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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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eingehalten.
Mein ganzer Tag ist dadurch verdorben. (Übertreiben)
Das zweistündige Treffen ist nur ein kleiner Teil des Tages, der Rest könnte noch sehr schön werden.
Sie hat mich versetzt, weil sie mich doof findet. (Schlussfolgern)
Sie hat sich sonst immer mit mir getroffen, also findet sie mich wohl nicht doof.
    Wellentäler
    Neben den normalen Frusterfahrungen des Alltags, mit denen ich inzwischen besser umgehen kann, gibt es etwas, das ich vor der Depression nur in Andeutungen kannte, ich will es »Wellentäler« nennen. Bei mir beginnen sie mit Hitzewallungen, heißen Schauern, die mir über den Rücken laufen. An solchen Tagen sehe ich überall Probleme. Mein Gesichtskreis verengt sich und meine Wahrnehmung verdüstert sich. Es ist dann so, als träten die Dinge und Menschen, die mich umgeben, zurück, gleichzeitig bläht sich mein Innenleben auf und beschäftigt mich über Gebühr. Ich fange dann wieder an, mich zu oft mit einem Problem und mit der Frage, was ich wann falsch gemacht haben könnte, zu beschäftigen. Besonders Nächte eignen sich für solches Grübeln. Das kostet natürlich Energie, und statt tagsüber unbeschwert auf meine Umwelt zu reagieren, muss ich mich anstrengen, um »normal« zu funktionieren.
    Ich hasse solche Tage. Sie erinnern mich zu sehr an den Akutzustand einer Depression. Gott sei Dank gibt es sie nicht oft. Und inzwischen weiß ich, dass sie auch wieder vergehen und wie ich damit umgehen muss: Als ich das erste Mal einen solchen Tag hatte, war ich sehr besorgt. Ich fürchtete, wieder in eine Depression zu rutschen. Um festzustellen, wie »schlimm« es um mich stand, machte ich eine Art Selbsttest: Ich versuchte, ein Gedicht auswendig herzusagen. In der Akutphase der Depression war ich dazu nicht in der Lage, da meine Gedanken ständig abschweiften und ich keinen Vers zu Ende bringen konnte. Jetzt gelang es mir, alle Strophen wiederzugeben. Zudem konnte ich meine Alltagsaufgaben erledigen und es war nicht der ganze Tag dunkelschwarz gefärbt, sondern es gab auch gute Stunden, in denen es mir besser ging. Und irgendwie wusste ich auch, dass das Problem, über dem ich brütete, in Wahrheit so groß doch nicht war. Also war es wohl keine »echte« Depression, aber doch sehr unangenehm. Damit ich mit meinen Wellentälern einigermaßen gut zurechtkomme, versuche ich, zwei Strategien zu verfolgen:
    Normal reagieren: Während manche meiner ehemaligen Mitpatienten ihr Umfeld »warnen«, wenn sie solche depressiven Verstimmungen verspüren, habe ich beschlossen, meiner Familie nichts von meinen Wellentaltagen zu sagen. Ich möchte die Meinen nicht unnötig belasten und sie sollen mich auch nicht argwöhnisch beäugen und sich fragen, ob »es« wieder losgeht. Außerdem möchte ich mir keinen Freibrief dafür ausstellen, mich meinen Stimmungen hinzugeben. Wenn ich trotz Wellental versuche, normal zu reagieren, kostet das zwar Energie, aber es verhindert, dass ich noch tiefer in diese Stimmung versinke.
    Achtsam sein: Inzwischen habe ich gelernt, dass ich an »Wellentaltagen« besonders darauf achten muss, vernünftig zu essen und mich zu Aktivitäten aufzuraffen, von denen ich weiß, dass sie mir guttun. Umgang mit netten Menschen, viel frische Luft, Sonne, Bewegung und genug Ruhe sind sehr heilsam und helfen mir über die negativen Empfindungen hinweg.
    Vorbeugen!
    Die meisten der Menschen, die an einer Depression gelitten haben, werden solche depressiven Verstimmungen kennen. Damit sie sich nicht zu einer neuen depressiven Episode ausweiten, ist es wichtig, im Fall des Falles rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie sollten deshalb unbedingt Ihren Arzt oder Therapeuten kontaktieren, wenn
Sie länger als zwei Wochen emotional verstimmt sind,
es Ihnen schwerfällt, zur Ruhe zu kommen, sich zu konzentrieren und Ihre alltäglichen Pflichten zu erledigen,
Appetit, sexuelles Interesse und Lust an Unternehmungen stark nachlassen.
    SABINE WEHNER-ZOTT
Kann die Depression wieder kommen?
    Wer einmal eine echte Depression erlebt hat, wünscht sich, dass er so etwas nie wieder durchmachen muss. Ein Rückfall kann aber nie ganz ausgeschlossen werden. Rückfallgefahr besteht vor allem dann, wenn die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung zu früh abgebrochen wird. Nehmen Sie also bitte Ihre Medikamente nach Vorschrift des Arztes ein und begeben Sie sich in der Nachphase einer akuten Depression in Psychotherapie. Das hilft Ihnen und Ihrem Umfeld und in der Therapie können

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