Die Seele des Königs (German Edition)

fürchte, ich darf diese Frage nicht beantworten, denn sie widerspricht meinen Befehlen.«
    » Ich hatte sie nicht an dich gestellt«, sagte Siris, auch wenn er es bemerkenswert fand, dass TEN befohlen worden war, nicht über Siris’ Familie zu sprechen. Es bestätigte den immer stärker werdenden Verdacht, dass TEN vom Gottkönig abgesandt worden war, um Siris auszuspionieren.
    Bei jedem Schritt, den ich mache, bin ich von Personen umgeben, die mich sogleich verraten würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten . Dieser Gedanke führte dazu, dass er sich wieder Sorgen um Isa machte. Er betrachtete den Horizont; die Sonne war schon fast untergegangen. Es war Zeit, ein Lager aufzuschlagen.
    Er wählte dazu den besten Ort, den er finden konnte. Gefallene Blätter machten dort den Boden weich. Er breitete Isas Mantel aus – den er noch gerade rechtzeitig aus dem Fluss gefischt hatte –, damit der Stoff die letzten Sonnenstrahlen einfangen konnte und hoffentlich bald trocknete.
    TEN setzte sie in einer Ecke neben einigen Felsen ab. Siris kümmerte sich um das Pferd – dem Tier gelang es nur einmal, ihn zu beißen – und brachte Isa die Satteldecke.
    Er kniete neben ihr nieder und berührte ihre Hand. Sie war feucht und eisig. » Sie ist so kalt.«
    » Allerdings«, sagte TEN und rastete seinen Steinkörper. Er lehnte sich gegen einige Bambusstäbe, und das dünne Holz legte sich um seine steinernen Schultern. Sein Körper fiel in sich zusammen; die Steine wurden zu Holz, und die puppenähnliche Version von TEN brach aus der Steinmitte hervor wie ein Küken aus dem Ei.
    » Fleischkörper können bekanntermaßen extreme Temperaturen schlecht ertragen«, sagte TEN und schüttelte den Kopf, als ob dies eine Schande wäre. » Sie braucht Wärme in der Nacht, oder sie wird vermutlich nicht überleben.«
    Siris schaute hinunter auf die bewusstlose Isa. Vielleicht wenn er sie in den Armen hielt …
    » Ein Feuer wäre das beste«, fügte TEN hinzu, » insbesondere bei der hier herrschenden Feuchtigkeit.« Der Golem klang belustigt.
    » Richtig. Natürlich.« Siris konnte ein Feuer machen, oder? Er sammelte ein wenig Holz, aber alles war bis ins Innerste feucht. Er wühlte in den Satteltaschen herum – sie waren wasserabweisend – und zog etwas Zunder und Stroh hervor.
    Auch nach einer ganzen Stunde voller Enttäuschungen hatte er noch immer kein Feuer entzündet. Es gelang ihm zwar, Funken zu erzeugen, aber das Holz war einfach zu feucht, und der gelegentliche Nieselregen war auch nicht gerade hilfreich, obwohl er einen behelfsmäßigen Unterschlupf errichtet hatte, indem er eine Decke über einige Bambusstäbe gelegt hatte.
    Enttäuscht kniete er vor der Feuerstelle und fühlte sich vollkommen nutzlos. TEN setzte sich neben ihn und war still und reglos wie eine hölzerne Statue. TEN schien der Regen nichts auszumachen. Er hatte verkündet, dass er bedauerlicherweise keine Ahnung vom Feuermachen hatte. Es gehörte nicht zu seinen » festgelegten Parametern«, was immer das bedeuten mochte. Er konnte auch nicht kämpfen, was erklärte, warum ein Geschöpf, das sich einen Leib aus Stein erschaffen konnte, aus Angst vor den Teuflern in Deckung gegangen war.
    » Ich bin ein Narr gewesen«, sagte Siris.
    » Zu welchem Zweck?«
    » Es war keine Absicht«, sagte Siris. » Ich dachte, dass nach all diesen Jahren der Kampfausbildung nur eine einzige Sache in meinem Leben von Bedeutung sei: die Tötung des Gottkönigs. Das war alles . Jetzt bin ich hier und so hilflos wie ein dreijähriges Kind, während vermutlich jeder andere aus Drems Rachen in der Lage gewesen wäre, Feuer zu machen.«
    » Das mag der Wahrheit entsprechen«, sagte TEN . » Ich bezweifle aber ernsthaft, dass jemand anderes aus Eurem Dorf die Schritte der Wahren Schwertkunst hätte vollführen können.«
    Er weiß also, wie man das nennt, was ich getan habe , dachte Siris. Er behielt das im Hinterkopf – zusammen mit einem gesunden Misstrauen gegen diese Kreatur –, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich auf beides zu konzentrieren. Atmete Isa schwächer?
    Er würde einen Ausweg finden. Es musste einen Ausweg geben. Er suchte in seiner Tasche herum und holte eine Handvoll Ringe hervor. Einen von ihnen hielt er hoch; es war einer der ersten, die er gefunden hatte. Er erzeugte Feuerstöße. Wie die meisten anderen hatte auch er seine Funktion eingestellt, nachdem Siris den Gottkönig getötet hatte.
    » TEN , kannst du mir erklären, warum dieser Ring nicht mehr