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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Vermutlich lag es an Rembrandts einlullendem Schnurren.
    „Wo ist diese Kraft?“, fragte Fae. „Wie sieht sie aus?“
    „Es ist ein helles Licht in der Tiefsee, das aus einer Höhle herausstrahlt. Man erträgt es nicht, näher heranzuschwimmen. Es brennt wie Feuer, aber auf schöne Weise. Je näher man ihm kommt, umso größer wird der Schmerz und umso größer wird der Drang, sich hineinfallen zu lassen. Einmal bin ich so nah herangeschwommen, dass meine Haut verbrannte. Es fühlte sich an, als würde ich durch weißglühende Flammen schwimmen, aber es war unbeschreiblich schön. Ich wollte mehr davon. Ich wünschte mir, ganz darin zu verglühen, weil ich spürte, dass …“
    Er verstummte und schüttelte den Kopf.
    „Was hast du gespürt?“, bohrte Fae nach. „Beschreib es mir.“
    „Das ist schwer.“ Unruhig teilten seine Finger das Katzenfell, das so weiß war wie seine Haut. „Ich weiß keine passenden Worte dafür.“
    „Versuch es einfach.“
    Er seufzte. „Ich wusste, dass alles Fleischliche gleichgültig werden würde. Eine Art völlige Selbstaufgabe. Aber keine Vernichtung, sondern ein Anfang. Vielleicht ist die Seele eine Art Tor. Ein Portal in eine andere Welt, und irgendetwas in mir weiß, dass diese andere Welt schöner ist als alles, was ich mir vorstellen kann. So schön, dass ich sterben würde, um sie wiederzusehen.“
    „Wiederzusehen? Warst du schon einmal dort?“
    „Vielleicht“, antwortete er geheimnisvoll. „Oder ich komme von dort.“
    „Aber sagtest du nicht …“
    Er unterbrach sie mit einer Handbewegung. „Ich weiß es nicht, Fae. Ich rede nur von Gefühlen. Von Ahnungen. Vielleicht ist diese Welt, von der ich gerade gesprochen habe, die Antwort auf deine Frage.“
    „Meine Frage?“
    „Wohin wir nach dem Tod gehen.“
    Ein Beben durchlief ihren Körper. „Sag nie wieder dieses Wort. Ich will nicht darüber nachdenken. Nicht heute Nacht. Was hat diese Kraft mit deiner Verwandlung zu tun?“
    Er räkelte sich zwischen den Kissen. Fae starrte auf die blasse Haut seiner Brust, die durch den nassen Stoff des Hemdes schimmerte. Keine leichte Aufgabe, sich ganz auf seine Worte zu konzentrieren.
    „Manchmal kommen Wesen aus dem Licht“, sagte Kjell. „Kleine, leuchtende Tiere, die sich wie eine Wolke bewegen. Es passiert sehr selten, das sie kommen, und wenn, dann sterben sie meistens nach kurzer Zeit. Damals lockten diese Wesen meine Mutter zu sich, als sie mit mir schwanger war. Sie hüllten sie in eine Art Kokon ein und …“, er räusperte sich beklommen, „und zersetzten sie.“
    „Was? Sie zersetzten sie? Ist das dein Ernst?“
    Er nickte. „Nur ich blieb übrig. Angus, mein Vater, fand mich am Strand und hat mich vom ersten Augenblick an gehasst. Für ihn war ich schuld am Tod meiner Mutter. Und er hatte recht. Ich habe sie umgebracht, weil die Wesen mich aus irgendeinem Grund wollten.“
    Fae starrte ihn an. Als sie nach atemlosen Momenten wieder Luft in ihre Lungen sog, schmerzte es, als wäre sie aus tiefem Wasser aufgetaucht.
    „Du kannst nichts dafür“, sagte sie sanft. „Was hättest du denn tun sollen? Du warst ja noch nicht mal geboren, als diese Wesen deine Mutter …“, sie biss sich auf die Unterlippe, „… als das passierte.“
    „Vielleicht“, sagte er nur.
    „Und was geschah dann?“
    „Was soll dann geschehen sein? Mein Vater sperrte mich ein und ertränkte seinen Verstand im Alkohol. An manchen Tagen schaffte er zwei große Flaschen Whiskey. Er wollte mich kontrollieren und erzählte mir furchtbare Dinge über das, was ihr tut.“
    „Ihr? Du meinst uns Menschen?“
    Er nickte und versuchte gedankenverloren, Rembrandts Ohren umzuknicken.
    Drei Versuche erlaubte ihm der Kater, bevor er aufsprang und mit erhobenem Schwanz zur Tür marschierte.
    „Miau!“, verlangte das Tier mit Nachdruck.
    „Du willst raus?“ Fae rappelte sich auf, öffnete die Tür und ließ Rembrandt nach draußen. „Okay, wo waren wir?“
    Sie nahm wieder zwischen den Kissen Platz, diesmal ein Stück näher an Kjell. So nah, dass sie seinen wilden, salzigen Meeresgeruch wahrnahm. Jetzt erkannte sie, dass seine Pupillen wieder rund und die Iris ein gutes Stück geschrumpft war. Traurigkeit lag in seinem Blick, und eine Einsamkeit, die die Kluft zwischen ihnen bröckeln ließ. Wie gern hätte sie ihn durch eine Berührung getröstet, aber sie wagte es nicht.
    „Dein Vater versuchte also, dich zu manipulieren?“
    „Ja“, antwortete er tonlos. „Aber ich

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