Die Seele des Ozeans (German Edition)
sonderbar schwer. Seine Gedanken verschwammen ineinander, wurden blass und überließen reinem Instinkt ihren Platz. Er ließ seine Hände höher gleiten, berührte die sanften Rundungen ihrer Brüste und begann, sie vorsichtig zu streicheln. Fae zitterte. Bedeutete ihr leises Keuchen, dass es ihr gefiel?
Offensichtlich, denn ihr Geruch sagte ihm deutlicher als jede andere Reaktion, was sie wollte.
Instinkte, ermahnte er sich. Menschen sind nicht anders als Tiere.
Fae drängte sich ihm entgegen, als er ihren Hals küsste. Ihr Geschmack war nicht mehr warm, sondern heiß.
Heiß wie sein eigenes Blut. Die Sonne gewann an Kraft, durchdrang den kalten Wind und überhauchte Faes Haar mit einem goldenen Schimmer.
Elender Knurrhahn, was würde zuerst platzen? Sein Kopf oder der Zitteraal zwischen seinen Beinen? Fae schnurrte wie ihr weißer Kater. Ihre Fingernägel glitten unter sein Hemd und kratzten über seine Brust, während sie mit den Zähnen klapperte.
„Es ist zu kalt für dich. Wir sollten runtergehen.“
„In die …“ Sie holte tief Luft. Ihre Augen waren glasig wie bei einem Fieber, als sie ihn ansah. „In meine Koje? Jetzt? Sofort?“ Sie küssten sich. Fae schien unter seinen Händen zu zerfließen, sie berauschte ihn bis zur Grenze der Unerträglichkeit, seufzte und zitterte, bis er glaubte, den Verstand zu verlieren.
„Sieht nicht so aus, als hättet ihr uns vermisst“, erklang in diesem Augenblick eine Stimme hinter ihm. Alexander wuchtete lautstark seine Ausrüstung auf das Deck, kletterte an Bord und grinste. Warum waren die Männer schon zurück? War so viel Zeit vergangen? „Habt ihr euch gut amüsiert?“
Henry folgte ihm, als Letzter erschien Ukulele, schnaufend und japsend wie ein brünstiger Seeelefant. Kjell verschluckte seinen Fluch, griff nach dem Gepäck des Hawaiianers und nahm es ihm ab.
„Danke, Mann. Ist für dich leicht wie eine Feder, was? Jesus, hätte das nur meine Großmutter noch erleben können.“
„Habt ihr gesehen“, keuchte Alexander, „wie nah sie an mich herankam?“
„Die Lady stand auf dich“, witzelte Henry. „Sie konnte gar nicht genug von dir bekommen. Das muss dein Karma sein.“
Mit vereinten Kräften zogen die drei Männer das Schlauchboot an Bord, banden es fest und schlüpften aus ihren Neoprenanzügen. Euphorische Zufriedenheit entströmte ihnen wie eine warme Wolke.
„Ich muss mir das Zeug sofort ansehen.“ Alexander schüttelte seine nassen Dreadlocks. „Wer kommt mit? Fae, willst du sehen, was für grandiose Aufnahmen wir eingefangen haben? Du wirst es nicht glauben.“
Sie erwiderte nichts. Stattdessen stand sie auf, zog ihre Hose aus, warf sie schwungvoll beiseite und flankte kurzerhand über die Reling. Ein lautes Platschen hallte durch die Stille.
„Was?“ Alexander glotzte auf die Stelle, an der seine Schwester eben noch gestanden hatte. „Spinnst du? Hast du sie nicht mehr alle? Das Wasser ist eiskalt.“
„Mir war schon ewig nicht mehr kalt“, kam es von unten her. „Es gibt nichts Besseres als Kälte. Kjell, komm mit ins Wasser. Ich warte.“
Er warf den Männern einen Blick zu.
Alexander und Ukulele schüttelten den Kopf, Henry tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
„Bring sie zur Vernunft.“ Der Hawaiianer nickte zum Wasser hin. „Erstens ist es zu kalt für sie, zweitens ist ein Sturm im Anmarsch. Wir sollten abhauen.“
Alexander stöhnte. „Kaum weilt meine Schwester wieder unter den Lebenden, versucht sie, sich umzubringen.“
Dunkle Wolkenberge ballten sich im Westen zusammen, wuchsen schnell empor und färbten sich schwarz. Ein gespenstischer Anblick, aber noch drohte keine Gefahr. Die Strömung in diesem Bereich des Ozeans veränderte sich spürbar und würde den Wind vorerst in eine andere Richtung schicken.
„Die Wolken ziehen nach Norden“, sagte Kjell. „Wir haben noch Zeit bis zum Abend. Erst dann kommt der Sturm.“
„Was bist du?“, fragte Henry. „Eine wandelnde Wetterstation?“
„Ich habe viele Jahre hier draußen gelebt.“
„Natürlich. Alex, hast du für morgen unseren Terminkalender blockiert? Oder warte – blockiere ihn für die gesamte Woche. Ich habe eine Million Fragen an unseren neuen Freund. An denen kommt er mir nicht vorbei.“
„Du kommst an die Reihe“, gab Ukulele zurück, „wenn Alexander und ich mit unseren zwei Millionen Fragen durch sind. Kjell, würdest du bitte diese Frau zur Vernunft bringen? Sonst stirbt sie an Unterkühlung und deine
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