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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Bereiche sind dabei sehr wichtig.«
    » Also gut.«
    » Es geht um das Folgende. Je länger ein Gegenstand bereits als Ganzes existiert und er in diesem Zustand wahrgenommen wird, desto stärker wird er als eine vollständige Identität angesehen. Dieser Tisch wurde aus verschiedenen Holzstücken zusammengeleimt, aber sehen wir ihn so? Nein. Wir sehen ihn als Ganzes.
    Um einen Tisch zu fälschen, muss ich ihn als ein Ganzes begreifen. Dasselbe gilt für eine Wand. Diese Wand hier existiert schon so lange, dass sie sich selbst als geschlossene Wesenheit ansieht. Ich könnte mir vielleicht jeden Stein einzeln vornehmen – soweit sie noch unterscheidbar sind –, aber das wäre schwierig, weil die Wand als Ganzes behandelt werden will.«
    » Die Wand will als ein Ganzes behandelt werden«, sagte Gaotona tonlos.
    » Ja.«
    » Damit sagst du, dass die Wand eine Seele hat.«
    » Alle Dinge haben eine Seele«, sagte sie. » Jeder Gegenstand hat ein Bild von sich selbst. Wichtig sind dabei die Verbindungen und Absichten. Aus diesem Grund, Meister Schlichter, kann ich nicht einfach eine Persönlichkeit für Euren Kaiser schreiben und ihn mit einem Stempel versehen. In sieben Berichten steht, dass seine Lieblingsfarbe Grün ist. Wisst Ihr, warum?«
    » Nein«, sagte Gaotona. » Weißt du es?«
    » Ich bin mir noch nicht sicher«, sagte Shai. » Ich glaube , es liegt daran, dass es die Lieblingsfarbe seines Bruders war, der gestorben ist, als Ashravan sechs Jahre alt war. Der Kaiser hat sich an diese Farbe geklammert, weil sie ihn an seinen toten Bruder erinnert. Es könnte auch eine Spur von Nationalismus darin liegen, denn er wurde in Ukurgi geboren, dessen Provinzflagge hauptsächlich die grüne Farbe zeigt.«
    Gaotona schien verwirrt zu sein. » Musst du das so genau wissen?«
    » Dunkle Nacht, ja! Und tausend andere Einzelheiten ebenfalls. Ansonsten könnte ich einen Fehler machen. Ich werde Fehler machen. Die meisten werden hoffentlich nicht auffallen. Durch sie wird sich seine Persönlichkeit ein wenig verschieben, aber schließlich verändert sich jeder Mensch jeden Tag ein wenig. Wenn ich hingegen zu vieles falsch mache, wird der Stempel nicht wirksam bleiben – zumindest nicht lange genug. Ich vermute, dass diese Scharade nicht mehr aufrechterhalten werden kann, wenn der Kaiser jede Viertelstunde neu gestempelt werden muss.«
    » Diese Vermutung ist korrekt.«
    Shai setzte sich mit einem Seufzer und warf einen Blick auf ihre Notizen.
    » Du hast gesagt, du kannst es«, meinte Gaotona.
    » Ja.«
    » Du hast es schon einmal gemacht – mit deiner eigenen Seele.«
    » Meine Seele ist mir vertraut«, wandte sie ein. » Ich kenne meine eigene Geschichte. Ich weiß, was ich verändern muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Trotzdem war es schwierig, meine persönlichen Wesenspräger richtig herzustellen. Jetzt muss ich das nicht nur für einen anderen Menschen tun, sondern die Umwandlung muss auch noch viel umfangreicher sein. Und dafür bleiben mir nur neunzig Tage.«
    Gaotona nickte langsam.
    » Und jetzt«, sagte sie, » solltet Ihr mir verraten, was Ihr tut, um den Anschein aufrechtzuerhalten, dass der Kaiser noch wach und wohlauf ist.«
    » Wir tun alles, was dazu nötig ist.«
    » Dessen bin ich mir keinesfalls gewiss. Ich glaube, ich bin in Täuschungen besser geübt als die meisten anderen.«
    » Ich glaube, du wärest überrascht, wenn du wüsstest, wozu wir in der Lage sind«, erwiderte Gaotona. » Schließlich sind wir Politiker.«
    » Also gut. Ihr bringt ihm etwas zu essen, oder?«
    » Selbstverständlich«, antwortete Gaotona. » Jeden Tag werden drei Mahlzeiten in die Gemächer des Kaisers getragen. Die leeren Teller kehren in die Palastküche zurück, obwohl ihm natürlich insgeheim nur Brühe eingeflößt wird. Er trinkt sie, wenn man ihn dazu zwingt, aber er starrt nur ins Leere, als ob er sowohl taub als auch stumm wäre.«
    » Und der Nachttopf?«
    » Er hat keine Kontrolle über seine Körperfunktionen«, erklärte Gaotona und zog eine Grimasse. » Wir haben ihn in Windeltücher gewickelt.«
    » Dunkle Nacht, Mann! Und niemand tauscht einen vollen Nachttopf aus? Glaubt Ihr nicht, dass das verdächtig ist? Die Mägde werden reden, genau wie die Wachen vor der Tür. Ihr müsst auch über so etwas nachdenken!«
    Gaotona besaß den Anstand zu erröten. » Ich werde dafür sorgen, dass das geschieht, obwohl mir die Vorstellung nicht gefällt, dass noch jemand seine Gemächer betritt. Zu viele

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