Die Seele des Königs (German Edition)
oder auch nicht? Die von einer Wissenschaft hervorgebracht wurden, die niemand versteht?«
» Du versuchst bereits das zu beschützen, was noch gar nicht verworfen wurde«, sagte Tobias gelassen. » Du verhältst dich so, als wüsstest du, was geschehen wird, und müsstet bereits jetzt den Beweis ablehnen, der vielleicht gefunden wird. Verstehst du nicht, Ivy? Welcher Tatsachen bedürfte es, damit du die Dinge mit rationalem Blick siehst? Wie kann man in so vieler Hinsicht so logisch denken und in dieser einen so blind sein?«
» Seid still!«, sagte ich zu ihnen und hob die Hände an den Kopf. » Still!«
Salic warf mir einen düsteren Blick zu. Erst jetzt bemerkte er, was seine Soldaten Razon angetan hatten.
Er rief etwas auf Tagalog oder vielleicht einer der anderen philippinischen Sprachen – vielleicht hätte ich diese statt Hebräisch lernen sollen. Die Soldaten wichen zurück, und Salic kniete sich neben den am Boden liegenden Razon und rollte ihn auf den Rücken.
Razon fuhr mit seiner unverletzten Hand unter Salics Jackett und griff nach dessen Waffe. Salic sprang zurück, und einer der Soldaten schrie auf. Ein einziges leises Klick folgte.
Alle im Raum erstarrten. Einer der Soldaten hatte eine Pistole mit Schalldämpfer gezogen und in Panik auf Razon geschossen. Der Wissenschaftler lag auf dem Rücken; die toten Augen starrten leer nach oben, und Salics Waffe glitt ihm aus der Hand.
» Der arme Mann«, sagte Kalyani und kniete sich neben ihn.
In diesem Augenblick packte jemand einen der Soldaten an der Tür und riss ihn zu Boden.
Sofort erhob sich ein Rufen und Schreien. Ich sprang von meinen Stuhl und griff nach der Kamera. Salic erwischte sie aber vor mir, hieb mit der Hand darauf und griff gleichzeitig nach seiner Waffe, die auf dem Boden lag.
Ich fluchte, taumelte davon und warf mich hinter die Kisten, die noch vor wenigen Augenblicken Kalyani Schutz geboten hatten. Schüsse peitschten durch den Raum, und eine der Kisten in meiner Nähe spuckte Splitter, als sie getroffen wurde.
» Das ist Monica!«, rief Ivy und duckte sich hinter den Tisch. » Sie konnte sich befreien und greift die Männer an.«
Ich wagte einen Blick um die Kisten herum und sah, wie einer der Abu-Sajaf-Männer in der Mitte des Raumes neben Razons Leichnam unter Beschuss zu Boden ging. Die anderen feuerten auf Monica. Sie hatte inzwischen auf der Treppe Schutz gesucht, die nach unten zu dem Zimmer führte, in dem wir gefangen gehalten worden waren.
» Heilige Hölle!«, entfuhr es J. C., der sich neben mich hockte. » Sie ist aus eigener Kraft entkommen. Ich glaube, diese Frau gefällt mir!«
Salic rief etwas auf Tagalog. Er hatte bei seinen Wächtern Schutz gesucht. Er hielt die Kamera fest, und zwei weitere Soldaten rannten von oben über die Treppe zu ihm.
Ich vermutete, dass die Schüsse bald Aufmerksamkeit erregen würden. Aber nicht bald genug. Monica saß in der Falle. Ich konnte sie kaum sehen; sie drückte sich gegen die Stufen und versuchte, einen Fluchtweg zu finden, während sie mit der Waffe, die sie vorhin dem Wächter abgenommen hatte, auf die Männer schoss. Seine Füße ragten in den Türdurchgang vor ihr.
» Okay, Dürrer«, sagte J. C. » Das ist deine Gelegenheit. Du musst etwas tun. Sie werden Monica erwischen, bevor Hilfe eintrifft, und dann haben wir die Kamera verloren. Jetzt ist die Zeit, den Helden zu spielen.«
» Ich …«
» Du könntest weglaufen, Stephen«, sagte Tobias. » Hinter uns liegt ein weiterer Raum. Es wird Fenster in ihm geben. Ich sage nicht, dass du das tun sollst; ich zeige dir nur Möglichkeiten auf.«
Kalyani jammerte; sie hatte sich in einer Ecke zusammengekauert. Ivy lag unter dem Tisch, hatte sich die Finger in die Ohren gesteckt und beobachtete den Schusswechsel mit abschätzendem Blick.
Monica versuchte aus der Deckung zu kommen und zu feuern, aber Kugeln schlugen in die Wand neben ihr ein und zwangen sie zurück. Salic brüllte noch immer irgendetwas. Einige der Soldaten schossen nun auch auf mich und trieben mich zurück in meine Deckung.
Kugeln schlugen in die Wand über mir; Steinsplitter rieselten mir auf den Kopf. Ich atmete heftig ein und aus. » Ich kann das nicht, J. C.«
» Doch, du kannst es«, sagte er. » Sie haben Granaten dabei. Hast du sie an den Gürteln der Soldaten gesehen? Wenn nur eine auf Monica geworfen wird, ist sie erledigt. Tot.«
Wenn ich ihnen die Kamera überließ … eine solche Macht in den Händen dieser Männer …
Monica
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