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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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kenne genügend Fälle, in denen Landesherren sich unbehelligt über solchen Einspruch hinweggesetzt haben. Warum nicht auch wir?«
    Förner schürzte die Lippen. »Weil sich das Reichskammergericht in letzter Konsequenz an den Kaiser wenden könnte, und der hat ein Heer.«
    Der Fürstbischof schüttelte mit überlegener Miene den Kopf. »Ferdinand von Habsburg wird sich nicht gegen einen gut katholischen Landesherrn wenden. Wir befinden uns im Krieg, habt Ihr vergessen? Der Kaiser braucht jeden Verbündeten, den er bekommen kann, sonst geht’s ihm an den Kragen. Nein, Förner, von dieser Seite haben wir nichts zu befürchten.«
    »Ihr wollt die Sache also einfach aussitzen?« Der Weihbischof traute seinen Ohren nicht; sein fahles Gesicht lief schon wieder rot an. »Ihr lasst Euch, mit Verlaub, von diesen aufsässigen Stinkstiefeln auf den Kopf scheißen?«
    »Mäßigt Euch, Förner.« Dornheim drohte milde mit dem Finger. »Wie kommt Ihr darauf? Nein, mein Lieber, wir lassen uns das natürlich nicht bieten. Wir werden die Hilfstruppen des Satans ausmerzen, bis zum letzten Mann. Ihr sagtet, die Namen der Unterzeichner seien bekannt?«
    »Allesamt.«
    »Gut. Wer steht an der Spitze dieses … Aufstands?«
    »Der Bürgermeister, Junius.«
    Der Fürstbischof lächelte. »Das habe ich mir gedacht.« Angelegentlich besah sich Dornheim seine Finger, holte mit dem Daumennagel ein Klümpchen Dreck unter dem Nagel des Mittelfingers hervor und schnippte es weg. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser rechtschaffene Herr in den nächsten Tagen von etlichen Delinquenten besagt wird. Wir nehmen dieser kleinen Verschwörung zunächst den Kopf. Danach gehen wir gegen den Rest der Bande vor. Einer nach dem anderen. Zittern sollen sie vor Angst. Bis dann das Mandat aus Speyer kommt, ist alles zerschlagen. Und dieses Mandat werden wir dann erst einmal mit guten Argumenten beantworten. Dadurch geht Zeit ins Land. Der Teufel kann nicht ewig durchhalten, oder?«
    Der Weihbischof begann langsam, etwas wie Hochachtung vor seinem Fürstbischof zu empfinden. Vor kaum einer Viertelstunde hatte ihn der Teufel mit dem heulenden Elend geschlagen, dass er, Förner, schon geglaubt hatte, es sei alles verloren. Und dann, von einem Moment auf den anderen, wieder Kraft und Entschlossenheit. Wahrlich, Dornheim musste ein Liebling des Herrn sein.

    Später, nachdem alles bis in die letzte Kleinigkeit besprochen war, ging Förner zu Fuß in die Domstadt zurück. Es war nicht zu heiß; Wolkenstreifen überzogen den Himmel wie Fäden von Zuckerwatte. Langsam spazierte er an der Regnitz entlang, sah zu, wie die Schelchen bedächtig ihre Bahn flussabwärts zogen. Enten und ein Schwanenpaar schwammen am Ufer; ein paar Kinder warfen ihnen trockene Brotbrocken zu. Ein junger Mann kam ihm entgegen, gut gekleidet, das braune Haar über der Stirn in einem etwas merkwürdigen Wirbel nach hinten verdreht. Förner erkannte ihn, es war dieser junge, ehrgeizige Schreiber von der Malefizkommission. Der Name fiel ihm nicht ein.
    Schramm verbeugte sich im Gehen vor dem Weihbischof, und der nickte zurück.
    Brief Johannas an ihre Schwester Thea vom 1.September 1629
Liebstes Schwesterlein,
Dein Brieff hat mich erst vor drey Tagen erreicht, dieß Mal hat es sieben Wochen gedauert, warumb kann ich nit sagen. Es freut mich, daß es Dir, dem Vater und Deinem Heinrich gut gehet und daß die Recepturn, die ich nach Bamberg geschickt hab, sich wohl bewähren. Daß Du immer noch nit gesegneten Leybs bist, kümmert mich, aber Du darfst nit vertzagen, hast doch noch so vil Zeitt!
Grad komm ich vom Tuchmarckt, weil ich bald ein Fest-Kleid brauch. Der Ehmann meiner guthen Freundin Aaltje Zeventien, der alß Kapithän mit seinem Handels-Segler vier Monat verscholln war, ist geßtern wohl behaltten zurückgekehrt. Da war überall große Freud, auch bei der Ostindien-Companie, die seinen Onckeln gehört. Es wird ein schöns Banckett gegeben, zu dem auch ich geladen bin. Darumb hab ich Stoff gekauft. Der Tuchmarckt hier ist so groß, Du hättest die reine Freud dran! Damast aus Venedig und Genova, teurer Brockat mit metallen Fäden durchwoben. Barchent aus Leinen und Baumwoll, bunter Schamlott, geblümtes Berter, Pernisch – alles gibt’s, nit nur die billigen Wollstoffe wie daheim. Ich hab etlich Ellen himmel-blaue Seide und darzu feinen schwartzen Sammet gekauft, und natürlich weiße Spitz, damit geh ich später zum Schneider. Der Pieter war mit beim Einkauffen und hat

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