Die Seele des Königs (German Edition)
funktioniert.«
» Das werde ich nicht!«, sagte er.
Ich drehte an einer Schraube; in meinem Kopf raste es. Wie schaffte ich es, so nahe an ihn heranzukommen, dass ich ihm etwas sagen konnte, ohne dass die anderen Verdacht schöpften? » Doch, das werden Sie, oder …«
» Vorsichtig, Sie Narr!«, rief Razon und sprang von seinem Schemel auf.
Einer der Soldaten richtete seine Waffe auf uns.
» Sie ist gesichert«, sagte J. C. » Kein Grund zur Sorge. Noch nicht.«
» Das ist ein sehr empfindliches Gerät«, sagte Razon und nahm mir den Schraubenzieher aus der Hand. » Sie dürfen es nicht beschädigen.« Er machte sich mit seinem gesunden Arm ans Schrauben. Dann fragte er sehr leise: » Sind Sie mit Monica hier?«
» Ja.«
» Man darf ihr nicht vertrauen«, sagte er und hielt inne. » Aber sie hat mich wenigstens nie geschlagen und mir auch nicht die Hand abgehackt. Vielleicht habe ich kein Recht zu sagen, wem man vertrauen sollte und wem nicht.«
» Wie haben diese Kerle Sie erwischt?«
» Ich habe vor meiner Mutter angegeben«, sagte er. » Und sie hat vor ihrer Familie angegeben. Und dann sind die Informationen zu diesen Ungeheuern gekommen. Sie besitzen Kontakte nach Israel.« Er schwankte, und ich streckte die Hand aus und fing ihn auf. Sein Gesicht war ganz bleich. Dieser Mann befand sich in keiner guten Verfassung.
» Sie haben mich holen lassen«, sagte er und zwang sich weiterzuschrauben. » Sie behaupteten, christliche Fundamentalisten aus meiner Heimat zu sein, die mein Projekt, den Beweis für das Christentum zu finden, finanziell unterstützen wollten. Ich habe die Wahrheit erst vor zwei Tagen herausgefunden. Es …«
Er hielt inne und ließ den Schraubenzieher fallen, als Salic näher an uns herantrat. Der Terrorist machte eine Handbewegung, und einer seiner Soldaten packte Razon und riss an seinem blutigen Arm. Razon schrie vor Schmerzen auf.
Die Soldaten schleuderten ihn zu Boden und schlugen ihn mit ihren Gewehrkolben. Ich sah entsetzt zu, und Kalyani weinte. Sogar J. C. wandte sich ab.
» Ich bin kein Ungeheuer, Mister Leeds«, sagte Salic und hockte sich neben meinen Stuhl. » Ich bin bloß ein Mann mit einigen Möglichkeiten. Sie werden feststellen, dass beides in den meisten Fällen nur sehr schwer voneinander zu trennen ist.«
» Bitte halten Sie die Soldaten zurück«, flüsterte ich.
» Ich versuche ja, eine friedliche Lösung zu finden«, sagte Salic. Aber er befahl nicht, mit den Schlägen aufzuhören. » Mir und meinem Volk bleibt nichts anderes übrig, als die einzigen Kampfmethoden – die Methoden der Verzweifelten – anzuwenden, die uns bleiben. Es sind die Methoden eines jeden Revolutionärs, einschließlich der Gründerväter Ihres eigenen Landes, wenn es um die Erlangung der Freiheit geht. Wir töten, falls es notwendig sein sollte, aber vielleicht ist es das ja gar nicht. Hier auf dem Tisch liegt der Friede, Mister Leeds. Reparieren Sie diesen Apparat, und Sie werden Tausende und Abertausende Leben retten.«
» Wozu wollen Sie die Kamera benutzen?«, fragte ich und runzelte die Stirn. » Was bedeutet sie Ihnen? Ist sie ein Mittel zur Erpressung?«
» Ein Mittel, die Welt zu heilen«, sagte Salic. » Wir brauchen bloß ein paar Fotos. Beweise.«
» Beweise, dass das Christentum nicht auf Wahrheit beruht, Stephen«, sagte Tobias und trat neben mich. » Das ist für sie eine schwierige Aufgabe, denn der Islam akzeptiert Jesus von Nazareth als Propheten. Aber sie akzeptieren weder die Auferstehung noch die meisten der Wunder, die seinen Nachfolgern zugeschrieben werden. Mit dem richtigen Foto könnten sie versuchen, das Christentum – die Religion, der die meisten Philippiner angehören – zu Fall zu bringen und damit die ganze Region zu destabilisieren.«
Ich muss zugeben, dass dies einen gewissen Reiz auf mich ausübte. Nicht den Reiz, einem Ungeheuer wie Salic zu helfen. Aber ich verstand seine Beweggründe. Warum sollte ich nicht diese Kamera nehmen und beweisen, dass alle Religionen falsch waren?
Es würde ein Chaos verursachen. Und in manchen Weltgegenden vermutlich ein großes Sterben.
Oder nicht?
» Den Glauben kann man nicht so leicht zersetzen«, sagte Ivy herablassend. » Es würde nicht die Probleme verursachen, die er verursachen will.«
» Weil der Glaube blind ist?«, fragte Tobias. » Vielleicht hast du recht. Viele würden trotz der Tatsachen einfach weiter glauben.«
» Welche Tatsachen?«, fragte Ivy. » Bilder, denen man vertrauen kann
Weitere Kostenlose Bücher