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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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sich in seinem Kopf zu Bildern formte, beobachtete Kjell das Vorgehen seines Freundes. Der Wal wich zurück, glitt langsam durch die undurchdringliche Finsternis des Abgrunds und wartete, bis sich der Kalmar in Sicherheit glaubte. Ein Männchen, noch nicht ausgewachsen, angelockt durch die noch immer vorhandene Duftspur des Weibchens, das vor kurzem Opfer des Pottwals geworden war.
    Kaum ringelten sich die Fangarme ins Freie, schoss der Jäger heran, betäubte seine Beute mit einer Salve aus Schallwellen und packte zu. Benommen wand sich der Kalmar in der Zange spitzer Zähne, doch je näher der Wal der Oberfläche kam, umso matter wurde seine Gegenwehr. Als Kjell den gewaltigen Kopf des Pottwals unter sich in der Finsternis auftauchen sah, hörte er, wie drei Taucher ins Wasser sprangen.
    Fae!
    Ihre Anwesenheit hätte er noch in tausend Meilen Entfernung durch den Fluss des Wassers gespürt. Ungeduld packte ihn. Nur kurz verharrte er am Grund, beobachtete die drei Silhouetten über sich und genoss das Prickeln der Vorfreude, die wie ein Rausch in seinen Adern brannte. Ukulele war diesmal an Alexanders Seite, rund wie ein schwarzer Ballon, dessen Gliedmaßen starr vom Körper abstanden.
    Kjell spürte die Freude der Menschen. Sie kamen seinetwegen. Ihre Neugier und Faszination galten allein ihm. Seine Ungeduld wurde schier unerträglich, und doch musste er langsam auftauchen. Alle Anpassung an das Wasser nützte nichts, wenn er zu schnell zur Oberfläche strebte. Sich mit höllisch juckenden Schwellungen und Verfärbungen vor Faes Augen herumzuplagen war allein schon in seiner Vorstellung unerträglich.
    Über ihm schwebte ihr schlanker, schwarzer Schatten. Sein Herz, das in diesem Körper sonst weitaus langsamer schlug als in seiner menschlichen Gestalt, schien sich in einen glühenden, wild pochenden Klumpen zu verwandeln. Und dann, als die Menschen ihn erblickten, verlor er völlig die Kontrolle über seinen Körper. Ihm wurde heiß, sein Bauch schien von einem Krillschwarm ausgefüllt zu sein. Bewegungen, die sonst wie von selbst geschehen waren, gelangen ihm jetzt nur zittrig und mühsam.
    Faes Freude schien das ganze Meer auszufüllen. Kjell aalte sich in der Wärme ihrer Bewunderung, während sein Blut zu kochen begann und der Krill seinen Bauch verließ, um sich in sämtlichen Gliedmaßen auszubreiten.
    Genug! Er konnte nicht länger warten!
    Ein paar schnelle Flukenschläge, und er war bei ihr. Die hässliche Maske in ihrem Gesicht störte, aber er konnte das Glänzen ihrer Augen sehen und die feinen Fältchen drumherum, die nur dann auftauchten, wenn sie lächelte. Genüsslich schloss er sie in seine Arme und verfluchte das Ding, das ihn daran hinderte, sie zu küssen.
    So seltsam ihm der Vorgang des Lippen-Aufeinanderdrückens damals erschienen war, als er lediglich davon gelesen und entsprechende Bilder angesehen hatte, so stark war sein Drang gewesen, es mit Fae zu versuchen. Das Gefühl und der Geschmack wiederum glich einer Offenbarung. Es ging nicht nur darum, Zuneigung zu zeigen. Es war viel mehr. Es war wie der Tiefenrausch, der einem die Sinne vernebelt und einen seltsame Dinge tun läßt, wie das erste Eintauchen in das Farbenmeer eines tropischen Riffs, wie der Stich dieser violetten Schnecken, deren Gift einem das Gefühl gab, jeder einzelne Sinn verstärke sich um ein Vielfaches.
    Es war aufregend. Neu. Berauschend.
    Er wollte mehr davon!
    Faes Lebendigkeit war ohne Schatten, so strahlend und hell wie ihre Gefühle. Übermütig begann er, sie zu umkreisen. Ihre Hände, die in dickem Neopren steckten, glitten immer wieder über seinen Körper und steigerten seinen Hunger nach ihr ins Unerträgliche. Es war ihm egal, dass Alexander sie beide filmte. Ihm war gleichgültig, dass beide Männer sie anstarrten. Fae war bei ihm, in seiner Welt, und er musste nicht länger fürchten, sie zu verlieren.
    Sie drehten und wanden sich im Wasser, spielten miteinander, streichelten und liebkosten sich. Nur zu gerne hätte er ihr das hässliche Neopren ausgezogen, ihr die Flaschen vom Rücken und die Maske vom Gesicht gerissen und sie ganz gespürt. So wie gestern, als sie gemeinsam auf dem nächtlichen Meer getrieben waren. Und während er versuchte, ihr so nah wie möglich zu sein, sickerte durch die Freude über ihre Heilung ein weiterer Wunsch.
    Wäre sie doch nur so wie ich.
    Unter ihnen tauchte wie ein Gespenst der Tiefe der Pottwal auf. Kjell spürte Faes grenzenloses Staunen, ihr Herz schlug fieberhaft

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