Die Seele heilen
Willensstärke zu tun. Und lesen Sie Kapitel 1 dieses Buches. Dort erfahren Sie, was Sie wissen sollten, wenn ein lieber Mitmensch an Depressionen leidet.
Liebe allein genügt nicht
»Wir dachten, wir schaffen alles, mit Liebe geht das. Aber man schafft nicht alles«, das sagte Teresa Enke einen Tag nachdem sich ihr Mann, der Nationaltorhüter Robert Enke, der an Depressionen gelitten hatte, das Leben nahm. Sie hat recht. Glauben Sie nicht, dass Sie den Depressiven allein durch Ihre Zuneigung und Fürsorge retten können. Der aus dem Lot geratene Stoffwechsel im Gehirn kommt nicht durch menschliche Zuwendung wieder ins Gleichgewicht. Dazu bedarf es – zumindest bei schwereren Fällen – medikamentöser Unterstützung. Sie als Angehöriger oder Freund haben natürlich dennoch eine wichtige Funktion: Sie können eine Atmosphäre schaffen, in der die Genesung leichter gelingen kann. Sie können Katalysator sein, aber nicht die chemische Reaktion in Gang setzen.
Bringen Sie den Erkrankten zum Arzt
Wenn Ihr Auto streikt, werden Sie es sehr wahrscheinlich in die Werkstatt fahren oder dorthin abschleppen lassen, denn dort sind Leute, die etwas von Autos verstehen. Bei einer Depression ist eine schwerwiegende Störung der Gesundheit eingetreten, die ebenfalls der Versorgung durch Fachleute bedarf (sehen Sie dazu auch den Abschnitt » Behandlungsmöglichkeiten «). Je länger man damit wartet, umso schwieriger kann sich die Behandlung gestalten. Deshalb: Bringen Sie den Erkrankten zum Arzt.
Bleiben Sie standhaft
Einen depressiven Menschen in medizinische Behandlung zu bringen, wird unter Umständen nicht einfach sein. Entweder ist der Betreffende – bedingt durch die Depression – zu lethargisch, um hinzugehen. Oder die Entscheidung, ob und, wenn ja, zu welchem Arzt er gehen soll, überfordert ihn so sehr, dass er lieber nichts unternimmt. Die Depression hat vielleicht auch die Wahrnehmung schon so verfinstert, dass der Erkrankte glaubt, niemand könne ihm helfen. Eventuell versucht er auch, Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen, und appelliert an Ihre Liebe und Zuneigung nach dem Motto: »Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du dich besser um mich kümmern und mich nicht zum Psychiater schleifen.«
Wenn es auch noch so schwierig ist, bleiben Sie standhaft. Gerade weil Sie den Erkrankten schätzen und lieben, müssen Sie ihn dazu bringen, zum Arzt zu gehen. Und gehen Sie mit, wenn es dem Erkrankten so leichter fällt, sich Rat zu suchen.
Wenn es Ihnen gelingt, Ihren kranken Angehörigen zum Hausarzt zu bringen, ist viel gewonnen. Hausärzte behandeln einen Großteil psychisch kranker Menschen in Deutschland. Der Hausarzt wird den Patienten aber wenn nötig zum Psychiater oder Psychotherapeuten überweisen ( siehe [→] ).
Überzeugen Sie »Ihren Patienten« von der Notwendigkeit einer Behandlung nicht nach dem Motto: »Bei dir stimmt doch etwas nicht, du musst zum Psychiater, vielleicht kann er es richten«, sondern mit dem Tenor: »Du bist ein wunderbarer Mensch, aber das kannst du im Augenblick nicht sehen. Du hast es verdient, dass wir gemeinsam alles tun, damit du dich wieder besser fühlst.«
Wenn ein Klinikaufenthalt nötig wird
Sollte die Einweisung in eine psychosomatische oder psychiatrische Klinik nötig sein ( siehe auch [→] ), ist es leicht möglich, dass sich der Kranke dagegen sträubt. Insbesondere Frauen neigen dazu, weil sie glauben, dass ohne sie das Familiensystem zusammenbrechen wird. Eventuell wird der Kranke Ihnen auch vorwerfen, dass Sie ihn abschieben wollen. Bleiben Sie auch jetzt standhaft und bringen Sie den Kranken in die Klinik. Halten Sie es mit ihm zusammen auch aus, wenn er sich die erste Zeit dort unwohl fühlt. Sobald die Medikamente oder die Psychotherapie zu wirken beginnen, wird es besser werden; das habe ich am eigenen Leib erfahren ( siehe [→] ).
Ein Klinikaufenthalt hat Vorteile für Betroffene und Angehörige. Trösten Sie sich mit dem Gedanken, dass der Kranke sich in der Klinik in einem geschützten Raum befindet, wo er keine großen Verpflichtungen hat und sich auf seine Genesung konzentrieren kann. Außerdem kann der Patient durch die vielfältigen Therapieansätze vielleicht einen Zugang zu seinen Problemen bekommen, den er sonst nicht gefunden hätte. Die meisten Kliniken haben zudem ein gutes Sport- und Entspannungsangebot, das ebenfalls die Heilung unterstützen kann.
Gestehen Sie sich als Bezugsperson auch zu, dass ein Krankenhausaufenthalt
Weitere Kostenlose Bücher