Die Seele heilen
Dies gilt auch für Menschen, die bereits mehrere Rückfälle nach Absetzversuchen erlitten haben.
Medikamente und Psychotherapie
Pro Jahr kommt es bei 5 bis 10 Prozent der Patienten trotz medikamentöser Rückfallprophylaxe zum Auftreten erneuter Episoden. In diesen Fällen ist der Wechsel von der medikamentösen Therapie mit Antidepressiva auf Lithium oder auf eine Kombinationstherapie mit Lithium zu erwägen ( siehe dazu auch [→] ). Neben der Pharmakotherapie sollte bei solchen Risikopatienten außerdem großer Wert auf die Psychoedukation ( siehe [→] ) und eine optimale Psychotherapie gelegt werden. Denn mehrere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Pharmakotherapie in Kombination mit Psychotherapie im Vergleich zur Behandlung allein mit Antidepressiva oder allein mit Psychotherapie zu einem besseren Ergebnis führt.
Wenn Sie in der Erhaltungsphase Ihre Medikamente regelmäßig in der richtigen Dosierung einnehmen, eine gute Psychotherapie durchführen und lernen, so zu leben, wie es Ihnen guttut, senken Sie das Risiko, einen Rückfall zu erleiden!
Beendigung der medikamentösen Rückfallprophylaxe
Die Medikamente sollten in keinem Fall abrupt abgesetzt werden. Vielmehr wird die Dosis über mehrere Monate hinweg langsam reduziert. In dieser Zeit und auch noch nach dem kompletten Absetzen der Medikation sollten Sie eine intensive Betreuung und Psychoedukation durch Arzt oder Therapeuten bezüglich früher Rückfall-Warnsymptome in Anspruch nehmen. Warnsymptome sind vor allem depressive Symptome. Diese können individuell stark variieren. Schreiben Sie Ihre individuellen Warnsymptome auf und erstellen Sie einen Plan, der festhält, was Sie tun können, wenn diese Symptome auftreten.
Wird die medikamentöse Therapie beendet, können Absetzsymptome auftreten. Diese werden aber durch die langsame Dosisverminderung reduziert oder verhindert. Beim Absetzen von TZAs ( siehe [→] ) können depressive Verstimmungen und Alpträume auftreten; werden SSRIs abgesetzt, kann es zu Bewegungsstörungen, Missempfindungen wie Kribbeln oder Schwindel, Kopfschmerzen, Schwäche und Schlafstörungen kommen. Diese Symptome dauern in der Regel aber nur maximal zwei Wochen an. Sind die Absetzsymptome sehr stark ausgeprägt, sollte die Dosis wieder erhöht und später ein neuer Absetzversuch gestartet werden.
Anfangs beutelte es mich sehr
Als die Dosis von einer ganzen auf eine halbe Tablette täglich reduziert wurde, beutelte es mich so sehr, dass ich nahe daran war, wieder die frühere Dosis zu nehmen. Aber mithilfe meiner Therapeutin, viel frischer Luft und Sport hielt ich durch. Nach einigen Tagen waren die Missempfindungen verflogen und ich konnte wieder normal meinen Alltag leben. Am Ende der Absetzphase nahm ich nur noch jeden dritten Tag eine halbe Tablette. Diese Dosierung ist so gering, dass sie nicht mehr stimmungsaufhellend wirkt. Das hieß, dass ich mich wieder aus eigener Kraft gut fühlte. So vorbereitet, war das endgültige Absetzen des Medikaments für mich kein Problem mehr.
Wie alle schweren Krankheiten stellt auch die Depression große Anforderungen an die Familie oder auch an Freunde des Betroffenen: Sie müssen den kranken Mann oder die kranke Freundin unterstützen und möglicherweise ihr Leben umstellen. Und sie müssen zusehen, dass sie nicht selbst unter die Räder kommen. Auch sie brauchen also Rat und Hilfe.
Eine Depression betrifft nicht nur die Kranken, sondern auch ihre Umwelt. Als Freund oder Familienangehöriger sollten Sie deshalb im Notfall die richtigen Maßnahmen ergreifen können. Damit helfen Sie in der akuten Phase am besten.
Die Depression verstehen
Wenn ein Mensch, der bislang in seinem Leben normal funktionierte, plötzlich nichts mehr auf die Reihe bekommt, alles schwarz sieht, lethargisch vor sich hindümpelt, nur noch im Bett liegt oder sich in hektischen, nicht zielgerichteten Aktivitäten verliert, dann ist das für sein Umfeld nicht nachzuvollziehen. Zunächst kann es deshalb leicht zu Vorwürfen kommen, zum Beispiel: »Du lässt dich zu sehr hängen.« »Warum hast du das immer noch nicht gemacht, das ist doch wirklich nicht so schwer.« Oder das beliebte »Reiß dich doch mal zusammen!«. Der Depressive leidet jedoch darunter, dass er gerade das nicht kann. Da der Krankheit eine Veränderung des Gehirnstoffwechsels zugrunde liegt, lässt sie sich eben nicht durch »sich zusammenreißen« beheben. Merken Sie sich deshalb bitte: Depression hat nichts mit fehlender
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