Die Seele des Königs (German Edition)
Hände.
Er setzte sich ihr gegenüber.
» Ich hoffe, heute Nacht ist das Fesseln nicht nötig«, sagte sie.
» Nein«, meinte er. » Du bist mir zu Hilfe gekommen, als ich im Fluss gekämpft habe, obwohl du unbewaffnet warst. Du hättest zusehen können, wie diese Kreaturen mich töten, und ihnen dann das Schwert abnehmen können.«
» Einem Rudel mordlüsterner Teufler?«, fragte sie. » Da wäre es leichter, es dir zu stehlen.«
Er schnaubte verächtlich. » Ich bezweifle, dass sie wussten, was es wert ist, und schließlich bist du sehr gerissen. Du hättest das Schwert an dich nehmen und damit fliehen können, wenn sie geschlafen hätten.«
» Du hast eine ziemlich hohe Meinung von meinen Fähigkeiten.«
» Nicht nur von deinen«, erwiderte er. » Du hättest mich zweimal beinahe getötet. Mir missfällt der Gedanke, dass das einer völlig unfähigen Person hätte gelingen können.«
Sie lächelte.
» Es bleibt aber die Tatsache, dass du mir nicht hättest helfen müssen«, sagte er. » Trotzdem hast du es getan. Du hast mir das Leben gerettet, und das macht deinen Versuch, es mir zu nehmen, wieder wett – vorausgesetzt, du versprichst mir, dass du nicht mehr versuchen wirst, mich umzubringen.«
» In Ordnung.«
» Und du wirst nicht versuchen, mir das Schwert zu stehlen, wenn ich schlafe?«
» Das werde ich nicht«, sagte sie. » Nicht einmal dann, wenn du wach bist.« Sie hielt inne. » Aber wenn du stirbst und ich nichts dagegen tun kann, werde ich das Schwert nehmen.«
» Das ist in Ordnung. Besser du als einer der Ewiglichen.« Er streckte ihr die Hand neben dem Feuer entgegen.
Sie zögerte zunächst, ergriff sie dann aber.
» Schlaf ein wenig«, sagte er und stand auf, um noch etwas Holz zu holen.
» Du auch, Bärtchen«, sagte sie und gähnte. » Wir sind weniger als eine Tagesreise von Saydhis Reich entfernt. Morgen wirst du deine Kräfte brauchen. Sorge dafür, dass du etwas Schlaf bekommst.«
» Das werde ich«, sagte er.
Es gelang ihm, die ganze Nacht hindurch wach zu bleiben und dafür zu sorgen, dass das Feuer weiterbrannte und Isa wärmte.
7
D as wahre Geheimnis guten Kochens ist …«, sagte Isa und hob den Löffel an die Lippen.
» Ist …?«, drängte Siris, der auf der anderen Seite des Feuers saß.
Sie nahm einen Schluck.
» Also?«, fragte er.
Sie leckte sich die Lippen, hielt einen Finger hoch und warf noch eine Prise Gewürze hinein.
» Du wirst es mir nicht verraten, oder?«, meinte er.
» Sei kein Idiot«, sagte sie. » Das Geheimnis ist Geduld.«
» Hm. Da bin ich wohl gerade durchgefallen, nicht wahr?«
» So gründlich, als hättest du zu einem Turnier eine Salatgabel mitgebracht.« Sie grinste.
» Pah«, meinte er. » Bei einem Turnier wäre es notwendig, auf so etwas zu reiten.« Er betrachtete ihr Pferd, das auf der anderen Seite des Lagers einige Blätter fraß. Vor wenigen Tagen waren sie vorsichtig zu einem Ort umgezogen, der sicherer war. Sie hatten kein Wort darüber verloren, dass Siris im Lager bei Isa geblieben war, statt gegen Saydhis Meister zu kämpfen.
Natürlich würde er am Ende gehen. Seinen Entschluss hatte er nicht geändert. Aber wenn er unterlag, würde das seinen Tod bedeuten, und er wollte zuerst dafür sorgen, dass Isa in der Lage war, die Klinge der Unendlichkeit für sich zu beanspruchen, falls es zum Äußersten kommen sollte. Außerdem wollte er noch ein paar Dinge auf seiner Liste ausprobieren – wie zum Beispiel Kochen. Bisher war er allerdings der Überzeugung, dass er es bald auf die Liste der Dinge setzen würde, die er nicht genoss.
» Sie sind gar nicht so schlecht«, sagte sie. » Damit meine ich die Pferde. Man muss nur wissen, wie man mit ihnen umgeht.«
» Dasselbe könnte man auch von einem hartnäckigen Hautausschlag sagen«, meinte er. » Weißt du, ich hatte ganz kurz überlegt, ob ich den Splitter bei ihm anwenden soll.«
» Bei Nams?«, fragte sie und zuckte zusammen. » Du wolltest die Wärme aus meinem Pferd ziehen, um ein Feuer anzuzünden?«
» Ja.«
» Ich hätte dich dafür umgebracht.« Sie sagte es offen heraus, aber sie errötete dabei. » Nams und ich haben eine Menge durchgemacht. Mehr als du und ich, Bärtchen.«
» TEN deutete an, dass das Tier nicht genug Wärme in sich hat. Das glaube ich gern. Ich bin sicher, dass es ein Herz aus Eisen hat und sein Blut so kalt ist wie ein Gebirgsbach.«
Sie hob eine Braue.
» Ich habe einmal gesehen, wie es ein kleines Kind gefressen hat«, fügte Siris
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