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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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öffnete er die Schachtel. Einer dieser altmodischen Speichersticks aus schwarzem und rotem Plastik lag darin.
    Die Aufnahmen!, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf.
    Aber nein, das konnte unmöglich sein. Alexander hatte sie vernichtet. Es gab keine Kopie. Oder etwa doch?
    Blödsinn, den Film aus dem Buch gibt es nicht wirklich.
    Fängst du jetzt total an zu spinnen?
    „Und wenn schon“, knurrte er, ging ins Arbeitszimmer seiner Mutter, fuhr ihren uralten Computer hoch und steckte den Stick in den USB-Zugang. Ein kleines Fenster öffnete sich.
    „September 2009“, stand unter dem gelben Köfferchen geschrieben.
    Das ist idiotisch. Es ist nur ein Buch! Nur Fantasie!
    Er öffnete es, fand eine Videodatei und klickte zweimal darauf. Sein Herz begann zu rasen. Und als die Aufnahme startete, vergaß er für zweiundvierzig Minuten, dass seine Mutter gestorben war. Er vergaß die Welt und sich selbst, vergaß alles was ihn umgab. Denn er schwamm durch das Meer. Durch tiefes, grenzenloses Blau. Er sah den gewaltigen Körper des Pottwals, küsste Fae im eiskalten Wasser, glitt durch silbern flirrende Fischschwärme und träumte im Tangwald, während schwarzweiße Schatten ihn umkreisten. Er hörte das Lied des Meeres, spürte den Sog der Strömungen und der Gezeiten in seinen Adern brennen und weinte alle Tränen, die noch in ihm waren, um schließlich, als sich das Video im Blau der See verlor, aus seinem Traum aufzuwachen. Nur um zu erkennen, dass alles, was er für wirklich gehalten hatte, nichts weiter war als das. Ein Traum.
    „Mum“, flüstert er. „Mein Gott, Mum. Es ist alles wahr.“
    Er glitt vom Stuhl, sank zu Boden und schlang die Arme um seinen Brustkorb. Ihre Krankheit, ihre Heilung. Sein Vater, der Walfänger und das Monster.
    „Es ist wahr“, murmelte er wieder und wieder. „Alles ist wahr.“
    Noch einmal spielte er das Video ab, noch einmal glaubte er, in einer Vision aus überwältigender Wahrheit zu versinken. Er sah seine Eltern, wie sie sich im kalten Wasser umarmten, schluchzte ihre Namen und glaubte, vor Liebe und Schmerz zu zerspringen.
    Kjell, die Quelle und das Opfer.
    Sein Vater war für ihn und für Fae gestorben.
    Schwankend stemmte er sich auf die Beine.
    Der Brief … er musste den Brief lesen!
    Benommen wankte er in die Küche, nahm den Umschlag und riss ihn auf. Wieder schossen ihm Tränen in die Augen, als er Faes anmutig geschwungene Handschrift las:
    Mein geliebter Sohn,
    ich weiß, dass du mir die Geschichte immer noch nicht glaubst. Ich kann es dir nicht verübeln. An deiner Stelle hätte ich mich wohl auch für eine senile Spinnerin gehalten. In der Schachtel liegt der Film, der dir beweisen wird, dass alles der Wahrheit entspricht. Ukulele gab mir den Stick. Er hat damals ohne Alexanders Wissen eine Kopie der Originalaufnahmen angefertigt und sie mir vor seinem Tod gegeben. So lernst du am Ende doch noch deinen Vater kennen. Ich habe ihn geliebt, Kjell. So sehr, dass es Worte nicht beschreiben können. Wir hatten unsere Zeit, und sie war die Schönste meines Lebens. Dafür – und für dich, mein Sohn – bin ich dem Schicksal unendlich dankbar.
    Nun zu deiner Frage, woher ich Breacs Geschichte kannte.
    Nicht umsonst habe ich gehofft, du würdest in Angus’ Haus Erinnerungen sehen. Damals, als dein Vater mir seine Kraft übertrug, geschah etwas mit mir. Es passierte nicht sofort, sondern erst Wochen später, als ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Ich kann es schwer mit Worten beschreiben, aber als unsere Seelen sich vereinten, floss alles in mich hinein, was dein Vater gesehen und gespürt hatte. Alles war wie aus Glas gemacht und strömte in einem gewaltigen Fluss aus Bildern und Gefühlen durch mich hindurch, als hätte ich mich in das Gedächtnis der Welt eingeklinkt. Ich sah sogar das, was Fiona und Angus damals erlitten hatten. Ich sah in Kjells Seele und in Breacs Seele. In den ersten Monaten nach dem Tod deines Vaters begriff ich nicht, was mit mir geschehen war. Vermutlich war meine Trauer zu groß, und meine Betäubung schloss das, was in mir ruhte, einfach weg. Aber als ich begann, „Die Seele des Ozeans“ zu schreiben, veränderten sich meine Träume. Sie wurden immer stärker und lebendiger, bis ich auch in wachem Zustand träumte. Dein Vater hat dir und mir nicht nur eine Zukunft geschenkt, er hat mir auch Wissen gegeben. Erkenntnisse und Einblicke in das Geflecht unseres Schicksals, in dem alles zusammenhängt und dem sogar Breac und sein

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