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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Stehen, das du auch im Sitzen tun kannst, und tu nie etwas im Sitzen, das du auch im Liegen tun kannst.‹ Das ist ein chinesisches Sprichwort, das üblicherweise Konfuzius zugeschrieben wird. Natürlich gibt es von Konfuzius keine gesicherten Texte, und so ist fast alles, was wir ihm in den Mund legen, mehr oder weniger reine Vermutung. Ironischerweise ist das Einzige, vom dem wir sicher sind, dass er es gelehrt hat, die Goldene Regel – und dieses Zitat wird oft fälschlicherweise Jesus von Nazareth untergeschoben, der es aber auf andere Weise ausgedrückt hat …«
    Ich ließ ihn reden; das Anschwellen und Abebben seiner ruhigen Stimme überspülte mich wie Wellen. Es war dabei nicht wichtig, was er sagte.
    » Ja«, meinte Monica schließlich. » Das Gerät wurde gestohlen. Und deswegen bin ich hier.«
    » Also haben wir ein Problem«, sagte ich. » Dieses Gerät wäre für mich die einzige Möglichkeit gewesen, die Echtheit dieser Bilder nachzuprüfen. Aber ich kann das Gerät nur dann bekommen, wenn ich das tue, was Sie von mir wollen – das heißt, ich könnte am Ende herausfinden, dass Sie nur mit mir gespielt haben.«
    Sie warf ein weiteres Foto auf den Tisch. Es zeigte eine Frau mit Sonnenbrille und Regenmantel, die in einem Bahnhof stand. Das Bild war von der Seite aufgenommen, während sie einen Monitor über ihr betrachtete.
    Sandra.
    » Oho«, meinte J. C.
    » Woher haben Sie das?«, wollte ich wissen und stand auf.
    » Ich habe Ihnen schon gesagt …«
    » Das ist jetzt kein Spiel mehr!« Ich hieb mit beiden Händen auf den Tisch. » Wo ist sie? Was wissen Sie?«
    Monica zog sich ein wenig zurück und machte große Augen. Die Leute wissen nicht, wie sie mit Schizophrenen umgehen müssen. Sie haben Geschichten gehört und Filme gesehen. Wir machen ihnen Angst, obwohl wir nach der Statistik nicht mehr Gewaltverbrechen begehen als der Durchschnitt.
    Natürlich behaupten einige der Personen, die Abhandlungen über mich geschrieben haben, ich sei nicht schizophren. Die Hälfte glaubt, dass ich das alles erfinde. Und die andere Hälfte ist der Meinung, dass ich irgendeine neue, andere Krankheit habe. Was immer ich auch habe – wie immer auch mein Hirn funktionieren mag – es gab bisher nur eine einzige Person, die wirklich zu mir durchdringen konnte. Und das war die Frau auf dem Foto, das Monica soeben auf den Tisch geworfen hatte.
    Sandra. In gewisser Weise hatte alles mit ihr angefangen.
    » Das Bild war nicht schwer zu bekommen«, sagte Monica. » Als Sie noch Interviews gegeben haben, haben Sie oft über sie gesprochen. Offensichtlich haben Sie gehofft, dass jemand diese Interviews liest und Ihnen Informationen über sie bringt. Vielleicht haben Sie gehofft, dass sie erkennt, was Sie zu sagen haben, und zu Ihnen zurückkehrt …«
    Ich zwang mich dazu, wieder Platz zu nehmen.
    » Sie wussten, dass sie zum Bahnhof gegangen ist«, fuhr Monica fort. » Und zu welcher Zeit. Aber Sie wussten nicht, welchen Zug sie genommen hat. Wir haben so lange fotografiert, bis wir sie gefunden hatten.«
    » Es muss mindestens ein Dutzend Frauen mit blondem Haar und dem entsprechenden Aussehen in jenem Bahnhof gegeben haben«, sagte ich.
    Niemand wusste wirklich, wer sie war. Nicht einmal ich selbst.
    Monica holte ein ganzes Bündel Fotografien hervor; es waren mindestens zwanzig. Jede von ihnen zeigte eine Frau. » Wir dachten, dass diejenige, die drinnen eine Sonnenbrille trägt, die beste Wahl ist, aber wir haben an jenem Tag in dem Bahnhof jede Frau in ungefähr dem richtigen Alter fotografiert. Für alle Fälle.«
    Ivy legte die Hand auf meine Schulter.
    » Ganz ruhig, Stephen«, sagte Tobias. » Ein starkes Ruder steuert das Schiff auch durch den heftigsten Sturm.«
    Ich atmete ein und aus.
    » Darf ich ihr eine Kugel verpassen?«, fragte J. C.
    Ivy rollte mit den Augen. » Sag mir, warum wir ihn hierbehalten.«
    » Wegen meinem verwegenen, guten Aussehen«, meinte J. C.
    » Hör mir zu«, sagte Ivy zu mir. » Monica untergräbt ihre eigene Geschichte. Sie behauptet, zu dir gekommen zu sein, weil die Kamera gestohlen wurde – aber wie konnte sie die Fotos von Sandra ohne die Kamera machen?«
    Ich nickte, bemühte mich unter Schwierigkeiten, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und brachte diesen Einwand gegenüber Monica vor.
    Sie lächelte verschlagen. » Wir hatten Sie bereits für ein anderes Projekt im Sinn und waren der Meinung, dass diese Fotos dabei ganz … hilfreich wären.«
    » Verdammt«, sagte Ivy,

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