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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Wolken und goss sein Licht auf das Wasser. „Ich habe mir nichts getan.“
    „Und woher ist dann das Blut?“
    Anklagend hob ihr Bruder seine Hand empor. Rote Schlieren zogen sich darüber. Noch mehr Blut klebte auf ihrem rechten Arm und an ihrer Hand. Fae stöhnte auf. Das hieß, dass der Mann keine Einbildung gewesen war. Sie war von ihm gerettet und hierher in die Bucht gebracht worden, wobei ihr krankes Gehirn ihm die Aura eines magischen Wesens verpasst hatte.
    Woher war er gekommen und wohin gegangen? Weit und breit gab es keine Siedlung. Womöglich lag er hier irgendwo und blutete aus, nur wegen ihrer lebenshungrigen Todessehnsucht.
    „Komm.“ Alexander zog sie auf die Beine. Er fluchte leise vor sich hin und bedachte Fae mit liebevollen Schimpfwörtern. „Sonst holst du dir noch den Tod.“
    Sie hörte sich lachen. Wenn der Tod so aussah wie ihr Retter, würde sie lächelnd in seine Arme fallen und ihr Leben vergessen.
    „Hört zu“, sagte sie. „Jemand hat mich rausgezogen. Ein Mann. Er wurde an den Felsen verletzt, daher stammt das Blut. Bitte sucht nach ihm.“
    „Ein Typ hat dich rausgefischt?“, schnaufte Ukulele.
    „Ich weiß. Klingt seltsam. Aber ich habe es mir nicht eingebildet. Ich schwöre es. Bitte sucht nach ihm.“
    Alexander nickte. „Aber erstmal bringen wir dich rein, du lebensmüdes Ding. Du wärst fast ertrunken. Wir rufen besser einen Arzt.“
    „Nein! Mir geht es gut.“
    „Fae, selbst wenn es dir gut geht, heißt das gar nichts. Viele beinahe Ertrunkene sterben erst an den Nachwirkungen.“
    „Keinen Arzt!“ Sie sprach es so ruppig aus, dass Alexander zurückzuckte. „Oder dir blüht was.“
    „Okay“, gab er sich geschlagen. „Wie du meinst. Stures Biest.“
~ Kjell ~
    Der Sturm kam mit großer Wucht. Böen peitschten den Ozean auf und schlugen mit ungehemmter Gewalt an die Küste. Kjell suchte Zuflucht zwischen den Felsen, fand eine von der Brandung geformte Mulde und legte sich hinein, um mit der Kraft des Meeres seine Wunden zu heilen. Die Gischt schäumte über seinen geschundenen Körper, wirbelte durch den tiefen Riss an seiner Schulter und besänftigte die Schmerzen. Vergebens versuchte Kjell zu entspannen.
    Die Heilung war gefährlich, all seine Sinne richteten sich darauf und mussten die Vorsicht außer Acht lassen. Er war zu schwach, um die Weite der aufgewühlten See aufzusuchen. Manche Tiere hörten seine Sprache nicht und würden ihn erbeuten wie jeden gewöhnlichen Fisch, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Ein unweigerliches Todesurteil. Zweimal war es geschehen, dass Haie ihn angegriffen hatten, weit entfernt im warmen Meer der Tropen. Einmal war es der Biss einer Seeschlange gewesen. Alle drei Tiere waren gestorben, noch ehe sein eigenes Fleisch geheilt war.
    Und dann gab es da noch die Seelen. Kjell schauderte beim Gedanken daran. All die Geister ruheloser Toter, die ihn unaufhörlich verfolgten, weil das, was den Lebenden den Tod brachte, für sie etwas ganz anderes zu bedeuten schien. Die Meerestiefen waren voll von diesen hungrigen Schatten, er konnte sie dort draußen hören, ihr unaufhörliches Gemurmel und ihre Klagen.
    Ertrunkene Seeleute, Selbstmörder, Verunglückte. All jene, die die See verschlungen hatte. Verzweifelte und boshafte Geister, die den Weg in die andere Welt nicht fanden. Er musste wachsam sein, sonst würden sie kommen und ihn mit ihren eiskalten Nebelfingern berühren, ihm die Kraft aussaugen und von seiner Seele zehren. Geschwächt und halb bewusstlos, wäre er eine leichte Beute. Vielleicht würden sie es schaffen, ihn zu töten. Oder, was die grausamste Vorstellung überhaupt war, ihn einfach auslöschen. Kjell starrte in den Himmel hinauf und fühlte sich leer und taub. Bleierne Müdigkeit zehrte an seinem Geist, doch er durfte nicht einschlafen. Nicht hier, wo er Menschenaugen ausgeliefert war. Zu gut erinnerte er sich an die Worte seines Vaters. Zu gut erinnerte er sich an alles, was damals geschehen war. Gefahr im Wasser und Gefahr an Land. Sicherheit fand er nirgendwo.
    Zögernd lieferte er sich der Macht des Meeres aus. Sie gab ihm alles, was er brauchte. Lebenskraft, Linderung und Trost. Mit jeder Welle, die ihn umschäumte, strömte eine wohltuende Woge dieser Empfindungen durch seinen Körper.
    Seine Gedanken schweiften ab. Warum konnte er nicht von dieser Frau lassen? Warum lag er hier, aufgeschlitzt von Felsen und geplagt von Gefühlen, die ihm fremd waren?
    Als sie hierher gekommen war, bis zum Bersten

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