Die Seele des Königs (German Edition)
hochsteigt. Er wird gegen den Mann hinter ihm fallen, und du kannst dich um Salic kümmern. Drehe ihn um, damit er die Schüsse von hinten abfängt, nimm ihm die Waffe aus dem Jackett und feuere durch seinen Körper auf die Männer da unten.«
Ivy wirkte angeekelt. » Das ist ja schrecklich!«
» Du glaubst doch wohl nicht, dass er uns gehen lässt, oder?«, fragte J. C.
» Die Abu Sajaf«, erklärte Tobias hilfsbereit, » ist für viele Tötungen, Bombenanschläge und Entführungen auf den Philippinen verantwortlich. Sie gehen auch sehr brutal gegen die Einheimischen vor und benehmen sich eher wie eine gut organisierte kriminelle Familie als wie wahre Revolutionäre.«
» Das heißt also: nein?«, meinte J. C.
Wir erreichten das Erdgeschoss, und Salic führte uns in ein Nebenzimmer. Hier befanden sich zwei weitere Männer, die wie Soldaten gekleidet waren; an ihren Gürteln steckten Granaten, und sie hielten Sturmgewehre in den Händen.
Zwischen ihnen lag eine Kamera mittlerer Größe auf einem Tisch. Sie sah so … gewöhnlich aus.
» Ich brauche Razon«, sagte ich und setzte mich. » Ich muss ihm ein paar Fragen stellen.«
Salic schnaubte verächtlich. » Er wird nicht mit Ihnen reden, Mister Leeds. Das können Sie mir glauben.«
» Er arbeitet also nicht mit ihnen zusammen?«, fragte J. C. » Das verwirrt mich.«
» Bringen Sie ihn trotzdem her«, sagte ich und machte mich daran, die Kamera vorsichtig zu untersuchen.
Ich hatte jedoch keine Ahnung, was ich tat. Warum hatte ich nicht Ivans mitgebracht? Ich hätte wissen müssen, dass ich auf dieser Reise einen Mechaniker brauchen würde.
Aber immer wenn ich zu viele Aspekte um mich herum hatte, geschahen schlimme Dinge. Doch das war jetzt gleichgültig. Ivans war einen ganzen Kontinent weit weg.
» Hat jemand eine Idee?«, flüsterte ich.
» Sieh mich nicht an«, sagte Ivy. » Ich komme nicht einmal mit einer Fernbedienung zurecht.«
» Schneide den roten Draht durch«, schlug J. C. vor. » Es ist immer der rote Draht.«
Ich bedachte ihn mit einem ausdruckslosen Blick und schraubte einen Teil der Kamera auf, damit es so aussah, als wüsste ich genau, was ich tat. Meine Hände zitterten.
Zum Glück schickte Salic jemanden los, der meinen Wunsch erfüllen sollte. Danach beobachtete er mich sorgsam. Vermutlich hatte er über den Longway-Zwischenfall gelesen, wo ich ein komplexes Computersystem auseinandergenommen, umgeändert und wieder zusammengebaut hatte, um eine Explosion gerade noch rechtzeitig zu verhindern. Doch das war allein Ivans’ Werk gewesen, mit einiger Hilfe von Chin, unserem eigenen Computer-Experten.
Ohne sie war ich bei einer solchen Aufgabe nutzlos. Ich tat mein Bestes, diesen Eindruck nicht zu vermitteln, bis der Soldat Razon herbeibrachte. Ich erkannte ihn wegen der Fotos, die Monica mir gezeigt hatte. Doch es war nicht leicht. Seine Lippe war gesprungen und blutete, das linke Auge war geschwollen, und er hinkte. Als er sich auf einen Schemel neben mich setzte, sah ich, dass ihm eine Hand fehlte. Der Stumpf war mit blutigem Leinen umwickelt.
Er hustete. » Ah, Mister Leeds, wie ich annehme«, sagte er mit schwachem philippinischem Akzent. » Es tut mir sehr leid, Sie hier anzutreffen.«
» Vorsicht«, sagte Ivy, als sie Razon eingehend betrachtete. Sie stand dicht neben ihm. » Sie beobachten euch. Verhaltet euch nicht zu freundlich zueinander.«
» Das Ganze gefällt mir nicht«, sagte Kalyani. Sie ging zu einigen Kisten im rückwärtigen Teil des Zimmers und begab sich hinter ihnen in Deckung. » Ist es in Ihrer Nähe immer so, Mister Steve? Ich eigne mich für so etwas nämlich nicht sehr gut.«
» Es tut Ihnen leid , mich hier anzutreffen?«, sagte ich zu Razon mit ausgesprochen harscher Stimme. » Es tut Ihnen leid, aber Sie sind nicht überrascht. Sie sind schließlich derjenige, der Monica und ihren Spießgesellen dabei geholfen hat, Erpressungsmaterial gegen mich zu sammeln.«
Sein ungeschwollenes Auge wurde ein wenig größer. Er wusste, dass das Bildmaterial nichts mit einer Erpressung zu tun hatte. Zumindest hoffte ich das. Würde er mich verstehen? Würde er begreifen, dass ich hier war, um ihm zu helfen?
» Ich habe das … unter Zwang getan«, sagte er.
» Meiner Meinung nach sind Sie trotzdem ein Bastard«, spuckte ich aus.
» Achte auf deine Sprache«, tadelte Ivy mich und stemmte die Hände in die Hüften.
» Pah«, sagte ich zu Razon. » Es ist egal. Sie werden mir jetzt zeigen, wie dieses Gerät
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