Die Seele des Königs (German Edition)
ist?«
Sie kniff die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und blickte starr geradeaus.
» Das muss auf Razon sehr selbstsüchtig gewirkt haben«, fuhr ich fort. » Sie wollten ihm nicht dabei helfen, der Menschheit die Wahrheit zu zeigen. Stattdessen haben Sie Material für Bestechungen und Erpressungen gesammelt.«
» Es ist mir nicht erlaubt, dieses Gespräch weiterzuführen«, sagte Monica.
Ivy schnaubte verächtlich. » Jetzt wissen wir wenigstens, warum er abgehauen ist. Ich glaube noch immer nicht, dass er sich an ein Konkurrenzunternehmen gewandt hat, aber irgendjemanden musste er um Hilfe bitten. Vielleicht die israelische Regierung? Oder …«
Alles wurde schwarz.
Ich erwachte benommen. Mein Blickfeld war verschwommen.
» Eine Explosion«, sagte J. C. Er hockte neben mir. Ich war … ich war irgendwo angebunden. Auf einem Stuhl. Mit den Händen hinter dem Rücken.
» Ganz ruhig bleiben, Dürrer«, sagte J. C. » Ruhig . Sie haben den Wagen vor uns in die Luft gejagt. Wir konnten ausweichen. Wir sind gegen ein Haus am Straßenrand geprallt. Erinnerst du dich daran?«
Kaum. Nur verschwommen.
» Monica?«, krächzte ich und sah mich um.
Sie war an den Stuhl neben mir gebunden. Kalyani, Ivy und Tobias waren ebenfalls da – gefesselt und geknebelt. Monicas Bewacher waren nirgendwo zu sehen.
» Ich konnte mich aus dem Autowrack befreien«, sagte J. C. » Aber ich kann dich nicht hier herausholen.«
» Ich weiß«, sagte ich. Es war besser, vor J. C. nicht allzu deutlich darauf zu beharren, dass er nur eine Halluzination war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er tief in seinem Innern genau wusste, was er war. Er wollte es halt bloß nicht zugeben.
» Das ist eine schlimme Lage«, sagte J. C., » aber wenn du einen klaren Kopf behältst, wirst du lebend hier herauskommen. Verstanden, Soldat?«
» Jawohl.«
» Sag es noch einmal.«
» Ja «, sagte ich leise, aber eindringlich.
» Guter Mann«, meinte J. C. » Jetzt werde ich die anderen losbinden.« Er ging zu meinen übrigen Aspekten und befreite sie.
Monica ächzte und schüttelte den Kopf. » Was …«
» Ich glaube, wir haben uns schwer verrechnet«, sagte ich. » Es tut mir leid.«
Ich war überrascht, wie gleichmütig meine Worte klangen, wenn man bedenkt, wie groß meine Angst war. Tief in meinem Herzen bin ich ein Akademiker – zumindest behaupten das die meisten meiner Aspekte. In Gewaltanwendung bin ich nicht gut.
» Was siehst du?«, fragte ich. Diesmal zitterte meine Stimme.
» Einen kleinen Raum«, sagte Ivy und rieb sich die Handgelenke. » Keine Fenster. Ich höre Wasserrohre und schwachen Verkehrslärm von draußen. Wir befinden uns noch in der Stadt.«
» An welch nette Orte du uns führst, Stephen«, sagte Tobias und nickte J. C. dankbar zu, als dieser ihm auf die Beine half. Tobias wurde allmählich alt.
» Das, was wir da hören, ist Arabisch«, sagte Kalyani. » Und ich rieche Gewürze. Za’atar, Safran, Kukurma, Sumach … Vielleicht befinden wir uns in der Nähe eines Restaurants?«
» Ja …«, sagte Tobias mit geschlossenen Augen. » In der Ferne liegt ein Fußballstadion. Ein vorbeifahrender Zug. Langsamer werdend. Er hält. Autos, Menschen reden miteinander. Eine Einkaufsstraße?« Er riss die Augen auf. » Der Malha-Bahnhof. Er ist der einzige Bahnhof in der Stadt, der in der Nähe eines Fußballstadions liegt. Es ist ein geschäftiges Viertel. Vielleicht können wir Hilfe herbeiholen, wenn wir schreien.«
» Oder es bringt uns um«, sagte J. C. » Deine Seile sind ziemlich fest verschnürt, Dürrer. Die von Monica auch.«
» Was ist los?«, fragte Monica. » Was ist passiert?«
» Die Fotos«, sagte Ivy.
Ich sah sie an.
» Monica und ihre Gorillas haben Fotos von Razon in der Kirche herumgezeigt«, erklärte Ivy. » Vermutlich haben sie jeden nach Razon gefragt. Und wenn er wirklich mit irgendjemandem zusammenarbeitet …«
Ich ächzte. Natürlich. Razons Verbündete würden nach jedem Ausschau halten, der ihm auf der Spur war. Monica hatte gleichsam einen Scheinwerfer auf uns gerichtet.
» In Ordnung«, sagte ich. » J. C., du musst uns hier herausbringen. Was sollte …«
Die Tür wurde geöffnet.
Sofort drehte ich mich zu unseren Geiselnehmern um. Ich sah nicht das, was ich erwartet hatte. Statt islamischer Terroristen der einen oder anderen Sorte stand eine Gruppe von Filipinos in Anzügen vor uns.
» Ah …«, sagte Tobias.
» Mister Leeds«, sagte der Mann ganz vorn mit akzentuierter Stimme
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