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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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schlafen. Gut möglich, dass sie nicht mehr aufwachte. Als Fae hörte, wie Ukulele und Henry sich in ihre Zimmer verkrochen, schlich sie nach unten, schloss leise die Haustür auf und lief in die Nacht hinaus.
    Ihre nackten Füße tappten über nassen Sand. Das Meer war wild in dieser Nacht, aufgewühlt und wütend. Sie ließ den Strand hinter sich, ging hinüber zu den Felsen, wo die Wellen stürmischer und die Nacht dunkler waren, stieg auf den höchsten und nahm einen Stein.
    Mit aller Kraft warf sie ihn in das rauschende Meer. Die Gischt einer zerberstenden Welle spritzte in ihr Gesicht. Ausgelassen kletterte sie weiter, von einem Felsen zum anderen, über Tanghaufen und Treibholz hinweg. Sie tanzte und kletterte durch den Sturm, bis ihre Kräfte nachließen und die Verzweiflung wiederkam.
    Erschöpft sank sie auf einen flachen Stein, zog die Beine an ihren Körper und starrte in das Wasser hinunter. Schwärze verschlang sich mit Indigoblau und schäumendem Weiß. Blickte man bei Tag von diesem Stein aus in das Wasser, sah man Büschel aus Seegras, die sich in der Strömung wiegten. Muscheln, Anemonen, Wachsrosen und Seesterne betupften den felsigen Grund mit vielerlei Farben. Manchmal sah man einen Kraken, der gut getarnt über die Steine glitschte, oder Schwärme kleiner Fische und Garnelen, die den Schutz des flachen Wassers genossen. Jetzt aber erkannte man nichts.
    Nur strudelnde Finsternis und etwas, das aussah wie ein …
    Unsinn!
    Fae rieb sich die Augen. Ging es schon wieder los? Mit klopfendem Herzen beugte sie sich vor und starrte in das wogende Schwarz. Das helle Etwas war noch immer da. Es schien über dem Grund zu schweben, wurde vom Spiel der Dünung verschluckt und wieder emporgetragen. Es sah aus wie ein Gesicht in der Tiefe. Und dort – war das nicht eine blasse Hand über dunklem Fels?
    Fae umfasste ihren Kopf mit beiden Händen.
    Das Ding in ihrem Schädel war deutlich spürbar. Es war das gierige Pulsieren einer boshaften Präsenz, die ihre Sinne verrückt spielen ließ.
    „Geh raus aus mir! Ich hasse dich. Ich hasse, hasse, hasse dich!“
    Sie wagte es nicht mehr, hinunterzublicken. Stattdessen kauerte sie sich zusammen, stützte ihre Stirn auf den Knien ab und machte sich so klein wie möglich. Der Sturm riss an ihren Haaren und ließ das Hemd flattern.
    In Fae loderte eine Wut, die sie fast sprengte. Vielleicht war sie groß genug, um sich selbst und die ganze Welt in Flammen aufgehen zu lassen. Sie wollte leben, verdammt. Einfach nur leben. Wie ferngesteuert sprang sie auf und rannte zurück zum Strand.
    Jetzt oder nie! Warum auch nicht?
    Diesmal würde sie nicht zurückkehren. Oh nein. Das grausame Spiel musste endlich ein Ende finden.
    Fae stürzte sich ins Wasser und schwamm hinaus, weiter als je zuvor. Ihr Bruder und seine Freunde schliefen, niemand würde sie retten. Sie würde einfach verschwinden. Untertauchen, ausgelöscht werden. Kein Dahinsiechen, keine Leiche.
    Es war das Beste für alle.
    Ein Strudel packte Fae und schleuderte sie hinüber zu den Felsen. Nur kurz erlaubten ihre Instinkte, sich ihm auszuliefern. Süße Selbstaufgabe. Ein Tanz am Rand des Abgrunds, wartend auf den Fall und auf die Erlösung. Aber viel zu schnell übernahmen andere Mächte die Kontrolle.
    Überlebe! , funkte der ursprünglichste Teil ihres Gehirns. Überlebe!
    Fae begann zu schwimmen.
    Sie strampelte und kämpfte gegen einen Sog, der sie mit titanischer Kraft packte. Es war, als sei tief unter Wasser ein Schlund, der sich öffnete, um sie in sich hineinzusaugen.
    Ihr Schrei erstickte in einem Gurgeln. Wasserblasen und Gischt umtanzten sie, unter ihr gähnte wirbelnde Tiefe. Haarscharf schleuderte die Strömung sie an einem unter Wasser liegenden Felsen vorbei. Eine Kante des Steins streifte ihre Wade.
    Was für eine blöde Idee! Was für eine beschissene Idee!
    Sie hatte geglaubt, der Tod sei ihr Vertrauter. Ein Weggefährte, dessen Hand sie widerwillig ergreifen würde, wenn sie sich nach ihr ausstreckte. Aber jetzt war alles anders. Verzweiflung brandete auf, Panik brannte wie Säure in ihren Gliedern. Überlebe, verdammt! Der Strudel spuckte sie an die Oberfläche, erlaubte einen Atemzug und riss sie wieder in die Tiefe. Die Felsen waren nur noch wenige Meter entfernt. Scharf und schroff warteten sie auf ihren Körper, um ihn zu zerfetzen. Fae kämpfte, bis ihre Sinne schwanden.
    Mal sah sie die Sterne über sich, mal ein Labyrinth aus Schwärze und Gischt. Ein weiterer Strudel verpasste

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