Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
Vom Netzwerk:
Sie außerdem ein »optimales Krankheitsmanagement« erlernen.
    Es ist wenig hilfreich, die Möglichkeit eines Rückfalls zu leugnen und die Angst davor doch immer im Herzen zu tragen. Diese verkrampfte Haltung kann eher die Gefahr erhöhen, wieder in ein depressives Tief zu rutschen.

    Der Depression ins Gesicht sehen
    In der Konzentrativen Bewegungstherapie hatte ich einmal die Aufgabe, mein derzeitiges Lebensumfeld mit verschiedenen Gegenständen darzustellen. Ich gestaltete also ein Stillleben, in dem Dinge meine Familie, meine Freuden und meine Sorgen symbolisierten. Und ganz weit weg von mir, eingehüllt in ein schwarzes Tuch, stand eine kleine Steinfigur, die für mich die Depression repräsentierte. Ich hatte sie möglichst weit weg positioniert, aber sie stand doch genau in meinem Blickfeld und dominierte die Szene; und das fühlte sich nicht gut an. Die Therapeutin riet mir, die Figur probeweise näher bei mir aufzustellen, um zu sehen, ob das besser sei. Und als ich der Figur dann einen Standplatz in meiner Nähe gab, verlor sie ihre dominante Präsenz und ich nahm ihr sogar das schwarze Tuch ab, um sie besser sehen zu können. Es war so, als sei sie mir nun vertrauter und nicht mehr so bedrohlich.

    PROF. HIMMERICH
Erhaltungstherapie und Rückfallprophylaxe
    Etwa die Hälfte der Patienten mit einer depressiven Episode entwickelt im Verlauf ihres Lebens eine oder mehrere weitere depressive Episoden. Und mit jeder weiteren Episode steigen das Wiedererkrankungsrisiko und das Risiko, dass früher erfolgreiche Behandlungsstrategien nun nicht mehr greifen. Wann und ob eine neue Episode auftritt, lässt sich jedoch bislang nicht vorhersagen. Es können mehrere Episoden innerhalb weniger Jahre auftreten oder aber eine erneute Episode erst nach jahrzehntelanger Beschwerdefreiheit. Die nachfolgende Übersicht zeigt die Risikofaktoren für einen Rückfall in die Depression:
    Risikofaktoren für Rückfälle:
    1. Frühes Ersterkrankungsalter
2. Drei oder mehr Episoden einer Depression
3. Zwei oder mehr depressive Episoden in den letzten fünf Jahren
4. Restsymptome einer Depression
5. Suizidversuche in der Vorgeschichte
6. Rückfall nach Absetzen der Medikation in der Vorgeschichte
7. Familiäre genetische Belastung
8. Chronische psychosoziale Belastungsfaktoren, zum Beispiel in Familie oder Beruf
9. Starke Beeinträchtigung im zwischenmenschlichen Bereich
10. Weitere psychiatrische Erkrankungen
11. Weitere körperliche Erkrankungen
12. Dysthymie ( siehe [→] )
13. Entwicklung eines bipolaren Verlaufs ( siehe [→] )
    Dem Rückfall vorbeugen
    Wie bereits ausgeführt besteht die Behandlung eines depressiven Patienten aus der Akuttherapie, der Erhaltungstherapie und der Rezidiv- oder Rückfallprophylaxe. Die Behandlung in der Akuttherapie zielt darauf ab, dass die depressiven Beschwerden vollkommen verschwinden, also auf vollständige »Remission«. Weitere depressive Episoden sind dann unwahrscheinlicher beziehungsweise werden hinausgezögert. Bereits die nicht vollständige Remission der ersten depressiven Episode scheint einen Rückfall wahrscheinlicher zu machen.
    Ziel der sich anschließenden Erhaltungstherapie ist die Aufrechterhaltung der Remission und die Verhinderung eines Rückfalls. Das Antidepressivum, das zur Heilung in der Akutphase geführt hat, ist Mittel der ersten Wahl für die Erhaltungs- und Rückfalltherapie. Am effektivsten ist es, wenn die Dosis, die ursprünglich zur Remission geführt hat, in der Erhaltungsphase beibehalten wird. Heute wird generell allen Patienten eine Mindestdauer dieser Erhaltungstherapie von sechs Monaten empfohlen. Je nach Risikofaktoren kann es aber notwendig sein, die Erhaltungstherapie bis zu zwölf Monate auszudehnen.
    Wird während der Erhaltungstherapie die antidepressive Medikation, die zur Remission geführt hat, abgesetzt, dann hat das in bis zu 75 Prozent der Fälle einen Rückfall zur Folge. Umgekehrt verringert eine antidepressive Erhaltungs- beziehungsweise Rückfalltherapie das Rückfallrisiko um mehr als 50 Prozent.
    Prophylaxe nach der Erhaltungstherapie
    Es gibt bisher keine eindeutige Empfehlung dahingehend, wann und wie lange eine Prophylaxe nach erfolgreicher Erhaltungstherapie angezeigt ist. Generell wird eine Weiterbehandlung für alle Patienten mit einem hohen Rückfallrisiko empfohlen ( siehe [→] ). Patienten, die schon mehrere depressive Episoden erlebt haben, sollten mindestens fünf Jahre oder gar lebenslang weiter die Medikamente einnehmen.

Weitere Kostenlose Bücher