Absatzes am oberen Treppenende. Wenn jemand fragte, konnte er sagen, er habe den Flur nur betreten wollen, um vom dritten Stock aus einen Blick auf die wunderschönen Ländereien zu werfen – um hinauszuschauen auf die Weizenfelder, die die Hauptstadt Fairfield, den Stolz Anderiths, umgaben.
    Ihm erschien das glaubhaft. Man würde ihn vielleicht anbrüllen, aber bestimmt nicht gleich hinauswerfen. Nicht, weil er aus einem Fenster geschaut hatte. Bestimmt nicht.
    Sein Herz klopfte; ihm zitterten die Knie. Bevor er Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, ob es töricht wäre, ein solches Risiko einzugehen, hatte er sich bereits auf Zehenspitzen an die schwere, in vier Felder unterteilte Tür herangeschlichen. Er vernahm ein Geräusch, das wie das Wimmern einer Frau klang. Aber auch ein amüsiertes Lachen und das Keuchen eines Mannes.
    Im gläsernen Türknauf waren Hunderte kleiner Bläschen für immer vor der Vergänglichkeit bewahrt. Es gab kein Schloß, somit also auch kein Schlüsselloch unterhalb des reichverzierten Messingbeschlags rings um den Glasknauf. Das Gewicht auf die Finger verlagernd, ließ Snip sich leise zu Boden, bis er auf dem Bauch lag.
    Je näher er dem Boden kam, und damit auch dem Spalt unter der Tür, desto besser konnte er hören. Es klang irgendwie, als sei ein Mann damit beschäftigt, sich zu verausgaben. Das amüsierte Lachen ab und an stammte von einem zweiten Mann. Snip vernahm das stoßweise, wimmernde Stöhnen einer Frau, so als hechelte sie ihrem eigenen Atem hinterher. Beata, dachte er.
    Snip schmiegte seine rechte Wange auf den kalten, lackierten Eichenboden. Er schob sein Gesicht näher an den zollgroßen Spalt unter der Tür heran und erblickte, ein wenig nach links versetzt, Stuhlbeine, und davor, auf dem Fußboden ruhend, einen schwarzen, mit silbernen Nieten besetzten Stiefel; er wippte leicht auf und ab. Da man nur einen sah, hatte der Mann offenbar die Beine übereinandergeschlagen.
    Snip hatte das Gefühl, als sträubten sich ihm die Haare. Er erinnerte sich ganz deutlich, den Besitzer dieses Stiefels gesehen zu haben. Es war der Mann mit dem seltsamen Übermantel, mit den Ringen und den vielen Waffen. Der Mann, der Beata eingehend gemustert hatte, als er an ihrem Karren vorübergegangen war.
    Snip vermochte nicht auszumachen, woher die Geräusche stammten. Leise wälzte er seinen Körper herum und drehte das Gesicht, so daß er mit dem linken Augen unter der Tür nach rechts schauen konnte. Er schob sich näher heran, bis seine Nase die Tür berührte.
    Er kniff ungläubig die Augen zusammen, und dann – entsetzt – noch einmal.
    Beata lag mit dem Rücken auf dem Fußboden, ihr blaues Kleid war über ihre Hüften gerutscht. Zwischen ihren entblößten, gespreizten Beinen lag ein Mann mit nacktem Oberkörper, der sie hastig und ungestüm bearbeitete.
    Schockiert von dem Anblick, sprang Snip auf und taumelte mehrere Schritte zurück. Er keuchte, seine Augen waren aufgerissen, und seine Eingeweide verdrehten sich vor Schreck. Vor Schreck, daß er Beatas bloße, gespreizte Beine gesehen hatte. Und dazwischen den Minister. Er machte kehrt und wollte, brennende Tränen in den Augen, mit offenem Mund und wie ein Karpfen auf dem Trockenen nach Luft schnappend, die Treppe hinunterstürzen.
    Hallende Schritte. Jemand kam die Treppe herauf. Wie erstarrt blieb er mitten im Raum stehen, zehn Fuß von der Tür, zehn Fuß von der Treppe entfernt, und wußte nicht, was er tun sollte. Er hörte, wie die Schritte näher kamen. Hörte zwei Stimmen. Er blickte rechts und links in den Flur und versuchte zu

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