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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ansaugen? Ah, natürlich! Du hättest deine Bettlaken benutzt und sie in ein Material verwandelt, das die Hitze kaum leitet – vielleicht in Glas – und dir daraus eine schützende Schale gemacht.«
    Shai schnitzte weiter, aber nun war ihr unbehaglich zumute. Die Art und Weise, wie er das sagte … Ja, er wusste, dass sie das, was er soeben beschrieben hatte, niemals hätte tun können. Die meisten Erhabenen hatten keine Ahnung von Fälscherei, und auch dieser Mann besaß keine tiefen Kenntnisse darüber, aber sie reichten aus, um ihm klarzumachen, dass Shai auf die von ihr beschriebene Weise niemals hätte entkommen können. Genauso wenig, wie aus Bettlaken Glas werden konnte.
    Außerdem wäre es sehr schwierig gewesen, die gesamte Mauer in eine andere Gesteinsart zu verwandeln. Sie hätte zu vieles verändern müssen – sie hätte die Vergangenheit neu schreiben müssen, sodass die Steinbrüche für alle in der Zelle verbauten Arten jeweils in der Nähe von Anthrazitvorkommen lagen und in jedem Fall irrtümlich ein Quader aus brennbarem Stein gebrochen wurde. Das allein war schon fast unmöglich, insbesondere ohne eingehende Kenntnis der betreffenden Steinbrüche.
    Die Wahrscheinlichkeit war der Schlüssel zu jeder Fälschung, sei sie magisch oder nicht. Die Leute erzählten sich unter der Hand Geschichten über Fälscher, die Blei in Gold verwandelten, doch dabei begriffen sie nicht, dass das Gegenteil viel, viel einfacher war. Das Erfinden der Geschichte eines Goldbarrens, den jemand irgendwann mit Blei verunreinigt hatte … nun, das war eine nachvollziehbare Lüge. Aber das Gegenteil war so unwahrscheinlich, dass ein Stempel für eine solche Umwandlung kaum Wirkung zeigen würde.
    » Ihr beeindruckt mich, Euer Gnaden«, sagte Shai schließlich. » Ihr denkt wie ein Fälscher.«
    Gaotonas Miene wurde mürrisch.
    » Das war ein Kompliment«, bemerkte sie.
    » Ich schätze die Wahrheit, junge Frau, nicht aber die Fälschung.« Er sah sie an wie ein enttäuschter Großvater. » Ich habe das Werk deiner Hände gesehen. Die Kopie des Bildes, die du gemacht hast … sie ist bemerkenswert . Aber es geschah im Namen der Lüge. Welche großartigen Werke könntest du erschaffen, wenn du dich nicht auf Reichtum und Täuschung, sondern auf Fleiß und Schönheit konzentrieren würdest!«
    » Was ich mache, ist große Kunst.«
    » Nein. Du kopierst die große Kunst anderer Leute. Was du machst, ist in technischer Hinsicht wunderbar, aber es fehlt ihm völlig an Geist.«
    Beinahe wäre ihr der Meißel ausgerutscht. Ihre Hände spannten sich an. Wie konnte er es wagen? Ihr mit der Hinrichtung zu drohen, war eine völlig andere Sache, als ihre Kunst zu beleidigen. Seine Worte stellten sie in eine Reihe mit … mit diesen Fließbandfälschern, die eine Vase nach der anderen hervorbrachten!
    Mühsam beruhigte sie sich wieder, dann klebte sie sich ein Lächeln an. Ihre Tante Sol hatte Shai einmal geraten, bei den schlimmsten Beleidigungen zu lächeln und nur die weniger schlimmen zu erwidern. Auf diese Weise konnte niemand einem ins Herz blicken.
    » Wie soll ich denn an der Kandare gehalten werden?«, fragte sie. » Wir haben inzwischen herausgefunden, dass ich eine der schlimmsten Kreaturen bin, die durch die Korridore dieses Palastes schleichen. Ihr könnt mich nicht fesseln, und Ihr könnt Euren eigenen Soldaten nicht trauen, dass sie mich bewachen werden.«
    » Nun«, meinte Gaotona, » wann immer es mir möglich ist, werde ich dich bei deiner Arbeit beobachten.«
    Sie hätte Frava vorgezogen, denn diese hätte sie vermutlich einfacher manipulieren können, aber so war es auch in Ordnung. » Wenn Ihr wünscht«, sagte Shai. » Aber vieles wird für jemanden, der nichts von Fälschungen versteht, sehr langweilig sein.«
    » Es geht mir nicht darum, unterhalten zu werden«, sagte Gaotona und gab Tzu ein Handzeichen. » Immer wenn ich hier bin, wird Hauptmann Tzu mich begleiten. Er ist der Einzige unserer Greifer, der das ganze Ausmaß der Verletzungen kennt, die der Kaiser erlitten hat, und nur er weiß um unseren Plan mit dir. Andere Wächter werden dich während des restlichen Tages beobachten, und du wirst mit ihnen nicht über deine Aufgabe sprechen. Es wird keine Gerüchte über das geben, was wir hier tun.«
    » Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, dass ich rede«, sagte Shai und meinte es diesmal ernst. » Je mehr Menschen von einer Fälschung wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie misslingt.« Außerdem ,

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