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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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würde.«
    » Also bitte«, sagte Ivy. » Du würdest es doch nur tun, damit du in die Innentasche ihres Jacketts schauen und herausfinden kannst, welche Waffe sie trägt.«
    » Eine Beretta M9«, sagte J. C. » Hab ich schon erspäht.«
    Ivy schenkte mir einen bösen Blick.
    » Was ist los?«, fragte ich und versuchte den Unschuldigen zu spielen. » Er ist doch derjenige, der das gesagt hat.«
    » Dürrer«, warf J. C. ein, » die M9 ist langweilig, aber wirkungsvoll. Die Art und Weise, wie sie die Waffe trägt, zeigt mir, dass sie damit umzugehen weiß. Ihr Keuchen, als sie die Treppe hochgestiegen ist? Schauspielerei. Sie ist sehr durchtrainiert. Sie versucht so zu tun, als wäre sie eine Managerin oder eine Bleistiftquälerin im Labor, aber offensichtlich gehört sie zum Sicherheitsapparat.«
    » Danke«, sagte ich zu ihm.
    » Sie sind ein sehr seltsamer Mensch«, meinte Monica.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf sie. Natürlich hatte sie nur meinen Teil dieser Gespräche gehört. » Ich dachte, Sie haben die Interviews gelesen, die man mit mir geführt hat.«
    » Das habe ich. Und sie werden Ihnen nicht gerecht. Ich hatte mir Sie als brillanten Verwandlungskünstler vorgestellt, der von einer Persönlichkeit in die nächste schlüpft.«
    » Das wäre eine dissoziative Identitätsstörung«, sagte ich. » Das ist etwas anderes.«
    » Sehr gut«, warf Ivy ein. Sie hatte mich über alle möglichen psychologischen Störungen unterrichtet.
    » Wie dem auch sei«, meinte Monica, » ich vermute, ich bin bloß überrascht herauszufinden, was Sie wirklich sind.«
    » Und das wäre?«, fragte ich.
    » Ein Vermittler«, sagte sie und wirkte verwirrt. » Aber die Frage bleibt. Wo ist Razon?«
    » Da gibt es mehrere Möglichkeiten«, meinte ich. » Muss er an einem besonderen Ort sein, wenn er die Kamera benutzt? Ich will damit sagen: Muss er zum Mount Vernon gehen, um ein Bild aus der dortigen Vergangenheit aufzunehmen, oder kann er die Kamera so einrichten, dass sie Bilder von dort schießt, ohne dort zu sein?«
    » Er muss sich an den jeweiligen Ort begeben«, erklärte Monica. » Die Kamera blickt an der Stelle, an der Sie sich befinden, in die Vergangenheit zurück.«
    Das war problematisch, aber ich ließ es erst einmal auf sich beruhen. Razon. Wohin würde er gehen? Ich warf J. C. einen raschen Blick zu. Er zuckte die Achseln.
    » Du siehst zuerst ihn an?«, fragte Ivy in gelassenem Tonfall.
    Ich sah sie an, und sie errötete. » Ich … ich weiß es auch nicht.«
    J. C. kicherte.
    Tobias stand langsam und gewichtig auf, wie eine ferne Wolkenformation, die in den Himmel steigt. » Jerusalem«, sagte er leise und legte die Finger auf eines der Bücher. » Er ist nach Jerusalem gegangen.«
    Wir sahen ihn an. Nun ja, nur diejenigen von uns, die ihn wahrnehmen konnten.
    » Wohin sonst sollte ein gläubiger Christ gehen, Stephen?«, fragte Tobias. » Nach Jahren des Disputs mit seinen Kollegen, nach all den Jahren, die er wegen seines Glaubens als Narr gescholten wurde? Nur darum ging es die ganze Zeit; nur darum hat er diese Kamera entwickelt. Er ist weggegangen, weil er eine Frage beantwortet haben wollte. Für uns und für sich selbst. Eine Frage, die seit zweitausend Jahren gestellt wird.
    Er ist weggegangen, weil er ein Foto von Jesus von Nazareth – von seinen Anhängern Christus genannt – machen will, und zwar nach dessen Auferstehung.«
    Ich benötigte fünf Sitze in der ersten Klasse. Dies kam bei Monicas Vorgesetzten nicht gut an, denn sie hielten nicht viel von mir. Einen traf ich am Flughafen, einen gewissen Mr. Davenport. Er roch nach Pfeifentabak, und Ivy bemängelte seinen schlechten Geschmack, was Schuhe anging. Ich hielt mich davon ab, ihn zu fragen, ob wir den Jet seiner Gesellschaft benutzen könnten.
    Nun saßen wir in der ersten Klasse des Flugzeugs. Ich durchblätterte müßig ein dickes Buch, das auf dem Klapptisch vor meinem Sitz lag. Hinter mir gab J. C. vor Tobias mit den Waffen an, die er am Sicherheitspersonal hatte vorbeischleusen können.
    Ivy döste am Fenster; der Sitz neben ihr war frei. Monica saß an meiner anderen Seite und starrte auf den leeren Platz. » Ivy sitzt also am Fenster?«
    » Ja«, sagte ich und blätterte um.
    » Tobias und der Soldat sind hinter uns.«
    » J. C. ist ein Navy Seal. Er wird Sie erschießen, wenn Sie ihn fälschlicherweise als einfachen Soldaten bezeichnen sollten.«
    » Und der andere Sitz?«, fragte sie.
    » Leer«, antwortete ich und blätterte

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