Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
ein reynes Gewißen, auch wenn Ihr thausend Zeugen bringt. Die will ich gern hören.
Da wurd mir der Sohn des Goldtschmids Marr vor gestellt. Ich fragt ihn: Herr, was wißt Ihr über mich? Hab ich doch Zeyt meines Lebens noch nie mit Euch zu tun gehabt! Er antwortete: Doch, Herr Juniuß, aber in der Hofhaltung hab ich Euch gesehen. Mehr wisse er auch nit. Dr.Herrenberger meinte: Es ist genug, daß er Euch gesehn hat, er kann gehen.
Darauf sagte die Hopfen-Els, sie hett mich im Hauptsmoorwald tantzen sehn. Ich fragte: Mit wem? Sie entgegnete, das wiße sie nit.
Da beschwohr ich die Herrn in Gotts Namen, sie hörten doch umb Gotts Willen, daß dies lautter falsche Zeugen seyen. Sie sagten nur, ich solle guthwillig bekennen, oder der Hencker würd mich zwingen. Ich erwiderte, ich hett wol Gott niemals verleugnet, so wölle ich’s auch jetzt nit tun. Ich wölle lieber ertragen, was immer auf mich zukäm.
Ach, und dann, Gott im höchsten Himmel erbarm sich meiner, kam der Hencker, band mir die Finger Schrauben an und drückt mir die Händ so zußammen, daß das Bluth zu den Negeln herauß ging und ich die Händ vier Wochen nit hab gebrauchen können, wie Du auch an meiner Schrifft noch sehn kannst. Da hab ich mich Christus in seine heyligen fünff Wunden befohlen und gerufen: Er wird mir mein Schmertz lindern, daß ich ihn ausstehn kann.
Darnach hat man mich erst ausgetzogen, mir dann die Händ auf den Rücken gebunden und mich an ihnen in die Höh getzogen. Da dacht ich, Himmel und Erden gingen unter, haben mich achtt Mal aufgetzogen und wieder falln laßen, daß ich ein unsehlig Schmertzen empfand. Und dießes ist alles faselt nackent geschehn, denn sie haben mich fasel nackend ausziehn laßen. Ich sagte zu den Herrn: Verzeih Euch Gott, daß ihr ein ehrlich Mann also unschuldig angreift. Wollt ihn nit alleyn um Leip und Seel, sondern auch umb Hab und Guth bringen.
Sagt Dr.Schwarzcontz: Du bist ein Schelm.
Ich sagt, ich bin so erlich, alß Ihr alle seit, allein wenn die Dingk so zugehn, so wird keyn erlicher Mann in Bambergk sicher sein. Ihr so wenig als ich oder ein andrer.
Sagt Doctor, er sey nit vom Teuffel angefochten. Ich sagt, ich auch nit, aber Eure falschen Zeugen, das seind die Teuffel, und Eure scharffe Marter. Denn Ihr laßt keinen frey, und wenn er alle Martter ausstehet.
Als nun der Hencker mich wieder hinweg geführt ins Gefängknis, sagt er zu mir: Herr, ich bitt Euch um Gotts Willen, bekennt etwas, es sey gleich wahr oder nit. Erdenket etwas, denn Ihr könnt die Martter doch nit außhalten, die man Euch anthut. Ihr kommt doch nit heraus, wann Ihr gleich ein Graf wäret. Eher läßt man Euch nit zufriden bis Ihr sagt Ihr wäret ein Trudner. Die Komusarii hetten gesagt, mein Herr Fürßt Bischof wolle ein solches Exempel an mit statuirn, daß man darüber staun sollt. Das gleiche sagten mir die andern. So hab ich gebethen, ich sei gar übel auf, man solle mir einen tagk Bedenckzeit geben und ein Priester.
Nun hertzliebe Dochter, was meinst du, in was für ein Gefahr ich gestanden und stehe? Ich soll sagen, ich sey ein Trudner, und bin es nit. Soll Gott verleugnen und hab es zuvor nit getan. Hab Tag und Nacht mich hoch bekümmert, endtlich kam ich zu einem Rat. Ich wollt etwas sagen, nur mit dem Maul und Wortten, was ich im Werck nit getan hab, wollte dies danach beychten beim Paterprior vom Prediger Closter. Wollt es die verantwortten laßen, die mich dartzu nötigen.
Und dann ist dieses mein Aussag wie folgt, aber alle erlogen. Nun folgt, mein liebs Kindt, was ich hab außgesagt, daß ich der großen Martter und harten Torthur bin entgangen, welche ich unmöglich hätt noch länger ausstehn können. Mit lautter Lügen, darauff ich sterben muß.
Nemblich sey ich auff mein Feld beim Friedrichsbrunnen gangen, hab mich daselbsten niedergesetzt, da sey eine Grasmagd auf mich zukommen. Hätt gesagt Herr was macht Ihr, Ihr seid so traurig, und sich näher an mich heran gemacht. Sobald solches geschah, ist sie zu einem Geißbock geworden, mir an die Gurgel gegriffen und geruffen: Du mußt mein sein, oder ich will dich umbringen! Da hätt ich Gott und das himmlische Heer verleugnet und mich in Teuffels Namen taufen laßen.
Nun vermeint ich, es wär vorüber, da stellte man mir erst den Hencker an die Seiten. Sie fragten, wo ich denn auf Tantz geweßen sey. Da wußt ich nit aus noch ein; mir fiel aber dann ein, daß der Sohn des Goldschmidts und die Hopfen-Elß die alte Hofhalttung, die Rats Stuben und den
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