Die Seele des Ozeans (German Edition)
seine teuerste Whiskeyflasche opfern, wenn wir damit ankommen. Danke, Kjell. Vielen Dank! Wir sehen uns.“
Die drei Männer kletterten in das Schlauchboot, warfen den Motor an und tuckerten zur Boje hinüber, um ihr Gefährt daran festzubinden. Fae schwieg, bis sie im Wasser verschwunden waren, dann seufzte sie auf, wandte sich zu ihm um und sagte leise: „Danke.“
„Danke wofür?“, fragte er ebenso leise zurück.
„Für das.“ Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn. Lange und zärtlich. Ihr Geschmack, ihre Wärme und der Geruch ihrer Haut jagten Stromstöße durch seinen Körper.
Zwischen seinen Beinen schmerzte es, als sei dort kein Fortsatz aus Fleisch, sondern ein Zitteraal.
Plötzlich stieß Fae einen erschrockenen Laut aus, löste sich von ihm und blickte in das Wasser hinunter, als schämte sie sich für ihre Tat.
„Ich weiß nicht, wie …“ Kjell holte tief Luft. Sein Blut kochte so heiß, dass der Drang, in das kalte Wasser zu springen, fast unerträglich wurde. „Du musst mir zeigen, was du willst. Ich … ich weiß nicht, wie ihr …“
Ihm entfielen die Worte. Sein Blick verfolgte die anmutigen, schwarzgrauweißen Schatten, die durch das Blau schossen. Manche streiften den Rumpf des Bootes, andere vollführten Drehungen dicht unter der Oberfläche oder vergnügte Sprünge. Die Tiere genossen es, bewundert zu werden, so wie er es genossen hatte. Ihre fröhlichen Pfiffe klangen an der Luft merkwürdig verzerrt, aber immer noch schön. Ob Fae sie hören konnte? Wie klang das Meer für sie?
„Ich will alles richtig machen“, fasste er seine Verwirrung in hilflose Worte. „Aber ich verstehe euch noch nicht wirklich. Die Wirklichkeit ist anders als Bücher und Zeitungen.“
Fae lächelte nur. Sie fasste sanft nach seinem Arm, legte ihn um ihre Schulter und kuschelte sich an ihn. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, ihre Finger verschlangen sich mit seinen. So saßen sie eine ganze Zeit stumm nebeneinander. Kein Wort wollte über seine Zunge kommen. Stattdessen strich er mit seiner freien Hand über ihr Haar, das sich so weich anfühlte wie der Pelz der Seeotter, atmete ihren Geruch ein und versuchte, an nichts zu denken. Eine vergebliche Mühe.
Sein Körper brannte und loderte, als hätte er kein Blut in den Adern, sondern Nesselgift. Alle Sinneseindrücke wurden verschwommen und zugleich scharf, der ziehende Schmerz in seinem Unterkörper wurde zu einem unerträglichen Druck. Etwas geschah, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Er hatte es gesehen, in den Zeitungen, die er Angus gestohlen hatte und die sich ausschließlich um die Balz und Paarung der Menschen drehten. Er wusste, was es bedeutete. Aber das machte es nicht einfacher.
„Du zitterst ja.“ Fae blickte nicht auf, aber ihre Hand glitt vorsichtig über seine Brust. Sah sie etwas? Wusste sie etwas? Kjell biss sich auf die Zunge, presste die Beine zusammen und holte tief Luft. Wäre es doch nur kälter. Würde nur ein eisiger Wind gehen, der wenigstens etwas von dieser unerträglichen Hitze aus seinem Körper gezogen hätte.
„Kjell, geht es dir gut?“
Schweigend starrte er ins Leere. Etwas fühlte sich auf einmal falsch an. Dass er hier auf einem Schiff saß, diese Frau im Arm hielt und ihren Freunden so viel anvertraute. Er fühlte sich plötzlich ausgeliefert, als braute sich direkt über seinem Kopf ein Unwetter zusammen, viel zu schnell, um noch Schutz suchen zu können. Die Wege des Schicksals waren ihm immer unbegreiflich erschienen. Inzwischen, da er tausend Dinge gesehen und gespürt hatte, verstand er es noch weniger. Was nützte es, sich gegen Ebbe und Flut zu stellen? Alles hatte ihn hierher geführt.
In Faes Arme.
Sie hob den Kopf, zögerte einen Augenblick lang – und küsste ihn erneut. Er ließ sich in ihren Geschmack fallen, warf das flaue Gefühl wie ein abgenagtes Fischskelett beiseite und übergab sich der wilden Strömung, die ihn forttrug. Angst war der größte Feind aller Wesen. Er war nicht bereit, ihr auch nur einen Moment seines Glücks zu opfern.
Vorsichtig ließ er seine Hände unter ihren Pullover gleiten und fand eine weitere Lage Stoff. Als seine Finger sich vorantasteten und endlich nackte Haut berührten, zuckte Fae schaudernd zusammen. Aber sie stieß ihn nicht fort.
„Ist dir kalt?“
„Ja.“ Sie kicherte. „Aber Kälte ist etwas Wunderbares. Ich habe gedacht, ich würde sie nie wieder fühlen.“
Sich an das zu erinnern, was er gelesen hatte, fiel ihm
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