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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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war sie wieder, die Verzweiflung, die ihn in den letzten Monaten immer wieder packte. »Bei allen Heiligen, was machen wir jetzt?«, presste er dumpf zwischen seinen Fingern hervor. »Der Satan sucht sich immer neue Verbündete. Ganz Bamberg ist gottlos geworden. Förner, wir werden der Sache nicht Herr.« Er stöhnte auf. »Gott steh uns bei. Es war falsch, was wir getan haben, alles falsch.«
    Mit stummem Erstaunen sah Förner die plötzliche Verwandlung, die mit seinem Gegenüber vor sich gegangen war. Er sah die lähmende Schwärze, die sich über ihn herabgesenkt hatte, die Mutlosigkeit, die Schwermut. Dass Dornheim in einem solchen Zustand war, hatte er nicht gewusst. Das durfte nicht sein. Er musste verhindern, dass der Fürstbischof aufgab.
    »Noch vor einiger Zeit wart Ihr fest entschlossen, den Kampf gegen den Antichrist zu verschärfen, Eminenz. Wundert es Euch, dass er uns nun noch mehr Schwierigkeiten macht? Das ist nur das letzte Aufbäumen vor der Niederlage!«
    »Nein.« Dornheim schrie fast. »Er siegt! Der Teufel siegt!« Er fuhr mit weinerlicher Stimme fort: »Seit Monaten kann ich nicht mehr ruhig schlafen. Die Angst frisst an mir wie ein nagendes Tier. Ich falle, es zieht mich hinab. Manchmal wünsche ich mir den Tod, ich will und kann bald nicht mehr. Förner, was ist das?« Trockene Schluchzer begannen den Fürstbischof zu schütteln.
    »Ihr kämpft einen heldenhaften Kampf mit dem Bösen!« Förner war entsetzt über Dornheims Zusammenbruch. »Und glaubt mir, Ihr werdet ihn gewinnen. Der Teufel kann Euch nichts anhaben. Ihr seid ein heiliger Mann.«
    »Der Teufel bringt mich um, Förner! Seht Ihr das nicht?« Der Fürstbischof heulte jetzt laut. Ich will nicht mehr! Ich … will … nicht … mehr!«
    Mit zwei Schritten war Förner um den Tisch herum, packte Dornheim und schüttelte ihn mit aller Kraft. »Doch Ihr wollt! Und Ihr müsst! Reißt Euch zusammen, in Gottes Namen!« Sein Blick fiel auf den Mohren, der entsetzt die Szene beobachtete. »Steh nicht so dumm herum, bring einen Becher Branntwein, Affengesicht!«, herrschte er ihn an.
    Caspar rannte, und Förner flößte dem Fürstbischof das ganze Glas ein. Dornheim hustete und rang nach Atem. Endlich lehnte er sich in seinem Sessel zurück, das Gesicht weiß wie die Wand. Förner ließ ihm Zeit. Dann tätschelte er ihm die wulstigen Finger. »Es ist vorüber«, sagte er schließlich. »Luzifer hat gerade versucht, Euch niederzuringen, und Ihr habt diesen Angriff mit bewundernswerter Kraft abgewehrt. Der Herr ist wahrlich mit Euch.« Er verneigte sich feierlich vor Dornheim, der seinen Worten staunend lauschte. »Ja, Eminenz, Ihr seid erwählt. Ich beneide Euch! Und ich bin stolz, dass ich an Eurer Seite sein darf. Ihr allein dürft dem Satan entgegentreten, dürft ihn niederringen. Der Herrgott muss Euch besonders lieben. Und Ihr werdet sein Vertrauen nicht enttäuschen.« Beinahe glaubte Förner selbst, was er da sagte. Er beobachtete den Fürstbischof und sah, wie die Farbe in sein Gesicht zurückkehrte. Dornheim stürzte ein weiteres Glas Schnaps hinunter, das Caspar in vorauseilendem Gehorsam gebracht hatte. Dann setzte er sich wieder auf.
    »Ja, Förner, jetzt habt Ihr wohl miterlebt, wie sehr mir der Satan zusetzt. Es ist ein schreckliches Ringen. Aber Ihr habt recht, ich darf und werde nicht aufgeben.«
    »Sehr recht, Eminenz. So gefällt es dem Herrn.«
    Dornheim lächelte. Er hatte sich wieder in der Gewalt, fühlte seine alte Kraft zurückkehren. Förner war so klug, ein Glück, ihn zum Freund zu haben. »Ihr wart vorhin recht aufgeregt, mein Bester.«
    »Es macht mich zutiefst wütend, dass diese Bamberger Brut nicht endlich klein beigibt.«
    »Sie sind schwach im Glauben, meine Untertanen. Sie können, anders als ich, dem Teufel nicht widerstehen und machen sich zu seinen Instrumenten.« Dornheim sagte es fast nachsichtig.
    »Ich fürchte, dieses Mal wird ein Mandat kommen, das uns – Euch – in der Stadt und vor aller Welt bloßstellt!«
    Der Fürstbischof stand auf; der Geruch der Speisen widerte ihn plötzlich an. Er trat ans geöffnete Fenster und beobachtete eine Weile nachdenklich das Treiben unten im Hof. »Welche Möglichkeiten hat das Reichskammergericht, uns zu zwingen, dieses Mandat umzusetzen?«
    »Keine, soweit ich weiß.«
    »Richtig. Es hat keine Truppen, keine Landsknechte, keine Soldaten. Ich bin zwar kein Jurist, aber ich weiß, dass die Herren zu Speyer zwar Verfahrensfehler anmahnen können, aber ich

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